Donnerstag, 6. August 2009

Filmtagebuch: Dirty Harry 5, Sleepless, Mall Cop, Onkel Toms Hütte


Das Todesspiel (1988)
Im fünften Teil um Dirty Harry ist selbiger auch in seinem fiktiven Universum zur Ikone, zur lebenden Legende geworden. Selbstverständlich angeekelt vom Rummel um seine Person ist aus Harry Calahan eine Persönlichkeit geworden, die durch ihren beruflichen Erfolg in Verbindung mit hinlänglich bekannter harter Vorgehensweise zum Helden stilisiert werden soll. Autogramme schreiben, Interviews geben und sogar um ein Fernsehspecial ihm zu Ehren gebeten werden – so sieht Harrys Alltag nun aus, neben der kompromisslosen Verbrecherjagd selbstverständlich. Im „Todesspiel“ ist die Hauptfigur mehr denn je ein Mann ohne Privatleben, der scheinbar nur für seinen Job existiert, beim bloßen Gedanken an schnöde Schreibtischarbeit erbost reagiert. Doch Calahan ist alt geworden, die Luft ist raus aus der Filmserie, die hier wieder nur einen dürftigen Plot verfolgt, der lediglich altbackene Handlungsmuster wieder aufwärmt, angereichert mit einer überdeutlich vorgetragenen Medienschelte. Schon die Entwicklung von der karrieregeilen Reporterin zur seriösen Berichterstatterin spricht Bände, auch der mitunter sarkastisch-selbstironische Blick auf die Filmindustrie kann durchaus auf Eastwoods eigene Karriere umgemünzt werden.(4,5/10)


Sleepless (2001)
Argentos Versuch einer Wiederbelebung des klassischen Giallos, dessen Entwicklung er maßgeblich beeinflusste, erweist sich als zwiespältiges Unterfangen. In seinen besten Momenten hoch atmosphärisch, lebt der Film in erster Linie vom treibenden, pumpenden Score von The Goblin, der für eine elektrisierende Stimmung sorgt und in Verbindung mit der dynamischen Kameraarbeit streckenweise enorme Spannungsentwicklung aus dem schlaffen Plot heraus kitzelt. Die Geschichte selbst rutscht aber des öfteren in unfreiwillige Komik herab, was in einer haarsträubenden Auflösung kulminiert, die perfekt zu den trashig umgesetzten Spezialeffekten passt. Verständlich, dass Max von Sydow hier eher zurückhaltend agiert und nicht selten einen äußerst gelangweilten Eindruck macht. Für Fans von Argento aber sicherlich einen Blick wert, vereint „Sleepless“ doch deutlich sowohl inhaltliche als auch ästhetische Motive des Regisseurs, der hier einmal mehr zwei seiner eklatanten Schwächen zeigt: Ein dürftiges, wenig ausgefeiltes Drehbuch und ein damit einher gehendes Desinteresse an den oberflächlich gezeichneten Figuren. Aufgrund dieser Defizite können auch die zahlreich eingeflochtenen Subtexte nicht glaubwürdig ausformuliert werden...(05/10)


Der Kaufhaus-Cop (2009)
Genau die erwartete, immer gleiche Standard-Komödie vom Fließband. Wie das Ganze ausgeht steht nach der Einführung der Hauptfiguren gleich fest und der Film gibt sich eifrig Mühe, jede Figur so eindimensional wie nur irgend möglich zu gestalten. Bei jeder Gelegenheit bestätigt das Drehbuch, das der glatte arrogante Mistkerl, der sich fortwährend über fette Mitmenschen lustig macht, wirklich ein Arschloch ist und das das scheue, natürlich bildhübsche Rehlein von weiblicher Hauptfigur besser mit dem kugelrunden aber sanftmütigen Paul bedient ist. Das dieser Paul von Kevin James gespielt wird, rettet dann vor einem Totalausfall – seine Präsenz wirkt einfach für sich. Nicht zuletzt aufgrund des voluminösen Körperumfangs, der den „King of Queens“-Star auszeichnet, gerät das Schlussdrittel immerhin zu einer leidlich amüsanten „Die Hard“-Parodie mit netter Luftschacht-Action. Die sülzige Moral trägt unverkennbar die Handschrift Adam Sandlers, der mit seiner eigenen Produktionsfirma 'Happy Madison' hinter dem Projekt steht...(2,5/10)


Onkel Toms Hütte (1965)
Werkgetreue, wenn auch wenig akkurat ausgestattete Adaption des gleichnamigen Romanklassikers. Ebenso wie die literarische Vorlage neigt der Film zu übertriebener Sentimentalität und rührseligen biblischen Gleichnissen. Dramaturgisch sinnvoll gestrafft, enthält der Plot sämtliche Eckpunkte der Geschichte und erzählt diese relativ ausladend, allerdings ohne aufwendige Bildkompositionen. Darstellerisch beeindruckt vor allem Herbert Lom als machtgieriger Großgrundbesitzer, dessen Figur die am reizvollsten gestaltete ist. Der von unerfüllter sexueller Bestätigung zerfressene Charakter ist vielschichtig angelegt und lädt ein zu einem psychosexuellen Diskurs über die Machtverhältnisse, die rein kapitalistischen Gegebenheiten zugrunde liegen. Andererseits enttäuscht der Film durch ästhetische Unzulänglichkeiten wie einfallslose Kostüme und uninspirierte Kameraarbeit... (05/10)

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