Donnerstag, 5. März 2009

Swing Vote - Die beste Wahl (2008)



„Swing Vote“ ist der Film zur US-Präsidentschaftswahl 2008 und schon deshalb bereits jetzt veraltet. Er erzählt ein durchschaubares Märchen von der einen Stimme, die alles verändern kann. Gleich vorweg: Selten hat man ein so stinkend manipulatives liberales Statement vorgesetzt bekommen, das allenfalls glühenden Obama-Verehrern gefallen mag. Das hier unverhohlen auf Wählerstimmen für das demokratische Logo abgezielt wird bekommt einen bitteren Nachgeschmack, weil sich der Film eben einen gänzlich anderen Schleier überwirft. Angeblich eine sich für ausreichende Information, politische Bildung und daraus folgender Mündigkeit des Wählers einsetzende Komödie, entpuppt sich „Swing Vote“ in Windeseile als der Propagandafilm, der er zweifellos ist.

Ein Mann kann die amerikanische Wahl beeinflussen weil die Auszählung der Stimmen tatsächlich unentschieden ausgeht. Infolgedessen avanciert er zum Medienstar und seine nachträgliche Wahl zum landesweit verfolgten Großereignis. Natürlich geht es in dieser hanebüchenen Geschichte auch um familiären Zusammenhalt, den Glauben an sich selbst und woran man sonst noch so glaubt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. So furchtbar dämlich und uninteressant die grob zusammen gefasste Handlung auch klingen mag, die von käsigem Pathos bestimmte Umsetzung mag jede noch so verkleinerte Erwartung zu unterbieten.



Da wird ständig von einem einzigartigen Moment amerikanischer Geschichte geredet (ein Schelm, wer hier Parallelen zur Realität sieht) und die unbedingte Wichtigkeit seine Wählerstimme abzugeben bis zum Erbrechen herunter gebetet. Dabei stellt der ungeheuer zahnlose Film niemals die 2-Parteien-Demokratie der USA in Frage, lässt nicht einmal die Möglichkeit aufblitzen, das die Stimme an eine dritte Partei geht. Das Ende wiederum ist relativ offen gehalten, trotzdem bezieht der Film eindeutig Stellung und ist nichts als Bauernfängerei aus Hollywood, das sich traditionell eher liberal gibt.

Darum bemüht, niemandem auf den Schlips zu treten, zeigt sich der Humor auf einem bedauernswertem, fast schon kastriertem Niveau – bedenkt man, das der skurrile Plot auch durchaus die Ausgangsbasis einer scharfzüngigen Satire sein könnte . Nicht einmal die beliebte Medienschelte wird wahr genommen, obgleich sich diverse Möglichkeiten finden würden. Das Drehbuch ist offenbar zu beschäftigt damit, sich dem Zuschauer anzubiedern und eine möglichst flächendeckende Identifikationsfigur zu erschaffen. So ist der von Kevin Costner lustlos verkörperte Bud Johnson ein Mann, der nicht nur allein erziehender Vater einer altklugen Kackbratze ist sondern sich auch mit dem Verlust des Arbeitsplatzes herum plagen muss und überdies die Politikverdrossenheit des Durchschnittsbürgers verkörpert. Bis hin zu perfiden Details wie Buds Baseball-Cap ist seine Figur berechnende gezeichnet und kalkuliert auf einen Zuspruch beim „Kleinen Mann“, der sogleich aus seinem muffigen Sessel aufspringen und begeistert seinen Teil zum Wohle der Menschheit leisten soll.



Mit der Zeichnung des Hauptcharakters ist der klischeehaften und abgeschmackten Symbolträchtigkeit noch nicht genüge getan denn man erinnere sich: Die Kids sind die Zukunft. Und dementsprechend reif, verantwortungsbewusst und wissbegierig zeigt sich Buds Tochter, die ihren Vater mehr erzieht als anders herum – ein neuer Superlativ der hassenswerten Teenager-Figuren jüngerer amerikanischer Filmgeschichte. Eine dermaßen bieder-penetrant vorgestellte Vorbildfunktion findet sich allenfalls in veralteten, moralistischen Sitcoms. Jedenfalls unterstreicht die Figur den hoffnungslos naiven Charakter des Films, der seine Botschaft wirklich ernst meint und spießig bis zum Anschlag bleibt. Da helfen auch die glanzlos verheizten Gaststars keinen Millimeter weiter, unter ihnen Larry King, Willie Nelson, Stanley Tucci, Judge Reinhold und Dennis Hopper in Cameos und Nebenrollen.

Wäre „Swing Vote“ ein gerade heraus inszenierter und nach Möglichkeit auch ein komischer Film mit simpler, ehrlich präsentierter Botschaft, so hätte er wahrlich niemandem weh getan. So hinterhältig die politische Beeinflussung hier aber statt findet, so wenig funktioniert das Gesamtwerk als Film, geschweige denn als Komödie. Der völlig steife Erzählfluss schleppt einige peinlich gewollte humoristische Einlagen über die nicht enden wollende Laufzeit von erbarmungslosen 120 Minuten. Political Correctness wird in diesem krampfigen, geistig verkümmerten und intellektuell eher beleidigenden als stimulierenden Machwerk ganz groß geschrieben, sodass man sich keine Sorgen machen muss, falls man mal einen Teil des Films verpennt. Egal zu welchem Zeitpunkt das geschehen mag und dieser theoretische Fall kann durchaus eintreffen: Rückspulen lohnt definitiv nicht, keine Szene ist es wirklich wert, gesehen zu werden. Einen solch demonstrativ rückgratlosen Film, der sich selbst komplett durch den Bezug auf eine kollektive gesellschaftliche Stimmung definiert, straft man am Besten durch Nichtbeachtung.

Fazit: Unerträglich langatmiger, unkomischer Stimmenfang für Barack Obama, den ersten wahren Popstar im Weißen Haus. Die naive Haltung des Films wird exorbitant ausgebreitet und in aller Ausführlichkeit mit stets erhobenem Zeigefinger zu Tode ausformuliert. Das sich „Swing Vote“ oberflächlich so bescheiden gibt und beim Kleinen Mann schleimen geht, macht ihn um einiges unsympathischer als er ohnehin schon ist.

01/10

2 Kommentare:

  1. Weißt du schon, ab wann du wieder etwas regelmäßiger posten kannst?

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  2. Bald. ;)

    Zum Trost für nicht gehaltene Versprechen erst mal ein Text zu WATCHMEN...

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