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Dienstag, 1. Dezember 2009

Headless Horseman (Kurz-Review)


Ungelenk und wenig unterhaltsam präsentiert sich diese Nu Image-Produktion, die erneut die bekannte Mär vom Kopflosen Reiter auf die Welt los lässt. Selten wurde die Erzählung von Washington Irving dröger adaptiert als in dieser abgeschmackten und klischeebeladenen TV-Version. Über Fernsehniveau kommt der mit furchteinflößenden Dialogen überfrachtete und gänzlich unspannende Film nie hinaus, weshalb eine DVD-Veröffentlichung schon eine Adelung bedeutet. Für den geneigten Zuschauer, der imstande ist jeglichen Anspruch über Bord zu werfen, wartet „Headless Horseman“ immerhin mit einigen deftigen Sauereien auf. Zwar fließt nur fürchterlich künstlich aussehendes CGI-Blut, dennoch sind die zahlreichen Kills die einzigen Schauwerte dieses Machwerks. Der hirntote Plot erinnert frappierend an „2000 Maniacs“ und ist obendrein noch garniert mit hilflos eingesetzten postmodernen Versatzstücken. Der Streber unter den Knallchargen, die nacheinander hingeschlachtet werden, hat nämlich die Vorlage zur eigenen Misere gelesen, was die in Osteuropa herunter gekurbelte Geschichte natürlich um keinen Deut interessanter gestaltet. Diese spielt die meiste Zeit in grellem Tageslicht, damit man die stinklangweiligen Locations auch schön ausführlich begutachten kann.Wirklich nur was für Allesfresser.


(zuerst erschienen in: Deadline Nr. 18)

Donnerstag, 3. September 2009

Filmtagebuch: Trauzeuge gesucht & Mr. Woodcock


Trauzeuge gesucht (2009)

John Hamburg ist ein Garant für harmlose, unverbindliche Hollywood-Komödien für die ganze Familie. Auch wenn seine Filme prinzipiell in geordneten Bahnen verlaufen und relativ überraschungsfrei bleiben, so weisen sie doch ein hervorragendes Gespür für humoristisches Timing auf. Perfekt zu betrachten am Beispiel seines Drehbuchs zu „Meet the Parents“ - nur selten weisen Filme eine derartige Gag-Dichte auf, ohne zur Sketch-Parade degradiert zu werden und jede Geschichte aus den Augen zu verlieren. Hamburg ist ein Könner wenn es darum geht, temporeich und kurzweilig zu inszenieren und auch Schauspieler sinnvoll einzusetzen – ist die Besetzung seiner Filme doch stets überaus prominent.

Nach „Safe Men“ und „Along come Polly“ ist „I Love You, Man“ Hamburgs dritter und bisher bester Spielfilm. Maßgeblich für diese Steigerung ist die neckische Prämisse, die wesentlich origineller ausfällt als noch beim direkten Vorgänger. Hamburg liefert hier eine romantische Romantic Comedy mit all ihren bekannten Eck- und Wendepunkten – mit dem Unterschied, das er von einer platonischen Männerfreundschaft erzählt und nicht vom Pärchen, das sich findet, streitet und am Ende wieder versteht.

Mit Paul Rudd und Jason Segel („How I met your Mother“) fällt die Besetzung der beiden Hauptfiguren nicht übermäßig prominent aus. Beide harmonieren aber sichtlich auf der Leinwand und geben ein sehr komisches Duo ab. Nur zur Erinnerung: Dies ist KEIN Buddy-Movie. „I Love You, Man“ kündigt es schon im Titel an: Er will die Besonderheiten einer Männerfreundschaft zum Handlungsgegenstand machen und ist nicht an einer Liebesgeschichte im traditionellen Sinn interessiert. Bemerkenswert ist, das Hamburg es unter diesen Umständen schafft, die Frauenfiguren im Film niemals unsympathisch erscheinen zu lassen – die Frau steht hier nicht im Weg, stellt sich nicht als boshafte Zicke heraus, wird aber auch nicht zur Randfigur degradiert. Keine so leichte Aufgabe, die hier elegant gemeistert wird: vielleicht schon zu gut, denn dieser Umstand wirkt so selbstverständlich, das er eventuell gar nicht ins Auge springt.

„I Love You, man“ ist eine rundum vergnügliche Angelegenheit geworden und unterhält bestens mit einer erfrischend aufbereiteten Story, die beweist, wie ein leicht veränderter Blickwinkel ganz neue Einsichten gewähren kann. Zudem hält der Humor ein gewisses Niveau und gibt sich nur in wenigen Szenen einer grobschlächtigen Machart hin. Als Beispiel dient hierfür sicherlich die Sequenz am Poker-Tisch, in der ein Schwall Kotze mitten im Gesicht von Jon Favreau landet.

Viel mehr Reiz bezieht der Film aber aus seiner Betrachtung eines Mannes, der eben nicht in Frauenfragen ratlos ist sondern keinen rechten Bezug zu einer männlichen Welt hat. Urkomisch, wie Paul Rudd sich schüchtern verhaspelt, als er eine Verabredung mit Jason Segel ausmachen will, wie er deplatzierte Witze reißt, weil er denkt es sei nötig oder wie er verschämt reagiert, wenn er nach seinen Masturbationsgewohnheiten gefragt wird. Segel legt seinen Charakter entspannt, offenherzig und ein wenig kindsköpfig an, womit er einen trefflichen Gegenpol bildet zum unbeholfen auftretenden Paul Rudd.

07/10


Mr Woodcock (2007)

Neben dem beachtlichen „Lars und die Frauen“ ist „Mr. Woodcock“ die zweite Regie-Arbeit des ehemaligen Werbe-Filmers Craig Gillespie. Anders als der melancholisch verträumte „Lars“ ist der zweite Film von Gillespie eine wesentlich leichtere und konventionellere Angelegenheit. Müsste man das unbedingt negativ ausdrücken, so könnte man den Film auch als flacher bezeichnen – womit man bestimmt nicht im Unrecht wäre, denn in „Mr. Woodcock“ wird eine wesentlich brachialere Sprache gesprochen. Gemeinsam haben beide Filme jedoch, das sie spöttisch und doch liebevoll einen Blick auf ein verklärtes provinzielles Amerika werfen.

Hier wie dort ist die Kleinstadt ein harmonischer Ort, wobei in „Mr. Woodcock“ der Spott überwiegt – dessen Zielscheibe sind Provinz-Gepflogenheiten die bierernst genommen werden, Lokalpatriotismus und vor allem die fragwürdige Branche der Selbsthilfe-Bücher. Diese werden mit scharfer Ablehnung, ihre Leser mit Verachtung geschildert. Ein solches hat die Hauptfigur, dargestellt von Sean William Scott (der hier fleißig gegen sein festgefahrenes 'Stifler'-Image anspielt), gerade geschrieben und es damit zu landesweitem Erfolg gebracht. Kurz vor seiner Buch-Tour kommt ihm ein Heimat-Besuch dazwischen, bei dem ihm nicht nur eine örtliche Ehrung zuteil wird sondern er auch erfahren muss, das seine verwitwete Mutter mit seinem ehemaligen Sportlehrer zusammen ist. Eben dieser Lehrer ist Mr. Woodcock, gespielt von einem grundsoliden Billy Bob Thornton, der solch zynisch abgeklärte Rollen mittlerweile aus dem Ärmel schüttelt und eine gewohnt routinierte Vorstellung gibt.

Leider macht der Film den gewaltigen Fehler, seine ohnehin fragwürdige Moral bereits nach der Eingangssequenz zu offenbaren. Von einer kurzen Szene aus der Kindheit, in der Mr. Woodcock die Schüler beim Unterricht malträtiert, wird in die Gegenwart und auf den Umschlag des geschriebenen Buches geschnitten. Vor der Überblende rät Woodcock seinem Schüler Farley metaphorisch wie wörtlich los zu lassen – der Buchtitel lautet dann „Letting go“. Offensichtlicher könnte das Drehbuch die finale Einsicht nicht vorweg nehmen: Nur durch Woodcocks strenge Behandlung konnte Farleys Motivation wachsen. Das Gillespie damit indirekt auch die Wiedereinführung der Prügelstrafe fordert, war ihm damit vielleicht gar nicht klar. Die reaktionäre Botschaft, die der Film vielleicht ungewollt transportiert, ist aber doch eindeutig heraus zu lesen.

Glücklicherweise hat sich auch Charakterdarstellerin Susan Sarandon in den Film verirrt und schafft es tatsächlich, ihrer schablonenhaften und devoten Figur, eine mütterliche Wärme zu verleihen. Außerdem wartet „Mr. Woodcock“ mit einigen skurrilen Nebenfiguren auf – so spielt Ethan Suplee („American History X“) einen sympathischen Naivling, der es zu nichts gebracht hat und wiederholt damit ein wenig seine Paraderolle aus der TV-Serie „My Name is Earl“.

Stößt man sich nicht am vorhersehbaren Handlungsablauf, den seltsamen Moralvorstellungen oder der rückständigen Pädagogik, die hier propagiert wird, dann kann Gillespies Komödie durchaus als unbeschwerte Unterhaltung funktionieren. Witzig, unterhaltsam und gut besetzt ist der Film in jedem Fall...

05/10

Donnerstag, 6. August 2009

Filmtagebuch: Dirty Harry 5, Sleepless, Mall Cop, Onkel Toms Hütte


Das Todesspiel (1988)
Im fünften Teil um Dirty Harry ist selbiger auch in seinem fiktiven Universum zur Ikone, zur lebenden Legende geworden. Selbstverständlich angeekelt vom Rummel um seine Person ist aus Harry Calahan eine Persönlichkeit geworden, die durch ihren beruflichen Erfolg in Verbindung mit hinlänglich bekannter harter Vorgehensweise zum Helden stilisiert werden soll. Autogramme schreiben, Interviews geben und sogar um ein Fernsehspecial ihm zu Ehren gebeten werden – so sieht Harrys Alltag nun aus, neben der kompromisslosen Verbrecherjagd selbstverständlich. Im „Todesspiel“ ist die Hauptfigur mehr denn je ein Mann ohne Privatleben, der scheinbar nur für seinen Job existiert, beim bloßen Gedanken an schnöde Schreibtischarbeit erbost reagiert. Doch Calahan ist alt geworden, die Luft ist raus aus der Filmserie, die hier wieder nur einen dürftigen Plot verfolgt, der lediglich altbackene Handlungsmuster wieder aufwärmt, angereichert mit einer überdeutlich vorgetragenen Medienschelte. Schon die Entwicklung von der karrieregeilen Reporterin zur seriösen Berichterstatterin spricht Bände, auch der mitunter sarkastisch-selbstironische Blick auf die Filmindustrie kann durchaus auf Eastwoods eigene Karriere umgemünzt werden.(4,5/10)


Sleepless (2001)
Argentos Versuch einer Wiederbelebung des klassischen Giallos, dessen Entwicklung er maßgeblich beeinflusste, erweist sich als zwiespältiges Unterfangen. In seinen besten Momenten hoch atmosphärisch, lebt der Film in erster Linie vom treibenden, pumpenden Score von The Goblin, der für eine elektrisierende Stimmung sorgt und in Verbindung mit der dynamischen Kameraarbeit streckenweise enorme Spannungsentwicklung aus dem schlaffen Plot heraus kitzelt. Die Geschichte selbst rutscht aber des öfteren in unfreiwillige Komik herab, was in einer haarsträubenden Auflösung kulminiert, die perfekt zu den trashig umgesetzten Spezialeffekten passt. Verständlich, dass Max von Sydow hier eher zurückhaltend agiert und nicht selten einen äußerst gelangweilten Eindruck macht. Für Fans von Argento aber sicherlich einen Blick wert, vereint „Sleepless“ doch deutlich sowohl inhaltliche als auch ästhetische Motive des Regisseurs, der hier einmal mehr zwei seiner eklatanten Schwächen zeigt: Ein dürftiges, wenig ausgefeiltes Drehbuch und ein damit einher gehendes Desinteresse an den oberflächlich gezeichneten Figuren. Aufgrund dieser Defizite können auch die zahlreich eingeflochtenen Subtexte nicht glaubwürdig ausformuliert werden...(05/10)


Der Kaufhaus-Cop (2009)
Genau die erwartete, immer gleiche Standard-Komödie vom Fließband. Wie das Ganze ausgeht steht nach der Einführung der Hauptfiguren gleich fest und der Film gibt sich eifrig Mühe, jede Figur so eindimensional wie nur irgend möglich zu gestalten. Bei jeder Gelegenheit bestätigt das Drehbuch, das der glatte arrogante Mistkerl, der sich fortwährend über fette Mitmenschen lustig macht, wirklich ein Arschloch ist und das das scheue, natürlich bildhübsche Rehlein von weiblicher Hauptfigur besser mit dem kugelrunden aber sanftmütigen Paul bedient ist. Das dieser Paul von Kevin James gespielt wird, rettet dann vor einem Totalausfall – seine Präsenz wirkt einfach für sich. Nicht zuletzt aufgrund des voluminösen Körperumfangs, der den „King of Queens“-Star auszeichnet, gerät das Schlussdrittel immerhin zu einer leidlich amüsanten „Die Hard“-Parodie mit netter Luftschacht-Action. Die sülzige Moral trägt unverkennbar die Handschrift Adam Sandlers, der mit seiner eigenen Produktionsfirma 'Happy Madison' hinter dem Projekt steht...(2,5/10)


Onkel Toms Hütte (1965)
Werkgetreue, wenn auch wenig akkurat ausgestattete Adaption des gleichnamigen Romanklassikers. Ebenso wie die literarische Vorlage neigt der Film zu übertriebener Sentimentalität und rührseligen biblischen Gleichnissen. Dramaturgisch sinnvoll gestrafft, enthält der Plot sämtliche Eckpunkte der Geschichte und erzählt diese relativ ausladend, allerdings ohne aufwendige Bildkompositionen. Darstellerisch beeindruckt vor allem Herbert Lom als machtgieriger Großgrundbesitzer, dessen Figur die am reizvollsten gestaltete ist. Der von unerfüllter sexueller Bestätigung zerfressene Charakter ist vielschichtig angelegt und lädt ein zu einem psychosexuellen Diskurs über die Machtverhältnisse, die rein kapitalistischen Gegebenheiten zugrunde liegen. Andererseits enttäuscht der Film durch ästhetische Unzulänglichkeiten wie einfallslose Kostüme und uninspirierte Kameraarbeit... (05/10)

Mittwoch, 1. Juli 2009

Filmtagebuch: Neuer Deutscher Film (II)



Sommersturm (2004)
Der bisher wohl beste Film von Marco Kreuzpaintner, der in den letzten Jahren eine beachtliche Karriereentwicklung durchgemacht hat. Noch vor seinem USA-Ausflug „Trade“ und dem hoch produzierten Schrottfilm „Krabat“ inszenierte Kreuzpaintner mit „Sommersturm“ einen sehr persönlichen Film, da er autobiografische Züge trägt und auch von den Coming-Out-Erfahrungen des Regisseurs erzählt. Dank einfühlsamer und frischer Darsteller und einer geschickt zwischen Humor und Ernsthaftigkeit tangierenden Dramaturgie, die es gegen Ende dann aber zu gut meint mit symbolbehafteten Bildkompositionen. Fast jedes Bild ist geschickt digitalisiert, dennoch kommt der Film ästhetisch kaum über besser produzierte Fernsehkost hinaus. Mit einigen Abstrichen sehenswert...(06/10)

Schwere Jungs (2007)
Die bayerische Variation des Komödien-Hits „Cool Runnings“ versprüht jede Menge Lokalkolorit und bietet unverfälschte Charakterzeichnungen sowie einen geduldig entwickelten Handungsbogen. Mit den Klischees des Sportfilms spielt „Schwere Jungs“ allerdings nur selten, belässt es bei einer recht konventionellen Durchstarter-Story, die auf wahren Begebenheiten fußt, ohne das ich hier beurteilen will, inwiefern das überhaupt eine Rolle spielt. Der kernige Witz und die hervorragende Besetzung inklusive Gaststar Bastian Pastewka sorgen dann für einen positiven Eindruck, der nur leicht durch die unbeholfen gefilmten Sport-Sequenzen verwässert wird...(6,5/10)

Märzmelodie (2008)
Der perfekte Sommerfilm. Eine romantische Komödie mit leicht bittersüßer Note und besonderem Kunstgriff. Wie in einem Jukebox-Musical werden bekannte Pop- und Rocksongs in die Dialoge eingeflochten, ohne das aber Genre-Regeln befolgt werden. Die Figuren singen nicht mit eigener Stimme, es erklingt an den entsprechenden Stellen der Originalsong – was dazu führt, das die jeweilige Figur mit unterschiedlichen Stimmen singt. Zudem werden nur ausdrucksstarke und perfekt in die Situation gestreute Schnipsel gesungen, meist als Folge eines Gefühlsausbruchs. Die Musik fängt an, wo die Worte eigentlich aufhören – dieses clever verwendete Stilmittel sorgt für eine Dynamik, für kurzweilige Unterhaltung, die so charmant ist, das auch seichtere Wendungen dem Film niemals den Zauber rauben. Formal relativ einmalig im deutschsprachigen Raum, überrascht vor allem die unbeschwerte Leichtigkeit, mit der Regisseur Martin Walz seine „Märzmelodie“ erklingen lässt...(08/10)

Solino (2002)
Fatih Akin spannt in seiner Einwanderer-Familienchronik einen breiten zeitlichen Bogen, der fesselndes Einzelschicksal subtil vor der Kulisse jüngerer deutscher Geschichte ablaufen lässt. Der ganz lange Atem zum Meisterwerk fehlt dem Film noch, insbesondere in der Gewichtung einzelner Zeitabschnitte. Dennoch gelingt Akin ein glaubwürdiges Porträt der Lebensbedingungen von Immigranten in den 60er-80er-Jahren, vergisst aber nie die dichte Handlung mit Humor aufzulockern, der sich nie anbiedert sondern ganz natürlich zu facettenreichen Gesamtwerk passt. Neben diesen Aspekten erzählt „Solino“ auch von der Liebe zum Kino, von der Hingabe an das Medium Film und um die Leidenschaft, die ein Künstler zum kreativen Schaffensprozess benötigt. Auch in seinen traurigen Szenen bleibt der Film nüchtern, realistisch aber immer lebendig und lebensbejahend. Eine Ode an das Leben, die Lust und den Film. Allgemein propagierte familiäre Werte beleuchtet Akin dabei eher kritisch und pessimistisch, doch auch nicht ohne Hoffnung...(8,5/10)



Sommer vorm Balkon (2005)
Noch vor dem beherzten „Wolke 9“ gelang Andreas Dresen dieser Geniestreich. Bei aller Realitätsnähe ödet der Film nie an, verbindet scheinbar mühelos schwermütige Melancholie mit herzerfrischender Komik, ganz ohne Kopflastigkeit oder eine aufdringlich-“wichtige“ Moral. Den Kern dieses einfachen und doch so komplexen Meisterstücks zu erfassen, ist nicht leicht und noch schwerer in Worte zu fassen. Wer sich aber auf den ruhigen und aufrichtig ehrlichen Film einlassen kann, findet unter den oberflächlich als Banalitäten erscheinenden Eckpunkten der Handlung echtes menschliches Drama, wie aus dem Leben gegriffen – auch wenn das abgedroschen klingt. Nur selten vermag Kino so etwas derartig authentisch abzubilden und erlebbar zu machen; nicht einmal den berühmten Dogma-Filmen gelingt dies besser...(9,5/10)


Harte Jungs (2000)
Knallharte Jungs (2002)
Nur ganz kurz, hab die Filme auch nur nebenbei laufen gehabt weil sie zufällig im Fernsehen liefen. Auch ohne diesen Rotz aufmerksam zu verfolgen, lässt sich sagen, das solche Filme den schlechten Ruf des deutschen Humors untermauern. Alberne Zoten, geschmackloser „Humor“, abgrundtief verlogene Klischeebilder und ganz ganz schlechte darstellerische Leistungen positionieren schon den ersten Teil in die unterste Schublade. Das Fremdschämen kann im Nachfolger dann tatsächlich noch etwas angehoben werden, auch wenn die unglaubwürige, sexistische und einfach zum Kotzen unkomische Travestie-Komödie sich als Abklatsch von Teenie-Schrott wie „Eis am Stiel – Hasenjagd“ gibt. Eine als potthässliche Frau verkleidete fette Sau, verschmierte Körperflüssigkeiten, sprechende Pimmel und dergleichen sind einfach nicht komisch. Es sei denn sie kommen aus dem Hause Troma aber das ist eine andere Baustelle, die sich deutlich mehr zu beackern lohnt als bodenloser Schwachsinn wie „Harte Jungs“. Diese beiden Machwerke sind schlichtweg desaströse Peinlichkeiten von epischem Ausmaß und nicht einmal ansatzweise als Trash goutierbar...(natürlich 01/10 in beiden Fällen)

Kurzfilme:



Tramper (2004)
Die beklemmende Grundsituation, die vor den Credits mit einem kleinen Paukenschlag eingeläutet wird, ist für jeden Zuschauer greif- und vorstellbar. Geschickt spielt der Film mit der Erwartungshaltung des Zuschauers, verfügt dank cleverer Kameraführung über eine dichte Atmosphäre. Auf diversen Festivals gefeiert, zielt „Tramper“ (für einen Kurzfilm aber durchaus in Ordnung) auf den bloßen Effekt ab und setzt mit dem finalen Twist einen markanten Schlusspunkt.(07/10)

Spielerfrauen (2006)
Kurzfilm von Martin Walz, enthalten im Bonusmaterial auf der DVD zu „Märzmelodie“ - ein amüsanter Spaß, der schnell vorbei ist und keine sonderliche Wirkung hinterlässt. In einer einzigen Einstellung gedreht, können die gepfefferten Dialoge überzeugen. Auch die Grundidee, drei gelangweilte Frauen von Fußballstars dabei zu zeigen, wie sie das Spiel ihrer Männer verfolgen, kann als originell durchgehen und verarbeitet damit leicht sarkastisch die allgemeine Fußball-Euphorie: Gerade die Gattinnen, die am nächsten dran sind und von Ruhm und Reichtum profitieren, haben keinerlei Herz für den deutschen Volkssport Nummer Eins. Vergnüglich, aber ebenso schnell vergessen wie angeschaut...(05/10)

Spielzeugland (2007)
Der diesjährige Oscar-Gewinner der Kategorie „Bester Kurzfilm“ entpuppt sich als bleischwere, dabei aber schlichte und banale Holocaust-Geschichte. Konsequent aus der kindlichen Perspektive gedreht und mit einer gewissen inszenatorischen Leichtigkeit versehen, hätte aus dem parabelhaften Stoff durchaus etwas werden können. Ohne jede erzählerische Flüssigkeit vegetiert der Film über seine bescheidene Laufzeit dahin und dabei sind die wenig überzeugenden Kinderdarsteller noch das geringste Problem. Der Film begegnet seinem Thema konventionell und schleppt sich zu einem extrem vorhersehbaren Ende, dessen humanistischer Anstrich zwar bestimmt gut ankommt, dem aber jegliche Glaubwürdigkeit fehlt...(04/10)

Donnerstag, 18. Juni 2009

Filmtagebuch: Neuer Deutscher Film (I)

In der letzten Zeit habe ich mich etwas eingehender mit dem jüngeren deutschen Film auseinander gesetzt und kann mich den allgemeinen Hasstiraden nicht unbedingt anschließen. Hier nun meine ersten Kurz-Reviews zum deutschen Film, weitere folgen in Kürze:



Free Rainer – Dein Fernseher lügt (2007)
Ein einziges überproduziertes Hassobjekt von einem Film. Weingartners Machwerk nimmt sich dermaßen überheblich, das sich Arroganz des Regisseurs schon in den Anfangsminuten gänzlich entlarvt. Ebenso ungeschickt wie plump versucht sich der Film zunächst an satirischer Überzeichnung (Moritz Bleibtreus hirnverbrannt-trashige Autofahrt), fährt den Karren aber schon hier in den Dreck. Keine Pointe sitzt und die sensationslüsterne Optik des Trivialfernsehens zu kopieren erfüllt keinen tieferen Sinn. Nebenbei wird jede noch so sichere Pointe verfehlt und wenn man als Zuschauer schon ans Abschalten denkt, kommt es richtig dick. Der Hauptcharakter macht eine fixe Wendung zum idealistischen Revolutionär durch und von nun an legt das debile Drehbuch jede Aussage des Films direkt in den Mund des Hauptdarstellers. Der schleudert von nun an abgestandene, pseudo-linksintellektuelle Phrasen um sich und vollzieht mit einer Handvoll klischeehaft gezeichneten Hartz IV-Empfängern und zwei gleichgesinnten einen Wandel in Deutschland. Die Menschen werden zum Denken bewegt, sind doch gar nicht so blöd – und erleben eine Kulturrevolution. Ab jetzt gibt es dann absolut hochwertige TV-Unterhaltung – Beispiel gefällig? Ein Kandidat wirft einen Ball auf eine Leinwand und anschließend liest ein Prominenter aus einem zufällig ausgewählten Klassiker. Wer hier schon Kotzkrämpfe erleidet, der wappne sich für ein naives, utopisches Ende, das die eigenen „revolutionären“ Ideen (die nur ein abgeschmackter Aufguss der 68er-Gedanken sind) selbstherrlich feiert. Abgrundtief ekelhaftes Kino, für das Weingartner offensichtlich ein großes Budget anvertraut wurde – zu keinem Zeitpunkt lässt er wirkliche Ironie erkennen, Subtilität ist wohl ein Fremdwort für den jungen Regisseur, der auf der unerträglich hohlbirnigen Audiokommentar-Spur den Eindruck eines eitlen Pimpfes macht, der seine flache „Mediensatire“ tatsächlich für ein philosophisches Schwergewicht hält und uns wohl auch in Zukunft nicht in Ruhe lassen wird. Der Spagat zwischen greller Satire und betont ernst gemeinter Melodramatik gelingt im übrigen keineswegs, auch stilistisch stellt „Free Rainer“ also eine Katastrophe sondergleichen dar. Man beachte, wie geschickt der Film ein paar wenige unbekanntere (und wirklich schockierende) Fakten einstreut und damit wichtig und brisant erscheinen will – dabei zeugt dies höchstens von einer ordentlichen Recherche...(01/10)

Die Bluthochzeit (2005)
Basierend auf einem belgischen Comic, fehlt dem Film jeglicher Sinn für das Absurde, sodass die groteske Ausgangssituation sich schnell abnutzt und spannungslos vor sich hin dümpelt. Den Dialogen fehlt jeglicher Sinn für humoristisches Timing, die kruden Geschmacklosigkeiten fallen allesamt harmlos und wenig erheiternd aus, die Figuren bleiben uninteressant und werden kaum ausgestaltet. Look und Erzähltempo sind viel zu sehr in der Realität verankert um den wahnsinnigen Zügen dieser Geschichte gerecht zu werden, weshalb Handlungsverlauf vor Unglaubwürdigkeiten und Logik-Löchern nur so wimmelt. Selbst die Zugpferde Armin Rohde (den ich sehr schätze) und Uwe Ochsenknecht (der immerhin ein solider Darsteller ist) lassen keine Spielfreude erkennen, passen sich an den behäbigen Stil des Films an und schalten wohl auf Autopilot. Wie das Ganze am Ende ausgeht interessiert dann wohl nur noch die Wenigsten, vor allem, weil bis zum Schluss jede Figur schablonenhaft bleibt. Wer dann eigentlich gestorben ist (und auf diese letztliche Eskalation schielt schließlich der gesamte Film), ist am Ende herzlich egal. Als überzeichnetes Portrait familiären Verfalls lassen sich Ansätze ausmachen (die wohl der mir unbekannten Vorlage entstammen, nehme ich jetzt einfach mal so an), die aber genauso wenig vertieft werden wie die Story verdichtet. (02/10)

Kurz und Schmerzlos (1998)

Das Kino-Debüt von Fatih Akin profitiert von dessen scharfer Beobachtungsgabe, die den inszenatorischen Details spürbare Authentizität verleiht. Jenseits bekannter Immigranten-Klischees beschreibt der Film die Lebensumstände dreier Freunde unterschiedlicher Herkunft exakt und emotional nachvollziehbar. Zum Ende hin verliert sich die Realitätsnähe in einer überflüssigen dramatischen Zuspitzung, deren tragischer Ausgang nicht den gewünschten Effekt erzielt sondern dem Film im Gegenteil viel an Kraft raubt. Als Auftakt einer künstlerisch wie kommerziell erfolgreichen Karriere kann man „Kurz und schmerzlos“ rückblickend einen gewissen Stellenwert nicht absprechen. Es ist der Film eines jungen Regisseurs, dessen Ziele schon erkennbar sind, auch wenn sie scheinbar noch nicht klar vor Augen lagen. In den besten Szenen inszeniert Akin bereits mit souveräner Leichtigkeit, was vor allem im Zusammenspiel der drei Hauptakteure sichtbar wird. Weniger gelungen sind gewollt kultige Einspieler wie ein fader Monolog mit dem Thema „der Tag, an dem ich aufgehört habe zu kiffen“. Das Ensemble überzeugt durchweg mit einer Schwachstelle: Ralph Herforth weiß überhaupt nicht zu überzeugen, wirkt überfordert und unfreiwillig komisch.(05/10)



Nordwand (2008)
Mit dem Bergfilm beschwört der erfolgreiche Videoclip-Regisseur Philipp Stölzl ein urdeutsches Filmgenre herauf, das längst in den Untiefen der Filmgeschichte verschollen schien. Stölzl lässt es sich nicht nehmen, sich ästhetisch auf die vorbelasteten Vorbilder von Leni Riefenstahl (wie schon in seinem umstrittenen Rammstein-Video „Stripped“) und Luis Trenker zu stützen und bildgewaltig jene Themen anklingen zu lassen, die wie geschaffen waren für die Blut-und-Boden-Ideologie der Nazis und dementsprechend korrumpiert wurden: Opferbereitschaft, Kameradschaft, der Sieg der menschlichen Natur über ihre eigenen Grenzen. Bei allem Anachronismus vergisst Stölzl nicht, das Genre an sich zu reflektieren – dies geschieht elegant über eine Nebenhandlung, in der die journalistischen Bemühungen thematisiert werden, die beiden Gipfelstürmern zu arischen Heldenfiguren zu stilisieren. Diese klugen Beobachtungen werden leider etwas verwässert durch eine redundante Liebesgeschichte, die reichlich Pathetik in den ohnehin schon emotional aufgeladenen Stoff bringt. Nicht zuletzt durch die herausragende Kameraführung entstehen atemberaubende Bilder vor malerischer Kulisse – rein formell ist der Film ein Traum und wird auch den großen Vorbildern gerecht, braucht sich diesbezüglich ebenfalls nicht hinter einschlägigen Hollywood-Filmen verstecken. Eine Vertiefung der genre-dekonstruierenden Elemente findet leider nicht statt - dennoch ist „Nordwand“ ein packendes, kerniges und bildgewaltiges Filmerlebnis geworden, in dem das Scheitern von Beginn an fest steht und so in den Mittelpunkt rückt. Für den ultimativen Abgesang auf den Bergfilm reicht es zwar nicht, dennoch unterm Strich ein hervorragend inszeniertes und in den Hauptrollen sehr gut gespieltes Abenteuer mit tragischem Ausgang...(7,5/10)

Ghetto (2006)
Möchtegern-bildungsbürgerliche Geschichtsstunde, trocken wie ein altes Stück Zwieback. Völlig überforderte Darsteller latschen durch triste Originalkulissen und sollen dabei Geschichte lebendig werden lassen. Die statische und einfallslose Stilistik ermüdet schon nach kurzer Zeit und auch erzählerisch hat der Film rein gar nichts zu bieten. Was in der Vorlage auf der Bühne vielleicht noch funktionieren mag, verkommt hier zum eintönigen Gedenkfilm zur Erinnerung an das Schicksal der litauischen Juden. Das respektable Ansinnen, diesen weniger bekannten Teil der Geschichte ins Licht der Aufmerksamkeit zu rücken, reicht längst nicht aus um den Film zu tragen. In seiner bemühten, letztlich aber zu galtten Umsetzung, schwimmt der Film im Fahrwasser von Mainstream-Vergangenheitsbewältigung wie „Schindlers Liste“ und versagt als ernst zu nehmende Auseinandersetzung völlig. Spätestens wenn die Ereignisse am Ende ihren unvermeidlich tragischen Lauf nehmen, verliert der Film jede Substanz und verkommt zur kalten Farce...(03/10)

Mein Führer (2007)
Vieles an diesem stimmt, vieles allerdings nicht. Um es kurz zu machen: Dani Levy zieht sprichwörtlich den Schwanz ein und verschenkt sämtliche kontroverse Schärfe, die in der ursprünglich geplanten Fassung durchaus reichhaltig vorhanden war zugunsten einer eher harmlosen Komödie, die leider mit einer bitterlich misslungenen Sequenz endet. Vorher hat man es aber immer noch mit einem prächtig ausgestatteten und vorzüglich gespielten Film zu tun, mit Helge Schneider in seiner ersten echten Rolle. Alleine der Hautdarsteller ist es wert, sich „Mein Führer“ anzusehen, so wunderbar nuanciert und ambivalent zeichnet dieser den demoralisierten Diktator. Auch Ulrich Mühe zeigt eine brillante Leistung, da gibt es nichts. Insgesamt aber leider ein Film, dem all die verspielten Chancen zu Gesicht stehen, der aber auch den besten komischen Hitler seit Chaplin zu bieten hat. Sehens- und diskussionswert, was sicher nicht das schlechteste ist, was sich über einen Film sagen lässt...(06/10)



Wolke 9 (2008)
Das viel beachtete und im Feuilleton umjubelte Meisterstück von Andres Dresen hat für mich alle Erwartungen erfüllt. Dem Tabu-Thema „Sexualität“ im Alter begegnet er ohne Verkrampfungen oder Kino-typischen Eskapismus. In den drei Hauptrollen absolut uneitel und einfühlsam gespielt, kinematografisch extrem nüchtern und naturalistisch gefilmt. Das gilt sowohl für explizite Sex-Szenen als auch für intensive, authentisch geführte Dialogpassagen, die größtenteils improvisiert wurden. Ohne schmückendes Beiwerk wie Hintergrundmusik oder künstlich erhöhtes Tempo begleitet der Film seine Figuren bis in die intimsten Momente, was zugleich schonungslos und ergreifend ist. Stilsicher, unprätentiös und in all seiner bitteren Tragik schmerzlich lebensnah...(09/10)

Kirschblüten (2008)
Vielleicht der bisher beste Film von Doris Dörrie. Psychologisch sehr genau gezeichnete Figuren helfen über so manchen allzu bemühten Dialog hinweg. Ohne langweilig zu werden oder das schwermütige Thema sentimental zu verklären, gelingt Dörrie eine glaubwürdige Reflexion allgegenwärtiger Fragestellungen rund um Alter, Verlustkompensation und spirituellen Abschied. Obwohl die Sezierung familiärer Reibereien teilweise punktgenau ausfällt widmet sich der Film einfach zu lang diesen Teilaspekten, auf denen aber klar ersichtlich nicht der Schwerpunkt liegt. Erst die Verlagerung des Handlungsortes nach Japan fördert auch die metaphysischen Anliegen zu Tage, die dann leicht zu kurz kommen. Mit dem Ortswechsel lösen farbenfrohe Aufnahmen von lyrischer Schönheit die zuvor karg gehaltenen Kulissen ab, mit dem die jahrelang eingefahrene Tristesse der deutschen Heimat eingefangen wurde. Mit der übermäßig symbolischen Bildsprache meint es der Film manchmal zu gut, gehört aber dennoch zu den besten deutschen Filmen seines Jahrgangs...(07/10)

Kurzfilme:

Menschenkörper (2004)
Kafka ist unverfilmbar und daran scheitert auch „Menschenkörper“, eine modernisierte und freie Adaption der Kurzgeschichte „Ein Landarzt“. Zu sehr hangelt sich die bizarre Story an der Vorlage entlang und gelangt zu einem unbefriedigenden, aufgebläht-bedeutungsschwangerem Ende. Bemerkenswert ist aber die formale Professionalität – Ausleuchtung, Kameraführung, Schnitt und atmosphärische Entwicklung erreichen ein sehr hohes Niveau für eine Produktion dieser Größe...(04/10)

My Little Boy (2007)
Entstanden als Studentenfilm an der IFS in Köln, hat dieses trockene Schwulendrama nicht wirklich etwas zu erzählen. Wie auch in „Ghetto“ reicht es einfach nicht, ein relativ vernachlässigtes geschichtliches Kapitel aufzugreifen (hier die Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich) um dem Zuschauer eine nahe gehende Geschichte zu vermitteln. Solide gespielt, bleiben die beiden Hauptfiguren simple Schablonen, der emotionale Konflikt lässt kalt. Leidlich interessant ist die Gegenüberstellung leidenschaftlicher Selbstanerkennung und der daraus resultierende Flucht- und Freiheitsdrang im direkten Vergleich zum opportunistischen Rückzug in den Untergrund und damit die alltägliche öffentliche Selbstverleugnung. Unterm Strich für einen frühen Gehversuch akzeptabel aber ohne jede Relevanz...(2,5/10)

Mittwoch, 22. April 2009

Filmtagebuch München (31.03.-17.04.09)

Hier mein persönlicher Rückblick auf die Zeit, die ich in München verbracht habe, zumindest was Filme betrifft. 11 Kinobesuche habe ich geschafft, durch die vielen Kurzfilme komme ich damit auf knapp 40 Filme, ein paar im Fernsehen mit gerechnet. 4 mal habe ich die Reihe „Japanische Animationsfilme“ besucht, die sich mit den Wurzeln des Genres auseinander setzt und ein äußerst seltenes Programm zu bieten hatte. 2 Besuche gingen in die Retrospektive zu Apichatpong Weerasethakul, deren Ergebnisse mich wohl als Kunstbanausen entlarven werden. „Monsters vs Aliens“ musste wegen der 3D-Technik sein, „Gran Torino“ und die beiden „Dirty Harry“-Filme wegen meiner immer stärker werdenden Neugier auf Clint Eastwood. Als Buttgereit-Fan habe ich mich natürlich auch gefreut über die Gelegenheit, seinen „Captain Berlin versus Hitler“ schon sehen zu dürfen und 5 Filme im Fernsehen sind es dann auch noch geworden...

FILME IM TV:

Monsterland (7,5/10)
Erhellende Dokumentation von Jörg Buttgereit, die ihrem komplexen Thema allerdings nicht gerecht werden kann. Doch auch wenn viele der angerissenen Denkanstöße zu kurz kommen, taucht der Film doch mit sichtbarer Freude in seinen Gegenstand ein und fördert mehr zu Tage als übliche, ähnlich gelagerte Produktionen. Buttgereit beschränkt sich nicht auf Monsterdarstellungen in westlichen Produktionen und ihre vornehmlich psychologischen Funktionsweisen sondern nutzt die Gelegenheit um ein Thema einzubinden, das ihm selbst bekanntlich sehr am Herzen liegt: Den japanischen Monsterfilm und seine kulturelle Bedeutung – diese persönliche Note verleiht „Monsterland“ echten Charakter und hebt ihn trotz einiger Oberflächlichkeiten, die gerne hätten ausgebaut werden können, weit von der Masse ab. Ein für Einsteiger ebenso wie für gestandene Horror- bzw. Monsterfans geeigneter Streifzug, welcher durchaus einen etwas anderen Blick auf vermeintlich tot diskutierte Figuren wirft...

The Commitments (8,5/10)
Alan Parker entwirft eine vielschichtige und genau recherchierte Milieustudie, die ihr Setting authentisch abbildet und keinen Platz hat für kitschige Übertreibungen. Statt eine konventionelle Rise-and-Fall-Geschichte anhand altbekannter Schlüsselstationen zu erzählen bemüht sich der Film um die realistische Schilderung des schwierigen Beginns einer musikalischen Karriere. Das ungeschönte Stadtbild Dublins, die energiegeladenen Musikeinlagen und die unverbrauchten Darsteller tragen zum Gelingen dieses außergewöhnlichen Musikfilms bei, der seine Figuren weder heroisiert noch verteufelt und als wirkliche Charaktere mit Ecken und Kanten begreift. So verwundert es kaum, wenn Parker seine Geschichte unglamourös zu Ende gehen lässt, ohne einen Aufstieg zu Ruhm und Reichtum zu benötigen. Die straffe Inszenierung, welche trotzdem Platz lässt für eine melancholische Note, verpackt das Ganze in einen höchst unterhaltsamen, zu Herzen gehenden Film, der bis zum Ende seinen Sinn für Humor nicht vergisst und darüber hinaus keine redundante Liebesgeschichte erzählt, auch wenn die Personenkonstellation diese geradezu anbieten würde. So kann die Machart des Films verstanden werden als Entsprechung der vorgetragenen Musik: ebenso rau, ungeschliffen und aus dem Bauch heraus wie die Commitments im Film klingen, funktioniert auch ihre (fiktive) Geschichte...

Voll auf die Nüsse (4,5/10)
Dank des begnadeten Ben Stiller funktioniert diese grelle, laute Komödie über weite Strecken ganz gut, auch wenn sie sich immer wieder in peinlichen Zoten verrennt und auf pure Oberflächenunterhaltung aus ist. Dabei verschenkt der Film leider unzählige Möglichkeiten, die sich in diversen gelungenen Ansätzen zeigen: Sei es der spöttische Blick auf moderne Fitness-Studios und die Geschäftspolitik großer Ketten oder die in ihrer Herangehensweise originelle Verballhornung typischer Sportfilme amerikanischer Prägung. Letztlich zerfällt „Voll auf die Nüsse“ aber in ziellos umher geschleuderte Pointen, die insgesamt zu uneinheitlich ausfallen und auch qualitativ weit auseinander driften. Da ist von intelligent-hintergründig über moderat und bieder bis hin zu Intelligenz beleidigenden Blindgängern einfach alles dabei, was die Gesamtwertung deutlich runter zieht. Kurzweilig und manchmal gar schreiend komisch ist der Film also allemal, auch wenn er sein Potential nicht ausschöpft und nur dröge Figuren für seine Schauspieler bereit hält. Einzige Ausnahme bildet hier Stiller, der mit sichtlichem Spaß bei der Sache ist...

Ein Hauch von Nerz (6,5/10)
Schwungvolle Screwball-Komödie mit hinreißenden Darstellern und einem verschmitzten Drehbuch, das viel Platz lässt für Frivolitäten und hintergründige Geschlechterwitze. Doris Day und Cary Grant harmonieren sichtbar miteinander, bringen den nötigen Esprit in das Geschehen. Trotz einiger scharfzüngiger Dialogzeilen und doppelbödiger Witzeleien verläuft die Handlung sehr geradlinig, vorhersehbar und damit einfach zu glatt. Das ändert aber nichts an der schönen Unterhaltung, die diese mondän inszenierte Liebesgeschichte bereiten kann.

She's The One(7,5/10)
Die Regiearbeiten von Edward Burns gehören schon lange zu meinen Lieblingen, da es sich stets um erfrischend ehrliche, direkte und unkomplizierte Independentfilme handelt, die nicht selten an Woody Allen erinnern aber einen ganz eigenen Weg finden. „She's The One“ funktioniert als Quasi-Remake des extrem ökonomischen Debütfilms „Kleine Sünden unter Brüdern“ und erzählt damit eine sehr ähnliche Geschichte mit vereinfachter Figurenkonstellation und einigen bekannten Gesichtern. Anders als man vielleicht vermuten mag bedeutet diese Mainstream-Version aber keine Weichspülung des Originals, das leichtfüßig und beschwingt weiter gedacht wird. Auch wenn die Dialoglastigkeit und die eher schwammige Dramaturgie abschreckend wirken können, so findet dennoch eine glaubwürdige Entwicklung statt – auch wenn am Ende ein wenig zu dick aufgetragen wird. Ansonsten verläuft die Story in verhaltenem Tempo und richtet sich ganz nach den Gefühlen der Figuren, die durchaus ambivalent gezeichnet sind, auch wenn die Sympathien klar verteilt sind. Unterm Strich eine empfehlenswerte, luftig-lockere Beziehungskomödie, die (ungeachtet ihrer positiven Einstellung zum Leben) keine falschen Versprechungen macht und in ihrer liebenswerten Bescheidenheit ganz einfach gute Laune macht...

SONDERVORSTELLUNG IM MÜNCHENER WERKSTATTKINO:

Captain Berlin versus Hitler (2009) (07/10)
Buttgereit pur! Der ehemalige Underground-Regisseur mit Kultstatus kehrt zu seinen Wurzeln zurück und reanimiert Captain Berlin, eine Kunstfigur, die Buttgereit für einen frühen Super-8-Film erschaffen und auch eine Hauptrolle in einem seiner viel später entstandenen Hörspiele widmete. Hier wird Captain Berlin zum Gegenspieler Hitlers, dessen Hirn von einer durchgeknallten Nazi-Doktorin ins Leben zurück geholt wurde. Reichlich skurriler Stoff, den Buttgereit auf die Theater-Bühnen los lassen durfte, von Thilo Goosejohan geistreich montiert und rasant geschnitten. Mit sparsam eingesetzten Spezialeffekten, mit denen das Bildmaterial überarbeitet wurde sowie Gimmicks wie Sprechblasen, in denen der gesprochene Dialog erscheint, unterstreichen den filmischen Charakter – hier handelt es sich keineswegs um lieblos abgefilmtes Theater. Das versierte Spiel zwischen Kamera und Schnitt lässt beinahe vergessen, das es sich nicht um einen „richtigen“ Film handelt. Außerdem platziert Goosejohan geschickt Ausschnitte aus frühen Super-8-Filmen von Buttgereit, die innerhalb des Gesamtbildes eine völlig neue Funktion erfüllen und damit wunderbar als Selbstzitat funktionieren. Darüber hinaus ist die charmante Mischung aus Groschenheft-Krimi, politischer Groteske und Naziploitation, mit einem ganz tollen Ilsa-Verschnitt in der Hauptrolle...


REGULÄR LAUFENDE KINOFILME bzw. AUFFÜHRUNGEN IM FILMMUSEUM:

Monsters vs. Aliens (2009) 5,5/10
Der neue Animationsfilm aus dem Hause DreamWorks hätte endlich mal wieder eine runde Sache werden können: schließlich sind die besten Filme, „Antz“ und „Shrek“, schon eine ganze Weile her. Vieles sorgt hier für Stimmung: Da wäre zunächst einmal wie wunderbar eingesetzte 3D-Technik (alleine die Weltraum-Sequenzen sind eine Augenweide), die hier als Gimmick besondere Daseinsberechtigung hat, steht der Film doch in der Tradition des Genrefilms der 50er-Jahre, in denen erstmals ein großes Kinopublikum mit 3D-Effekten gelockt wurde. Auch die zahlreichen intelligenten Referenzen machen Freude, sind sie doch längst nicht so aufgesetzt wie gewohnt von DreamWorks von zitieren aus heute eher unbekannten B-Filmen. Ob „Angriff der 20-Meter-Frau“, Der originale „Blob“, „Die Fliege“ mit Vincent Price oder der „Schrecken vom Amazonas“ von Jack Arnold – pointiert und mit deutlicher Liebe zum parodierten Gegenstand bedient der Film ebenso alteingesessene Filmfans wie auch die Kinder, die an gelungener Situationskomik ihren Spaß haben können. Der Feinschliff fehlt aber wie üblich in der Figurenzeichnung, die vor allem sehr lieblos eine Hauptfigur präsentiert, die mal eben genau so aussieht wie eine Mischung des kleinen Mädchens aus „Bolt“ und Kim Possible. Natürlich stehlen die betont skurrilen Nebencharaktere ihr sämtliche Schau. Außerdem ist das löchrige Drehbuch nur wenig originell und im Showdown gar uninteressant. Nebenbei entwirft der Film ein positives Bild vom Militär, das in seiner reaktionären Einfachheit und loyaler Pflichterfüllung der Politik deutlich vorgezogen wird. So ist der Präsident nichts weiter als ein schusseliger Trottel, während der konservative General immer voll zu seinem Wort steht und am Ende den Tag rettet...

Gran Torino (2008) (9,5/10)
Der würdige Abtritt einer Ikone. Offensichtlich und doch subtil setzt Eastwood einen Schlusspunkt, in dem er all seine Figuren, die er in einer langen und erfolgreichen Karriere dargestellt hat, in einer bündelt und einen markanten Kommentar zum eigenen Gesamtwerk hinterlässt. Dabei entschuldigt sich der Filmemacher für nichts und versetzt gerade jenen Zuschauern und Kritikern einen Stich, die sich gerne zu einer faschistoiden Leseart seiner Filme und Charaktere hinreißen lassen und damit nur einen Teilgedanken wahrnehmen. „Gran Torino“ ist auch ein im höchsten Maße moralischer Film, im positiven Sinne des Wortes und gibt gleichzeitig einen Scheiß auf politische Korrektheit. Mit leiser Wehmut und doch stolz geschwellter Brust beendet Eastwood seine Karriere als Schauspieler und hätte sich dafür keinen eindrucksvolleren und kraftstrotzenderen Film wünschen können. Ein Meisterwerk und ein verdammt witziger Film dazu, so einfach und gleichzeitig so unwahrscheinlich komplex, reich an Gedanken und doch reduziert. Wunderbar...

The Enforcer (1976) (4,5/10)
Schlechtester Vertreter der Reihe um Dirty Harry, der im Gegensatz zur ersten Fortsetzung keine neuen Akzente zu setzen weiß und daher unangenehm in Routine erstarrt. Als Genrefilm durchaus brauchbar und auch mit einem fiebrig-guten Score von Jerry Fielding versehen, krankt der dritte Teil an den wenig charismatischen Nebenfiguren und der unattraktiv umgesetzten Action. So fehlt einer überlangen Verfolgungsjagd zu Fuß einfach jegliches Timing, Szenen wie diese bremsen das Tempo des fahrig inszenierten Films mehrfach aus. Clint Eastwood ist zwar cool wie immer und sorgt für ironische Zwischentöne, kann aber dem müden Handlungsverlauf nicht viel entgegen setzen...

Sudden Impact (1983) (07/10)
Nach dem schwachen direkten Vorgänger stellt diese reißerische Selbstjustiz-Geschichte eine klare Steigerung dar. Obwohl das eigentliche Thema nur wenig differenziert abgehandelt wird und wieder reichlich Stoff für eine faschistische Interpretation der Hauptfigur zulässt, ist der Film dem dritten Teil vor allem formal überlegen. Mit mehr Betonung auf Action und Bewegung erhält er als Copfilm eine wesentlich unterhaltendere Komponente und fügt neben einem sympathischen Partner (der bis zu seinem Tod natürlich nur Stichwortgeber bleibt) einen weiblichen Gegenentwurf zum dreckigen Harry hinzu. Auch wenn der Film eher die niederen Instinkte bedient: Die furiose Inszenierung und die starke Sondra Locke lasse über ideologische Fragwürdigkeiten hinweg sehen und klären den Blick auf einen knallharten Genrefilm, der es nie vergisst, eine gewisse Ironie durchscheinen zu lassen...



APICHATPONG WEERASETHAKUL (Retrospektive im Münchener Filmmuseum)

The Adventure of Iron Pussy (2003) 06/10
Herrlich schräge und überdrehte Agenten-Parodie, inszeniert als schrilles, thailändisches Camp-Musical. Voll von forcierten Fehlern, unbekümmertem Slapstick einfachster Machart und krude gezeichneten, überkandidelten Figuren. Nach einem amüsanten Beginn flacht das Konzept aber bald ab und weiß gegen Ende keine Akzente mehr zu setzen. Doch auch wenn dem Film vor Schluss die Puste ausgeht, so gefällt doch die minimalistische Ausführung, die Ideenreichtum und sicheren Umgang mit der Materie beweist. Die grellen Szenenbilder sind allerdings wenig abwechslungsreich, sodass sich die betont anachronistische Optik schnell abnutzt und unter der vergnüglichen Oberfläche nicht mehr viel offenbart als gepflegte Langeweile. Das alles natürlich unter der Berücksichtigung, das ich mit den mannigfaltigen Zitaten nichts anfangen, sie nicht einmal in großer Häufigkeit entdecken konnte. Aber wer kennt sich schon mit thailändischen Musicals, Soaps und frühen Actionfilmen aus?

Mysterious Object at Noon (2000)
Ich oute mich jetzt mal als totaler Kunstbanause: Der scheinbar in der gesamten Welt als Erneuerer des Kinos gefeierte Apichatpong Weerasethakul konnte mich mit diesem Film nicht erreichen. Wohl auch nicht die anderen Kinozuschauer, die nach der Vorstellung fast fluchtartig das Kino verließen und sich die Kommentare des Filmemachers gar nicht erst anhören wollte. Zwar gefällt die wahrhaft zeitlose, altmodische Optik, die eine Atmosphäre zwischen Fiktion und Dokumentation kreiert und teilweise sehr schöne, grobkörnige schwarz-weiß-Bilder hervor bringt – inhaltlich war mir das alles zu sehr Avantgarde. Wir lauschen einer diffusen Geschichte, die von unterschiedlichsten Personen weiter erzählt wird und so immer wieder neue individuelle Prägungen bekommt. Eine konventionelle Entwicklung findet nicht statt, lediglich eine gediegene Sammlung von Fragmenten, ausschließlich verbal weiter getragen. Vielleicht war die kulturelle Barriere zu groß für mich, doch dieser sich konsequent jeder Aktion verweigernde Film hat in erster Linie ein Gefühl erzeugt: Gewaltige Langeweile...

Thirdworld (1997)
In gewisser Weise eine frühere Version von „Mysterious Object at Noon“, die teilweise aus dem gleichen Material schöpfen und auch eine ähnliche Stimmung verbreiten. Mit präzisem Look für das Belanglose skizziert der Film ein einfaches Dorf und seine Einwohner, verweigert sich aber ebenso wie sein großer Bruder jedem eindeutigem Zugang. Zäher Stoff, der aber immerhin einen authentischen Blick auf ein dem Regisseur scheinbar gut vertrautes Milieu wirft...

Like The Relentless Fury of the Pounding Waves (1995)
Es ist wohl bezeichnend, das mir der trashige „The Adventure of Iron Pussy“ am besten Gefallen hat, in dem Teil der Retrospektive, die ich mir anschauen konnte. Die Filme, die den Ruf des Regisseurs begründet haben, konnte ich mir leider nicht ansehen, ein umfassenderes Bild werde ich mir bei Gelegenheit sicher machen. Vorliegender Kurzfilm kommt aber auch über einen reizvollen Ansatz kaum heraus und zeigt den hohen Stellenwert einer trivialen Radio-Unterhaltungsshow, die in Thailand scheinbar ein echter Straßenfeger ist. Mit sensationalistischer Erzählstimme werden Groschenheft-Geschichten vorgetragen, die für viele Menschen die Flucht aus einem tristen Alltag ermöglichen. So zeigt der Film verschiedene Personen, die allesamt an den Lippen der Show hängen und deren Leben in diesem kurzen Zeitraum wie erstarrt erscheint. Ein durchaus interessantes Frühwerk, für das die erklärende Einleitung allerdings auch bitter nötig war...

Mobile Men (2008)
Dreiminütiger Beitrag zum Kompilationsfilm „Stories of Human Rights“, der ein paar junge thailändische Männer auf der Ladefläche eines Pick-Ups zeigt. Die schreien rum, erfreuen sich ihres Lebens, zeigen ihre Tattoos (mit denen die Mädchen beeindruckt werden) und im Hintergrund zieht die Landschaft vorüber, die von üppiger Vegetation bestimmt wird. Ganz bestimmt auch ein visionäres Kunstwerk, das sich mir aber nicht im geringsten erschlossen hat...

Teem, Nov 21 (2007) 01/10
Weerasethakul filmt knapp 25 Minuten (gefühlte 10 Stunden) seinen Lebensgefährten beim schlafen. Ach nein, manchmal stößt er ihn leicht an, sodass der Schlafende mal kurz seine Augen öffnet. Bestimmt ganz tolle, grenzüberschreitende Kunst aber dafür bin ich dann doch zu sehr Banause. Mit knapp 30 anderen Erwachsendem einem schlafenden Typen zuschauen war schon ermüdend genug aber als dann im direkten Anschluss die Fortsetzung gezeigt wurde (ja genau, das gleiche Szenario am nächsten Tag!!) habe ich den Saal verlassen um mir eine Zigarette zu gönnen. So ein Unfug mag ja als experimentelle Kunst gelten und ganz doll viele Subtexte enthalten, die ich wahrscheinlich nicht verstehe aber hat Andy Warhol das nicht schon vor Jahrzehnten gemacht??

The Anthem (2006)
Als Auftragsarbeit für den König entstanden, läuft dieser handlungsfreie Kurzfilm scheinbar vor jeder Kinovorstellung in Thailand. Mit dynamischer Kamera gefilmt, sieht das Ganze zwar ziemlich gut aus, stellt aber im Endeffekt nur ein kurzes Gespräch zwischen drei Frauen dar, abgelöst von einem interessant abgefilmten Badminton-Training – ein Spiel, das sich in Thailand bekanntlich großer Beliebtheit erfreut. Am Ende drängt sich mir aber nur die Frage auf: Warum das Ganze? Dann doch lieber ein paar unterhaltsame Trailer...

Vampire (2008)
Wie die meisten anderen Filme der Retrospektive findet auch hier keine Handlung statt, die Bilder dieses von Luis Vitton mitproduzierten Films sind ebenfalls digital aufgenommen. In bizarrer Weise setzt sich der dokumentarisch aussehende Kurzfilm mit dem thailändischen Volksglauben an monströse Wesen auseinander, der in einer sehr naiven Form bis heute existiert, vornehmlich natürlich unter der ländlichen Bevölkerung. Die interessante Ausgangssituation wird aber eigentlich nur dafür missbraucht, halbnackte Männer mit Kamera und Taschenlampe durch den nächtlichen Dschungel zu schicken, beschmiert mit ein wenig Tierblut. Um das Ende zu spoilern: Sie werden nicht gefressen... ;)




JAPANISCHE ANIMATIONSFILME

Sparen mit Tasuke Shiobara (1925, 10 min)
Verstaubtes Relikt aus der Urzeit japanischer Animationsgeschichte. Wie so viele andere ist auch dieser kurze Lehrfilm nicht in seiner Originalversion erhalten geblieben. Der eigentliche Stummfilm lag nur nachvertont vor, praktischerweise im japanischen Original ohne deutsche oder englische Untertitel. Kein weiterer Kommentar zu diesem ohnehin vergessenswerten Filmchen...

An Expression (Ein Ausdruck) (1935, 3 min)
Rhythmus (1935, 2 min)
Propagate (Fortpflanzung) (1935, 4 min)
Rhythmische Dreiecke, Kämpfende Karten (1932, 4 min)
Faszinierende Fingerübungen des Experimentalfilmers Shigeji Ogino, der ohne eine professionelle Ausbildung hunderte von Schmalfilme herstellte und schon früh auch in Europa Achtungserfolge erzielen konnte. Ogino ist damit einer der Pioniere des japanischen Animationsfilms, dessen Werke meist eine Auslostung filmästhetischer Möglichkeiten darstellen. Die vier hier erwähnten Kurzfilme sind – jeder für sich – ein Spiel mit menschlicher Wahrnehmung von Bildabfolgen, die hier durch reine Bewegung ausgelöst wird. Die Bilder beziehen sich allein auf sich selbst und funktionieren durch Verscheibung von Formen und Strukturen, sowie durch effektvolle Schnittfolgen. Nur „Propagate“ beginnt mit einer fadenscheinigen Einführung, die an einen Lehrfilm zum Thema pflanzlicher Fortpflanzung erinnert. Schon nach wenigen Bildern wirft der Film seinen Deckmantel aber ab und entpuppt sich ebenfalls als rein formales Experiment, bestechend in seiner simplen Ausführung, bleibt aber dennoch hinter den beiden anderen Filmen zurück. „Rhythmische Dreiecke, Kämpfende Karten“ ist geteilt in zwei Abschnitte, deren Inhalt im Titel wieder gegeben wird, macht aber durch diesen herben Einschnitt in der Mitte der Laufzeit einen weniger einheitlichen und suggestiven Eindruck wie „Rhythmus“ und „An Expression“, die als Höhepunkte gewertet werden können.

Detektiv Felix in Schwierigkeiten (1932, 10 min)
Als einer Frau die Schuhe gestohlen werden wendet sich diese an den Katzendetektiv Felix, der auf den ersten Blick sieht, das es sich um das Werk eines Hundes handeln muss. Die gewiefte Katze macht sich auf den Weg um den Fall aufzuklären und begegnet dabei allerlei wunderlichen Gestalten... In Anlehnung an Felix The Cat entstand diese Detektivgeschichte, die in ihrer surrealen Ausgestaltung und wenig komischen Inszenierung allerdings sehr weit entfernt ist vom originalen Felix. Dieser tritt hier inoffiziell auf, als Blech-Spielzeug in einer fantasievoll dekorierten Umgebung, in der Puppen- und Zeichentrick eine interessante Symbiose eingehen. Ogino garniert auch „Detektiv Felix“ mit einigen netten optischen Highlights, die eigentliche Geschichte wird aber tempoarm erzählt und sehr schlicht zu Ende gebracht, ganz so, als hätte sich Ogino auch hier nur für das Formale interessiert und dem narrativen Aspekt keinerlei Bedeutung geschenkt...

Ein Tag in Hundert Jahren (1933, 11 min)
Der Filmemacher Shigeji Ogino findet sich in einer futuristischen Welt wieder - exakt hundert Jahre nach seinem eigenen Tod. Sein Geist wurde mittels moderner Technik zurück ins Leben gerufen und nun erscheint ihm sein Leben als Rückschau: 1932 war er ein begeisterter Regisseur, zehn Jahre später starb er im Weltkrieg... Shigeji Ogino inszeniert eine existenzphilosohische Parabel und setzt sich selbst in den Mittelpunkt einer dysutopischen, kafkasesken Rückschau auf die nächsten Hundert Jahre. Leider vefolgt der Film seine Fragestellungen nicht intensiv genug und bricht sehr abrupt ab, ohne die interessante Geschichte zu verdichten. Sie dient eher als Aufhänger für eine visuell ansprechend gestaltete Achterbahnfahrt durch einen Albtraum. In seiner nüchternen Machart erinnert er ebenfalls an Kafka, der mit ähnlich gelassener Stimme vergleichbar absurde Situationen kommentiert...

Perot der Schornsteinfeger (1930, 23 min)
Ganz Tom-Tam-Land ist aufgeregt über die Rückkehr des Prinzen in die Hauptstadt Tick-Tack. Auch der fleißige Schornsteinfeger Perot darf sich frei nehmen um die Parade zu Ehren des Prinzen anzusehen. Der von Zügen begeisterte Perot kann sich aber nicht zurückhalten und besteigt den privaten Zug des Prinzen, der ihm durch ein Missgeschick außer Kontrolle gerät und an einem Felsen zerschellt. Für dieses Vergehen verhängt der Premierminister die Todesstrafe über Perot, der als letzten Wunsch einen Blick vom Schornstein über die weite Landschaft wählt. Dort sieht er feindliche Truppen heran nahen und Hals über Kopf steckt das Tom-Tam-Land mitten in einem erbitterten Krieg. Perot, dessen Bestrafung zur Nebensache geworden ist, beteiligt sich eifrig an den erbitterten Kämpfen, doch der Feind ist in der Überzahl. Neue Soldaten müssen her - da erinnert sich Perot an ein Zauberei, das er von einer Taube erhalten hat, die er vor einem gefräßigen größeren Vogel gerettet hat. Das Zauberei entfesselt eine gigantische Armee und das Blatt wendet sich... Atmosphärisch dichter, teilweise sogar poesivoller Silhouettenfilm, der im Scherenschnitt-Verfahren hergestellt ist und eine eigentümliche Stimmung kreiert. Die tragische Antikriegs-Parabel wird durchbrochen von einigen komischen Einlagen, die aus der Unbeholfenheit einiger Bewegungsabläufe entstehen und nicht immer freiwillig erscheinen. Größtenteils anmutig erzählt, mit ebenso skurrilen wie märchenhaften Momenten versehen und in seinem Humanismus durchaus aufrichtig, lässt sich „Perot“ als absoluter Geheimtipp werten.

Drei kleine Bären (1931, 12 min)
Simpel gestrickter und eintöniger Kurzfilm, der ganz ohne Worte und ohne einen Ton Musik auskommt. Die steifen und langsamen Animationen gehen Hand in Hand mit dem verhaltenen Erzähltempo, wobei die pädagogisch sehr einfache Moral hier im Vordergrund steht, auf seine Eltern zu hören. Selbst der Filmhistoriker Akira Tochigi, der die Einführung leitete und anschließend Fragen beantwortete, wusste mit dem Film nicht wirklich etwas anzufangen. Nur aus historischer Sicht noch leidlich interessant als einer der ersten Filme der Japanischen Liga für proletarisches Kino...

Nippon Banzai (Japaner, kämpft!) (1943, 11 min)
Überaus brutaler Propagandafilm, in dem auf versierte Weise Zeichentrick- und Realfilmaufnahmen miteinander verquickt werden. Da werden Frauen und Kinder zu Boden getreten, Soldaten mit dem Bajonett getötet und die beständig bedrohliche Geräuschkulisse ist geprägt vom Lärm des Krieges. In seiner aggressiven Ausprägung rassistischer Klischees vom bestialischen Feind und der grafischen Gewalttätigkeit keineswegs kindgerecht, für einen künstlerischen Ausdruck ist dabei selbstverständlich kein Platz mehr.

Spionageabwehr (1941, 10 min)
Propagandistische Fabel, inszeniert als Warnung vor Verrätern in den eigenen Reihen und feindliche Spione, die ihre Augen und Ohren bekanntlich überall dabei haben. Funktioniert der fantasiereichere Anfang noch als muntere Allegorie (wenn auch äußerst platt vorgetragen), so mündet die Handlung schon nach der Hälfte in eine simple Verfolgungsjagd, deren absurder Verlauf sich deutlich an amerikanischen Vorbildern orientiert, hinter denen aber weit zurück bleibt. Nur selten schafft es der Film, die Möglichkeiten des Zeichentricks für jene Unmöglichkeiten zu nutzen, die man schon aus den frühen Cartoons mit Betty Boop oder auch Micky Maus kennt...

Luftschutz (1942, 10 min)
Ähnlich gestrickt wie „Spionageabwehr“, ist auch dieser Cartoon eine wenig differenzierte, patriotische Pro-Kriegs-Fabel, die es mit munterem Slapstick versteht, auch jüngere Zuschauer zu begeistern. Darüber hinaus kann die Geschichte keine Originalität bieten und ist auch in der drögen Figurenzeichnung meilenweit von den angestrebten Vorbildern entfernt.

Die Verbreitung von Krankheiten (1926, 14 min)
Eintöniger Erziehungsfilm, der vor liederlicher Lebensführung warnt und die Wichtigkeit sorgfältiger Hygiene thematisiert. Unfreiwillig komisch sind nicht nur die staksigen Animationen, auch die personifizierten Bakterien und die einfallslos gestalteten Hintergründe sorgen für den ein oder anderen Schmunzler in einer ansonsten biederen Umsetzung. Immerhin können vereinzelte visuelle Ideen überzeugen, wie die Darstellung des Dialogs in diese Stummfilm: Eine Sprechblase wandert vom Mund des Senders zum Ohr des Empfängers und durchqueren dabei auch die Zimmer einer exemplarischen Wohnung...

Kirschblüten (1946, 8 min)
Im Verzicht auf eine narrative Ebene und in der vollen Konzentration auf die Visualisierung klassischer Musik steht „Kirschblüten“ in der Tradition von „Fantasia“. Hier tänzeln Schmetterlinge durch eine surreal anmutende Traumwelt und werden zum Ausdruck für Maria von Webers „Aufforderung zum Tanz“. Bemerkenswert vor allem in der Eleganz der flüssigen Bewegungsabläufe...

Geschichte vom Muku-Baum (1947, 20 min)
Träumerischer Zeichentrickfilm, dessen zarte Bilder eine romantische Atmosphäre beschwören und den Inhalt eher in den Hintergrund treten lassen. Mit viel Liebe zum Detail ist hier ein außergewöhnlicher aber schwer zu fassender Film entstanden, der eine Wiederentdeckung durchaus lohnt...

Verbrechensvorbeugung (1948, 8 min)
Lehrfilm aus dem Nachkriegs-Japan, der anhand einfach gestrickter Beispiele das Vorgehen der Polizei in Japan rechtfertigt und zugleich Auszubildende anzuwerben versucht. Ohne auf die sozialen Missstände einzugehen pocht der Film extrem oberflächlich auf patriotischen Zusammenhalt. In den sparsam animierten Bildern spiegelt sich eine tiefe Verzweiflung und die kollektive Hoffnung auf eine Wiederherstellung von Ordnung und Normalität...

Ein magischer Federhalter (1946, 11 min)
Wesentlich hochwertiger und weniger plakativ als der oben genannte Auftragsfilm kommt dieser ebenfalls in der schwierigen Nachkriegszeit entstandene Kurzfilm. Durch den magischen Federhalter kann sich ein verwaistes Kind zunächst prachtvolles Essen herbei zaubern und macht sich anschließend an den Wiederaufbau der Ruinen, aus denen die Stadt nur mehr besteht. Direkte Berührungspunkte gibt es nicht zum Zweiten Weltkrieg, jede direkte Nennung von Orten, Feinden oder genauen Geschehnissen bleibt aus. Das sich alles am Ende als Traum heraus stellt ist zwar dramaturgisch die einfachste und wohl auch schlechteste Lösung, kann in diesem Rahmen aber nicht den grundsätzlich positiven Gesamteindruck zerstören. Vielmehr bleibt eine gewisse Traurigkeit, die sich über die kindliche Utopie legt, auch beim Zuschauer zurück, dem ein Happy End vergönnt bleibt.

Prinzessin Bagdad (1948, 48 min)
Unkonzentriert erzähltes und in der Handlungsentwicklung schematisch-vorhersehbares Werk an der Schwelle zwischen Kurz- und Langfilm. Trotz enormer Defizite, sowohl ästhetischer wie auch inhaltlicher Art, überzeugt der mitunter schelmische Humor und die unbeschwerte Adaption des arabischen Märchens, dessen Inhalt natürlich stark verzerrt wird. In seiner restaurierten und rekonstruierten Version sicherlich eine seltene Entdeckung, insgesamt aber nicht mehr als eine Fußnote in der Entwicklung des Genres. Zudem fehlt dem unentschlossenen der entscheidende Rhythmus – zu schleppend entwickelt sich das Geschehen für einen temporeichen Cartoon, für einen abendfüllenden Kinofilm fehlt es an Substanz und erzählerischer Dichte...

Geschichte eines sorglosen Stationsvorstehers (1948, 13 min)
Wenig beeindruckender Lehrfilm, der eigentlich nur eine Botschaft hat: Mach deine Arbeit richtig und sei glücklich dabei. Die Nachlässigkeit des Stationsvorstehers führt nach vielen redundanten Füllszenen schließlich zum Unglück und zwei Züge kollidieren in einem Tunnel. Schlimme Sache, der Film hat mir nichts gegeben – einige nette Gags waren aber schon dabei...

Torachan und seine Braut (1948, 15 min)
Interessant in seiner Betrachtung von traditionellen Wertvorstellungen und modernen Ideen funktioniert die als Fabel erzählte Geschichte als Komödie über Generationskonflikte. Nebenher zeigt er ein ganzes Land im Umbruch, traut sich aber nicht, eine eindeutige Stellung zu beziehen.

Gullivers gute Taten (1950, 9 min)
In deutlicher Anlehnung an „Gulliver's Travels“ aus den Fleischer-Studios zeigt auch dieser Kurzfilm eine gänzlich entpolitisierte, kindgerecht vereinfachte Version einer der vier Reisen des satirischen Romanklassikers von Jonathan Swift. Wenig individuell gezeichnet und in der Figurenanimation noch lange nicht auf amerikanischem Niveau, kündigt der Kurzfilm doch eine neue Ära im japanischen Animationsfilm an. Bis der jahrzehntelange Rückstand aufgeholt war, sollten zwar noch einige Jahre vergehen – dennoch zeigt sich hier eine Hinwendung zur professionellen Herstellung kindgerechter Animationsfilme. Neben den unnötigen Modernisierungen trübt aber der fehlende Sinn für Humor und Musikalität das Vergnügen, das wohl wirklich nur für die kleinsten erdacht wurde. Unter dieser vermeintlich unbeschwerten Oberfläche dient der Film aber auch als Erinnerung an die rechtzeitige Zahlung der Steuern als wichtiger Auftrag für den Einzelnen. Daraus resultiert eine sichtbare Abstufung des Individuums zugunsten des Allgemeinwohls...

Urashima Taro (1952, 2 min)
Anders als „Gullivers gute Taten“ handelt es sich hier um eine originäre japanische Geschichte, die tief in eine Unterwasserwelt führt und dort eine vergessene Stadt, bewohnt von friedlichen Drachen erzählt. Sehr abgehakt und wenig ausführlich erzählt, ist der Film leider zu kurz um die fantasievolle Idee auszuschöpfen, bietet aber eine ganz eigene lyrische Note, die sich nicht an amerikanische Vorbilder anbiedert. Stilistisch orientiert sich „Urashima Taro“ zwar noch stark am naturalistischen Stil der Disney-Filme, macht sich dabei aber erstaunlich gut und gehört mit Sicherheit zu den formal besten Filmen der Retrospektive. Hier wäre aber auch mehr drin gewesen...

Freitag, 27. März 2009

Filmtagebuch: Animations-Kurzfilme



Special Delivery (Kanada, 1978) Oscar-prämiert
Schwer makaberer Humor, präsentiert von einem sarkastischen, trockenen Voice Over. Fintenreich entwickelt sich der skurrile Plot völlig gegen den Strich gebürstet und vermag es, selbst abgebrühten Zuschauern einige erstaunliche Wendungen und Ideen aufzutischen. Dabei ist die Selbstverständlichkeit, mit der der Film seinen abgründigen Humor funktionieren lässt, ebenso unbequem wie erheiternd. Bis zum Schluss bleibt der 7-minütige Film unberechenbar, die betont einfachen, sparsam animierten und kindlich-harmonischen Zeichnungen kontrastieren den tiefschwarzen Inhalt sehr effektvoll...(8,5/10)

Every Child (Kanada/Frankreich, 1979) Oscar-prämiert
Sowohl technisch als auch erzählerisch sehr einfach gestrickt, humoristisch eher zahnlos und in seiner Verbindung zwischen Real- und Zeichentrickfilm recht dröger Kurzfilm, der aber über eine elegante atmosphärische Gestaltung Pluspunkte sammeln kann und letztlich auch seine zuckersüße Stimmung transportieren kann. Aufgrund der holprigen Machart und der wenig einprägsamen, trivialen Geschichte unterm Strich aber nur Durchschnitt...(05/10)

The Fly (Ungarn, 1980) Oscar-prämiert
Exakt durchkomponiertes, perfekt animiertes kleines Meisterwerk aus Ungarn. Sogar zu einer Hommage bei den Simpsons hat es dieser atmosphärisch einzigartige, beklemmende und verstörende 3-minütige Kurzfilm gebracht. Die gesamte Zeit folgt die Kamera der subjektiven Sicht einer Fliege, die neugierig umher fliegt und die es in ein Haus verschlägt, wo sie schließlich ihren gewaltsamen Tod findet. Die stark verfremdete „Fliegensicht“ auf die vertrauten Dinge zieht augenblicklich in ihren Bann und wird von der summenden Soundkulisse entsprechend verfeinert. Suggestiv, vieldeutig und nach einmaliger Sichtung garantiert auf ewig ins Hirn gebrannt... (09/10)

Tango (Polen, 1981) Oscar-prämiert
Intensive filmische Collage aus über die Funktionalität animierter Bilder wie über die Isolation des (postmodernen) Menschen. Überlegt konstruiert der Film eine schon bald hypnotisch anmutende Bildfolge, in deren Verlauf sich weder Kameraeinstellung noch musikalische Untermalung oder die Kulisse ändert. In faszinierender Gleichmäßigkeit füllt sich der Raum bis hin zur totalen Unübersichtlichkeit – ein Ereignis läuft neben dem anderen her, ohne das eine gegenseitige Wirkung sichtbar wird. Fraglos ein tiefsinniges gedankliches Konstrukt, das im strengen visuellen Konzept eine gewisse Ordnung findet und trotz aller Komplexität somit begreifbar wird...(8,5/10)

The Great Cognito (USA, 1982) Oscar-nominiert
Lauter, mit großer Kreativität und enormem Aufwand produzierter Kurzfilm, der sich durch einen burlesken Ton auszeichnet mit grandiosem Voice Acting glänzt. Neben dem witzigen aber überreizendem Wortschwall verlangt die kompliziert eingesetzte Claymation-Technik große Aufmerksamkeit um entsprechend gewürdigt zu werden. Trotz der formal exzellenten Machart kommt der anti-narrative Film anstrengend und leicht überladen daher, gefällt aber zumindest oberflächlich...(6,5/10)

Sundae in New York (USA, 1983) Oscar-prämiert
Charmantes Mini-Musical, das im Claymation-Look dem Zauber des alten Hollywood nachweint, dies aber mit gediegenem Witz und einer liebevollen Verbeugung vor dem Big Apple. Dennoch einer der schwächeren hier besprochenen Animationskurzfilme, wenn auch sehr gestenreich und überhaupt etwas over-the-top inszeniert...(5,5/10)

Charade (Kanada, 1984) Oscar-prämiert
Vor absurdem Witz sprühender Cartoon um Method Acting, ignorante Jury-Mitglieder und fragwürdige Casting-Entscheidungen – eigentlich auch über die ganze Absurdität der Filmbranche an sich. Durch verspielten visuellen Ideenreichtum bekommt der Kurzfilm den gewissen cartoonesken Touch, der dem Gros vergleichbarer Produktionen fehlt. In seiner spöttischen Unbekümmertheit ein sympathischer und außerordentlich witziger Film...(7,5/10)

Anna & Bella (Niederlande, 1984) Oscar-prämiert
Sentimental aber nie verklärend, sehr süß ohne Zahnschmerzen zu verursachen, ergreifend animiert doch niemals billig verkitscht. Die einfalls- und detailreich bebilderten gemeinsamen Erinnerungen zweier inzwischen greiser Schwestern sind zwar anrührend erzählt und profitieren von einem ganz eigenen, verschrobenem Charme – THE BIG SNIT ist aber der bessere Film und hat vielleicht wegen seiner gewagten Thematik gegen diesen doch sehr harmlosen, schrullig-schönen Film den Kürzeren gezogen...(07/10)

Een Griekse Tragedie (Belgien, 1985) Oscar-prämiert
Einziger enttäuschender Kurzfilm der Kompilation THE WORLDS GREATEST ANIMATION, der zwar in schöne handgefertigte Zeichnungen gekleidet ist, im Gegensatz zu den anderen Vertretern der Zusammenstellung aber so gar nichts zu vermitteln weiss. Die heitere Grundstimmung nutzt sich genau wie der immer wieder variierte Gag schnell ab und hinterlässt nicht viel beim Zuschauer. Leider sehr nichtssagend, vielleicht ist aber auch einfach der Funke nicht über gesprungen. Selbst der sehr simple LUXO Jr. hat mir da besser gefallen aber Pixar hat ja genug Oscars nachgeholt...(04/10)

The Big Snit (Kanada, 1985) Oscar-nominiert
Noch vor dem legendären Zeichentrick-Downer WENN DER WIND WEHT thematisiert Regisseur Richard Condie hier die Angst vor einem nuklearen Holocaust. Ungemein clever inszeniert er einen überhöhten, hysterischen privaten Streit vor dem Hintergrund der Eskalation des Kalten Krieges. Was als hintersinnige Karikatur auf die Kalter-Krieg-Paranoia beginnt, kulminiert schließlich in einem existentialistisch angehauchtem Traumbild, das in seiner Aufrichtigkeit wahrhaft zu erschüttern weiß, ohne jemals aufdringlich den Zeigefinger zu schwingen. Gerade der ruppige und bewusst irritierende Stilbruch zeichnet diesen zutiefst humanistischen und ehrlichen Film aus, der noch lange nach dem Abspann nachwirkt...(7,5/10)

Crac (Kanada, 1987) Oscar-prämiert
Komplexes, folkloristisches filmisches Gedicht aus sinnlichen, sehr weichen Zeichnungen. Versehen mit einer wunderbar melancholischen Schlusspointe und einer formell sehr ausgereiften Filmsprache. Wunderschönes Kleinod, unterlegt mit feinfühliger Musik und getragen von einer beachtlichen gedanklichen Tiefe... (08/10)

Your Face (USA, 1987) Oscar-nominiert
Ein kleines Meisterwerk von Groening-Vorbild Bill Plympton, in dem er seinen Hang zum Surrealismus voll ausspielt. Ein Gesicht vor leerem Hintergrund, das ein bizarres Lied vorträgt, reicht Plympton als Spielwiese für exorbitanten mimischen Anarchismus. In ständig fortlaufender Bewegung verändern sich die Gesichtszüge auf unbeschreibliche Weise. Ein in seiner kunstvoll arrangierten Flüssigkeit bemerkenswerter Kurzfilm, dessen visueller Einfallsreichtum immer wieder zu verblüffen vermag...(09/10)

Technological Threat (USA, 1988) Oscar-nominiert
Sowohl in der Figurenzeichnung als auch in der Hochgeschwindigkeitsinszenierung eine Hommage an die Animationslegende Tex Avery, auf dessen scharfkantigen Stil auch die Hintergründe und Bewegungsabläufe bewusst hinweisen. Sowohl als Erinnerung an die klassischen Werte des Cartoons, deren viele Gesichter niemals ausgeschöpft sein werden, als auch als eigenständige, gesellschaftskritische Satire äußerst gelungen. Der anarchische Slapstick trifft in den besten Szenen genau in die gleiche Kerbe wie die ätzend-süffisant vorgetragene Kritik an der zunehmenden Wegrationalisierung des Menschen, leider gegen Ende ein wenig ausgefranst und zu wenig auf den Punkt gebracht...(07/10)

The Cat Came Back (Kanada, 1988) Oscar-nominiert
In der Tradition klassischer Chase-Cartoons gestalteter Kurzfilm, der nicht viel um politische Korrektheit und sauberen Witz gibt, stattdessen einen beschwingte Musikalität an den Tag legt. Viel mehr wird die aberwitzige Gewalttätigkeit des Genres heraus beschworen und in betont grobschlächtigen Zeichnungen zelebriert. Auf den Punkt gebrachte Figurenanimation und eine sich geschickt steigernde Gagfolge verdichten sich zu einem bösen Spaß für Erwachsene. Zudem ist der titelgebende Song, der sich als Leitmotiv durch den ganzen Film zieht, gefällig komponiert, eingängig und als akustische Klammer virtuos eingesetzt...(7,5/10)

Tin Toy (USA, 1989) Oscar-prämiert
Der erste Oscar für Pixar und zwar völlig unverdient – sowohl THE CAT CAME BACK als auch TECHNOLOGICAL THREAT sind sowohl handwerklich als auch inhaltlich TIN TOY weit überlegen. Schon die grässliche Darstellung des menschlichen Babys macht den Film hässlich, katastrophal gealtert ist er dazu und die Bewegungen sind noch zu steif um wirklich zu überzeugen. Trotz all seiner Fehler kann TIN TOY mit einigen netten Ideen und einer tieferen Bedeutungsebene hinsichtlich der destruktiven Beziehung des Kindes zu seinem Spielzeug, wobei letzteres als Protagonist auftritt. Viele Aspekte nehmen jene Ideen vorweg, die in TOY STORY schließlich künstlerisch adäquat umgesetzt wurden...(5,5/10)

Balance (Deutschland, 1989) Oscar-prämiert
Herausforderndes, kafkaeskes Stück filmischer Existenzphilosophie und als Beitrag zur bildenden Kunst ebenso wertvoll wie als unterhaltender Kurzfilm. Die etwas steifen Bewegungsabläufe und die damit etwas ungelenke und leblose Visualität sind unbedeutende, verschwindend geringe Kritikpunkte angesichts der hier dargebotenen universell gültigen Parabel den menschlichen Hang zu Materialismus, Egozentrik und die Sackgasse, in der die menschliche Natur das Individuum führen kann. In erbarmungslos gleichmäßiger Ruhe entwickelt sich ein Miniatur-Drama, das die reizvolle Grundidee konsequent auszuspielen vermag, ohne dabei intellektuell überladen zu wirken. Schon die Gleichgültigkeit, in der die Figuren mimisch verharren und ihre zögerlichen, unbestimmten Handlungen erzeugen eine nur schwer verdauliche atmosphärische Dichte. Zudem bietet der Film mannigfaltige Bedeutungsebenen und kann sowohl soziologisch als auch politisch interpretiert werden. Verdienter Oscar...(8,5/10)

Creature Comforts (Großbritannien, 1989) Oscar-prämiert
Der famose Einstieg für Nick Park in eine Traumkarriere und der erste von bisher vier Oscars. Ähnlich wie seine Kultfiguren Wallace und Gromit very british und im gleichen Verfahren entwickelt. Die Stop-Motion-Technik macht hier bereits einen sehr ausgereiften und versierten Eindruck, stimmige Bewegungen und exakte mimische Gestaltung erwecken die Knetfiguren überzeugend zum Leben. Der trockene Humor resultiert aus der Ernsthaftigkeit, in der die Tiere Englands ihre jeweiligen Lebensumstände kritisch kommentieren. Ohne eine eigentliche Geschichte zu erzählen, behält der Film konsequent seinen Stil bei und ist durchgehend als Mockumentary in Szene gesetzt. Sehr amüsant aber auch nachdenklich und von einer gewissen Traurigkeit bestimmt, kann Parks Erstling (der mehr als zehn Jahre später einen Ableger in Form einer TV-Serie nach sich zog) heute noch überzeugen, auch wenn die intelligente Grundidee noch mehr hergegeben hätte...(07/10)

The Chubbchubbs! (USA, 2002) Oscar-prämiert
Der Film unterwandert das allgemein gepflegte Niedlichkeitsprinzip a la Disney, Pixar, DreamWorks und Co. Sehr geschickt, indem er sich der gleichen knuddeligen Ästhetik bedient, diese aber in einem unerwarteten Schlussgag ironisch aufbricht. Außerdem wird dem Zuschauer eine clevere Verbeugung vor dem originalen WAR OF THE WORLDS geboten, das wesentlich subtiler als gewohnt in die Handlung eingebettet wird, ohne aufdringlich heraus gestellt zu werden. Im übrigen bietet dieser erste Animationsfilm von Sony Pictures Imageworks eindrucksvolle Animationen auf hohem Niveau, durchgängig am Computer erstellt. Viel mehr als ein netter Gag ist der Film dann aber doch nicht...(07/10)

The Danish Poet (Norwegen/Kanada, 2006) Oscar-prämiert
In warmen Farben gehaltener, leise und geduldig erzählter Film, der eine traurig-romantische Stimmung kreiert, dem metaphysischen Aspekt der symbolträchtigen Story allerdings ein wenig zu viel Aufmerksamkeit widmet und daher ein auch religiös-verbrämt gelesen werden kann. Dennoch erstaunlich, wie der Film das Grafische hervor hebt und seine zweidimensionalen Bilder sehr streng stilisiert. Die großartige Liv Ullmann spricht einen sehr ausdrucksstarken und sensiblen Kommentar und übernimmt auch die wenigen gesprochenen Sätze aller Figuren. Was zunächst befremdlich wirken mag entwickelt seinen ganz eigenen, einnehmenden Charme und trägt maßgeblich zum Gelingen des Films bei, der mit seinen kindlichen, einfachen Animationen sowohl Sony als auch Disney und Pixar ausstechen konnte...(07/10)

Oktapodi (Frankreich, 2007) Oscar-nominiert
Nicht viel mehr als eine stilistische, verspielte Fingerübung – schon die Nominierung dieses französischen Filmchens scheint etwas überzogen, angesichts der mangelnden inhaltlichen Tiefe. Zwar können die (durchweg computergenerierten) Bilder überzeugen und durchaus neben der übergroßen Konkurrenz bestehen, die scharfen Pointen eines Pixar-Kurzfilms (in deren Tradition OKTAPODI eindeutig steht) bleiben aber weitestgehend aus. Die unkonzentrierte Dramaturgie findet keinen runden Abschluss, sodass selbst die tollen Farben und gelungenen Minenspiele der Figuren (in den etwas mehr als zwei Minuten wird auf Dialog verzichtet) nicht über den fehlenden Feinschliff hinweg täuschen können. Für die Academy ein überraschend oberflächlicher Beitrag, dessen gelungene Tricktechnik dennoch eine ansehnliche Visitenkarte für die Macher darstellt...(5,5/10)

Montag, 2. Februar 2009

Filmtagebuch Januar 2009




Für mein erstes Posting hier erschien mir mein Filmtagebuch vom letzten Monat passend, auch wenn ich es schon an anderer Stelle zur Diskussion gestellt habe. Wünsche viel Spaß beim lesen und bin über jeden Besucher meines noch ganz frischen Blogs dankbar.

Gruß, Happy Harry mit dem Harten (in der ofdb und im gemeinschaftsforum unterwegs als COPFKILLER)

Sie küssten und sie schlugen ihn (10/10)

Auch nach der ungefähr zehnten Sichtung habe ich kein Review zustande gebracht. Und das, obwohl Truffauts grandioser Erstling äußerst zugänglich und bescheiden ausgefallen ist. Ein spürbar persönlicher und vor allem in der Hauptrolle großartig gespielter Film, der brillante Aufnahmen von Paris zeigt und mit jugendlichem Eifer gefilmt ist. Definitiv mein Lieblingsfilm der Nouvelle Vague...

Hairspray (09/10)
Unbeschwerte, exquisit ausgestattete, liebenswerte Musical-Adaption des Kultfilms von John Waters. John Travolta ist zwar kein Ersatz für die unvergessliche Divine, bleibt aber glücklicherweise sehr zurückhaltend und als Nebenfigur nicht aufdringlich. Auch wenn der gesamte Cast einfach zum Niederknien ist, stellt sich die entzückende Nikki Blonsky als wahre Siegerin heraus. Ein tolles Kinodebüt für die Nachwuchsdarstellerin, die trotz ihrer Körperfülle ein bemerkenswertes tänzerisches Talent beweist und sich bereits in der Eingangssequenz in die Herzen der Zuschauer spielt. Außerdem sind alle Songs herausragend geschrieben, gehen ins Ohr und werden von witzigen Tanz-Einlagen begleitet. Ganz nebenbei versteht sich der Film als ehrliches Toleranz-Plädoyer, das glücklicherweise nicht platt vorgetragen wird sondern durch einen satirischen Blick auf die gesellschaftlichen Umbrüche der 1960er...

Ananas Express (6,5/10)
Vergnüglicher Kifferfilm aus dem Hause Apatow & Family, mit spielfreudigen Darstellern gesegnet und dank treffsicherer Situationskomik definitiv sehenswert. Die actionlastigen Einschübe verleihen dem sonst so betont ruhig beschriebenen Milieu etwas Fremdes, was sich aber als origineller Schachzug erweist und über einige Längen hinweg täuscht. Auch wenn es hinter dem Joke nicht viel zu entdecken gibt – amüsant, abwechslungsreich und unterhaltsam ist der Film allemal...

Final Destination III (03/10)
Funktionierte der zweite Teil noch als albern-überzogene Selbstparodie, verkommt das eigentlich höchst unterhaltsame Konzept hier zum unmotiviertem Neuaufguss. Alle Ansätze des Vorgängers werden ignoriert und es gibt lediglich einen müden Abklatsch von Teil 1 zu sehen, in dem die schwachsinnige Grundidee allerdings überstrapaziert wird. Das fängt schon an beim wesentlich unspektakulärerem Unfall zu Beginn und setzt sich fort in den immer unsympathischeren Charakteren. Hoffentlich das Ende für eine ohnehin fragwürdige Reihe – einen gewissen sadistischen Spaß will ich dem fast schon interaktiven Spiel mit den Todesfällen aber nicht absprechen – nur hat das beim zweiten Teil noch wesentlich besser funktioniert...

Guys and Dolls (5,5/10)
Klassisches Hollywood-Musical mit Hang zum Overacting. Gute Darsteller wie Frank Sinatra und Marlon Brando, eingängige Songs und perfekte Tanz-Choreographie garantieren einen vergnüglichen Filmgenuss, der allerdings getrübt wird durch die wenig gehaltvolle Geschichte, die trotz ihrer profanen Simplizität ungemein in die Länge gezogen wirkt und etliche redundante Szenen aufweist. Die schmissige Ausstattung kann sich aber ebenfalls sehen lassen...

The Wrestler (8,5/10)
Erster erwachsener Film von Aronofsky, der ein reifes Charakterdrama intim und optisch reduziert auf die Leinwand bringt. Berechtigterweise sackt Mickey Rourke gerade alles Lob der Welt ein und spielt sich wahrlich in den Olymp der unvergesslichen Darbietungen der Filmgeschichte. Gerade das ungewöhnliche Milieu macht es umso schwieriger ein leises Bild der Selbstzerfleischung zu kreieren. Aronofsky ist ein ausdrucksstarkes, fast physisch spürbares Meisterwerk gelungen, das weder aufgeblasen, noch wichtigtuerisch wirkt und daher umso aufrichtiger und anrührender. Die bewegende Schluss-Szene, gefolgt vom einfühlsamen Titelsong vom Boss, hat mich noch lange nach dem Abspann beschäftigt...

a matter of loaf and death (06/10)
Der vierte halbstündige Film mit den Kult-Figuren Wallace und Gromit kann nicht mehr an die Qualität der Vorgänger anknüpfen und hat eindeutig an originärem Charme eingebüßt. Trotz der vorhersehbaren Geschichte ein aufwendig produzierter, sehenswerter Kurzfilm, der aber eben deutlich macht, warum es keine Serie um die beiden Hauptfiguren geben sollte. Nicht nur der zu hohe Produktionsaufwand sondern auch die sichtbare Abnutzung des Konzepts sprechen eindeutig gegen eine Überdosis...

Der Fuchs und das Mädchen (7,5/10)
Nach „Die Reise der Pinguine“ der neue Film von Luc Jacquet. Obwohl es sich um einen Spielfilm handelt werden oftmals dokumentarische Tieraufnahmen verwendet. Clever ist auch die reduzierte Form, die bis auf die Hauptdarstellerin gänzlich auf menschliche Darsteller verzichtet (bis auf die Schluss-Szene). So entsteht ein authentischer, dennoch märchenhafter und behutsam erzählter Tierfilm, der in seiner naturalistischen Ausprägung der wohl realistischste und cineastisch beeindruckendste Genre-Vertreter seit „Der Bär“ von Jean-Jaques Annaud. Hier wie dort schwelgt man in wunderschönen Aufnahmen üppiger Landschaften und nähert sich mit sehr intimer Kameraführung dem Reich der Tiere. Anders als in unzähligen kitschigen Genrefilmen gilt es hier nicht eine emotionale Entwicklung anhand einer hanebüchenen Abenteuergeschichte zu erzwingen sondern um kindliche Bewunderung vor der Natur und um die Grenzen einer möglichen Annäherung. Aber der aufdringliche und größtenteils überflüssige Off-Kommentar nervt schon...

Das Waisenhaus (6,5/10)
Sehr schön gefilmter und stimmungsvoller Gruselfilm, der in den besten Momenten dem Stil seines Produzenten del Toro entspricht. Ansonsten ein wenig überschätzt, trivialisiert sich „Das Waisenhaus“ am Ende doch selbst mit einem banalen Twist. Viel von der bedrückenden Stimmung geht verloren und es bleiben nur vereinzelte Sequenzen in guter Erinnerung.

Casino Royale (09/10)
Für mich der bisher beste Bondfilm, wenngleich ich nicht alle gesehen habe und allgemein kein Fan der Figur bin. Daniel Craig verleiht ihm aber ein außerordentliches Charisma, das meiner Meinung nach sogar Connery deutlich übertrifft. Auch stilistisch und atmosphärisch hat mich dieser Neustart so nachhaltig überzeugt, das ich mich sehr geärgert habe, den Kinobesuch versäumt zu haben. Als Kind war für mich Brosnan die 007 und dessen Bond-Auftritte hasse ich wie die Pest.

Midnight Meat Train (06/10)
Enttäuschung auf hohem Niveau. Wie schwer Barker auf die Leinwand zu bringen ist, wird hier nochmals sehr deutlich. Selbst ein so unangepasster Regisseur wie Kitamura vermag es nur, den Charakter der Vorlage zu streifen. So ist „Midnight Meat Train“ geschliffen inszenierter Horror, der sein urbanes Setting gespenstisch porträtiert. Allerdings auch nicht viel mehr, die erhoffte Barker-Verfilmung, deren Komplexität dem Autor gerecht wird, ist es jedenfalls meiner Ansicht nach nicht geworden. Und Vinnie Jones halte ich für fehlbesetzt...

Interview (07/10)
Steve Buscemis Hommage an den ermordeten niederländischen Regisseur Theo van Gogh erweist sich als sehr genaue Neuverfilmung, die aber nicht in erster Linie kommerzielle Zwecke verfolgt. Sie dient der Erinnerung an einen sarkastischen, polemischen, wütenden Filmemacher, dessen teilweise sehr kontroversen Ansichten ehrlich aus seinen Werken sprechen. Das amerikanische Remake nimmt keine einschneidenden Veränderungen am originalen Drehbuch vor, Buscemi und Miller laufen in diesem unbequemen Kammerspiel zu hoher Form auf und bieten (wie es schon im Original der Fall war) als Hauptdarsteller deutliche Seitenhiebe auf ihre eigenen Karrieren. Das gilt besonders für Sienna Miller, die hier erstmals ein wirklich facettenreiches Spiel an den Tag legt und sich für weitere seriöse Rollen empfiehlt. Insgesamt ganz sicher ein vielschichtiger und interessanter Film, der Kennern des Originals aber vielleicht zu wenig eigene Ansätze zeigt...

Mulan (09/10)
Ganz großartiger Zeichentrickfilm aus dem Hause Disney, der sich als kulturelle Lehrstunde ebenso bewährt wie als rasanter Abenteuerfilm. Respektvoll nähert sich sowohl die zeichnerische Gestaltung als auch der wunderbare Score von Altmeister Jerry Goldsmith der chinesischen Kultur und verarbeitet so mannigfaltige Details, was auch in der historisch relativ genauen Nachzeichnung der Vorlage berücksichtigt wird. Natürlich erzählt der Film auch eine emanzipatorische Geschichte, die eine differenzierte Betrachtung der geschlechtlichen Rollenverteilung anbietet und diese anspruchsvollen Themen kindgerecht aufarbeitet. Nicht nur visuell wunderschön, ist „Mulan“ also tatsächlich ein Meisterwerk für alle Generationen, das nicht selten unter Wert verkauft wird und mehr Anerkennung verdient...

Hardcover (07/10)
Erfrischende Komödie von Christian Zübert ("Lammbock), die lebensnah gezeichnete Charaktere und eine augenzwinkernde Geschichte zu bieten hat. Reißt mit Sicherheit keine Bäume aus, als Snack für zwischendurch aber bestens geeignet.

Half Nelson (08/10)
Eindringliche Charakterstudie, die das marode Bildungssystem der Vereinigten Staaten eindrucksvoll skizziert und mit Ryan Gosling einen sehr starken Hauptdarsteller zu bieten hat. Die unaufgeregte Erzählweise und der Verzicht auf einen fatalistischen Konflikt sind lobenswerte Eigenschaften, die den Abrutsch in voyeuristischen Sozialkitsch vermeiden und ein intensives Filmerlebnis garantieren, das lakonischen Humor beweist und nicht vor seinem schwierigen Thema kapituliert...

Dog Soldiers (5,5/10)
Eintönig bebilderter, dennoch spannender Wolfs-Horror von Neil Marshall, der mit „The Descent“ einige Gänge hochschalten konnte und hier lediglich durch sardonischen Humor knapp für knapp überdurchschnittliche Unterhaltung sorgen kann. Die soliden Darsteller tun ihr bestes, was aber nicht ganz für die schwachen Effekte und die reißbrettartigen Wendungen ohne Esprit entschuldigt.

Aladdin (8,5/10)
Auch die Neusichtung hat es bestätigt: „Aladdin“ ist jetzt bereits ein Klassiker des Animationsfilms, ein Disney-Juwel. Wie später in „Mulan“ überzeugt auch hier die Annäherung an den Schauplatz, sowie der mit arabischen Klängen versehene Score von Alan Menken. Die beschwingten Musial-Einlagen tragen die Stimmung des dramaturgisch perfekten Films, der Disney-typisch durch liebevolle Charakteranimation besticht. Außerdem wartet „Aladdin“ mit einem der denkwürdigsten Bösewichte der Disney-Historie auf...

The Stendhal Syndrome (7,5/10)
Psychologisch ausgefeilter Horrorfilm, der Argento noch auf der Höhe seines Könnens zeigt, auch wenn die biedere Optik nur selten durch Einfallsreichtum glänzt und so hinter Klassikern wie „Suspiria“ zurück bleibt. Asia Argento ist ihrer Rolle auch nicht ganz gewachsen, was den suggestiven Momenten allerdings nichts an Kraft raubt. Als Reflexion auf die macht der Bilder hätte der durchaus vielschichtige Plot noch einiges her gegeben...

The Host (08/10)
Unangepasster, dennoch schwer unterhaltsamer und mitreißender Blockbuster aus Asien, der o gar nicht westlichen Seegewohnheiten entsprechen will. Die eigenwillige Mixtur aus Monster-Horror, Familiendrama, schwarzer Komödie und politischer Satire überzeugt durch ihren impulsiven Erzählverlauf, der sich nicht berechnen lässt und deshalb umso wirkungsvoller und effektiver ist als die meisten vergleichbaren Produktionen aus den USA.

Im Juli (4,5/10)
Konventionelles Road-Movie das mit gut aufgelegten Schauspielern und schön gefilmten Locations gefällige Unterhaltung liefern kann. Der simple Plot gerät immer mehr zur vorhersehbaren love-Story, der jede Glaubwürdigkeit fehlt. Insgesamt strotzt der Film vor logischen Einbrüchen und wirkt emotionale auch nur schwer nachvollziehbar. Mit Sicherheit Akins bisher schwächster Film, der kaum einlädt für weiteren Diskussion sondern ungewohnt platt und eindeutig ausfällt.

Chiko (7,5/10)
Absolut direkt auf die Fresse inszeniert, entpuppt sich „Chiko“ als erster modernen deutscher Gangsterfilm, der sich sichtbar der amerikanischen Genre-Ästhetik unterwirft, darüber hinaus aber auch ein authentisches (wenngleich aus dramaturgischen Gründen überhöhtes) Abbild seines Milieus zeichnet. Kraftvoll, dramatisch und mit tollen Darstellern besetzt, ist „Chiko“ ein Ausnahmefilm, der sich nicht zu schade ist, eine direkte Sprache zu verwenden.

Dead Silence (04/10)
Belangloser, wenn auch in der ersten Hälfte spannender und atmosphärisch dichter Horror, der von einer schwachbrüstigen Story zusammengehalten wird und nicht zuletzt an seiner langweiligen Figurenzeichnung krankt. Auch die lächerliche Ernsthaftigkeit, mit der die banale Ausgangsidee in die Länge gezogen wird, erscheint unangebracht. Mehr Selbstironie oder wenigstens clevere Ideen hätten dem Drehbuch gut getan, das keinerlei Raum für Überraschungen birgt, was von der effektvollen Inszenierung auch nur kurze Zeit kaschiert werden kann.

Bolt (6,5/10)
Erreicht zwar nicht die Qualität des Meilensteins „Wall-E“, kann sich aber aus dem übergroßen Pixar-Schatten retten. Die deutsche Synchro ist die absolute Pest, wodurch wohl viel vom Charme des Originals verloren ging. Bis auf die Disney-typische Ode auf die heile Familie kann „Bolt“ gefallen, vor allem mit diversen klugen Seitenhieben auf die Film- und Fernsehindustrie. Weiterhin wartet der Film mit liebevoll gezeichneten Charakteren und einem Titelsong von Hannah Montana auf. Deutlich besser als „Meet The Robinsons“, alles in allem aber kein würdiger Film für den Disney-Kanon...

Hook in Tokio (kurzfilm) (03/10)
Vorfilm bei „Bolt“. Der wohl bisher schlechteste Pixar-Kurzfilm ist nicht mehr als eine kindgerechte, völlig durchschaubare Parodie auf „The fast and the Furious: Tokyo Drift“. Sehr einfach gestrickte Filmzitate werden ohne Subtilität ausgestellt, sodass der spannungslose und nur wenig witzige Kurzfilm ohne prägnante Pointe nicht überzeugen kann. Ganz schwach, auch wenn die Hochglanzanimationen wieder höchstes Niveau bieten – wahrscheinlich nicht mehr als eine Fingerübung für den immer stärker auftretenden Hang zur 3D-Technik, die zumindest in der normalen Kinoversion aber auch keine entscheidenden optischen Akzente setzen kann und durch grellbunte Farben eher überreizend wirkt...

Welcome Home Roscoe Jenkins (02/10)
Martin Lawrence mal wieder in einem Rohrkrepierer par exellence. Die abgestandene Moral wird dermaßen bieder und ernst gemeint aufbereitet, da können selbst Nebendarsteller wie Cedric The Entertainer oder Michael Clarke Duncan nichts mehr retten. Dialoglastig und dramaturgisch eindeutig misslungen, quält sich die dämliche Story über ihre viel zu lange Laufzeit. Den gesamten Film hätte man in locker 20 Minuten zusammenfassen können, ohne nennenswerte Verluste bezüglich der eindeutig formulierten, konservativen Aussage zu vermelden. Unkomisch, sterbenslangweilig und mit der Figurenzeichnung einer schlecht produzierten Soap ausgestattet – ich rate dringend ab...

Finishing the Game (6,5/10)
Pointierte Mockumentary rund um die Ereignisse nach dem Tod von Bruce Lee. Der Film thematisiert auf satirische Weise das Casting zur Vervollständigung des letzten Lee-Films „Game of Death“. All der Wahnsinn eines solchen Projekts wird gnadenlos karikiert und durch wunderbar skurrile Charaktere in allen erdenklichen Facetten abgeklopft. Wenngleich „Finishing the Game“ sein Pulver zu früh verschießt und in der zweiten Hälfte deutlich an Schärfe verliert, bleibt er doch ein spöttischer Kommentar zur Filmindustrie. Angereichert ist der billig und schnell produzierte Film mit einigen kuriosen, sehr witzigen Gastauftritten, unter anderem von Ron Jeremy und James Franco...

Das Phantom der Oper (04/10)
Argentos gnadenlos trashige Trivialisierung der ohnehin überschätzten Vorlage von Gaston Lerooux, die selbst nicht viel mehr ist als ein besserer Groschenroman. Was hier allerdings geboten wird spottet jeder Beschreibung: Entweder handelt es sich hier um eine augenzwinkernde Selbstparodie (der süffisante Humor würde dies bestätigen) oder um die totale künstlerische Verwirrung. Der Film ist ein Konglomerat unterschiedlichster Stimmungen, ist fahrig erzählt macht einen beinahe surrealistischen Eindruck. Argentos Version ist einerseits poetisch und bietet einige sehr schöne Aufnahmen (die aber durch eine insgesamt eher billige TV-Optik verwässert werden), andererseits billige Exploitation, mit haarsträubenden Lächerlichkeiten, die hoffentlich nicht ernst gemeint sind. Unterm Strich weiß ich nicht so recht was ich sagen soll, bin sogar der Meinung, mit der richtigen Herangehensweise kann man dem Film so einiges abgewinnen. Und Morricones Score ist sehr schön geworden, eigentlich viel zu gut für den Film...

Die Bourne Identität-Die Bourne Verschwörung-Das Bourne Ultimatum (6,5/10-07/10-8,5/10)
Über die Trilogie wurde schon genug gesagt und geschrieben, vor allem weil ich nur in den allgemeinen Chor einstimmen kann. Jeder Teil ist rasanter, spannender und einfach besser als der vorige, Greengrass etabliert sinnvoll eine ganz eigene Ästhetik, die schnell Schule gemacht hat. Somit die vielleicht besten Genrefilme seit Ewigkeiten, wobei mir „Casino Royale“ definitiv besser gefällt.

Die Stiefbrüder (4,5/10)
Brachiale Apatow-Produktion mit zwei glänzend aufgelegten Hauptdarstellern, die allerdings nach einem temporeichen und wirklich witzigen Beginn zusehends abflacht und an Attraktivität verliert. Emotionale Zwischentöne sucht man vergebens, dafür gibt es eine biedere Moral. Durchaus unterhaltsam aber so schnell wieder vergessen wie angeschaut...

All The Boys Love Mandy Lane (07/10)
Schick fotografierter, postmoderner Abgesang auf den Slasher-Horror und ebenso Kommentar zur hedonistischen Jugend Amerikas. Ohne Zweifel kraftvoll inszeniert und mit starken Darstellern besetzt, lässt der finale Twist eine wirkliche Auseinandersetzung vermissen und erscheint ein klein wenig zu plakativ. Dennoch der beste Genrebeitrag nach „Scream“...

Nach 7 Tagen - Ausgeflittert (6,5/10)
Ungewohnt ruhig und tempoarm erzählte Romantic-Comedy der Farrelly-Brothers, deren Filme ich beinahe alle hoch schätze. Ben Stiller trägt den Film aber im Alleingang, was bei „Verrückt nach Mary“ nicht nötig war.

James Bond jagt Dr. No (6,5/10)
Der Bond-Prototyp. Nicht nur für die eigene Reihe stilbildend, wenn auch mittlerweile deutlich antiquierter als seine direkten Nachfolger. Wunderbare Locations, ein tolles Bondgirl (sicher aber nicht das denkwürdigste!) und ein gut aufgelegter Sean Connery - Britischer Gentleman-Charme und zynische Gewalt gingen wohl niemals so selbstverständlich Hand in Hand...

Zack and Miri make a Porno (07/10)
Kevin Smith löst sich dezent vom Geek- und Nerd-Kino, verbleibt aber in kleinstädtisch-skurriler Romantik. Auch wenn der simple Plot vorhersehbar und gewöhnlich ist, reißen die Darsteller alles raus. Das gilt insbesondere für die grandios besetzten Nebenfiguren um Traci Lords und Jason Mewes. Eigentlich hat der Film nichts zu erzählen aber gewinnt durch seine Bescheidenheit und seinen geistreichen Humor - „Chasing Amy“ bleibt aber wohl Smiths unerreichtes Meisterstück...

Robin Hood (Disney) (09/10)
Einer meiner Alltime-Lieblingsfilme, daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern. Die beschwingten Songs gehören bis heute zum besten, was Disney zu bieten hat. Außerdem wird die Legende sehr schön aufbereitet und mit herzerwärmendem Kitsch erzählt.

Lucky Luke - Daisy Town (06/10)
Erster Zeichentrickfilm um den Kult-Cowboy, vom legendären Goscinny selbst in Szene gesetzt. Auch die sparsame Animationstechnik, die nicht wirklich über Fernsehniveau reicht, kann das Vergnügen kaum trüben. Kann locker mit den frühen Asterix-Adaptionen mithalten...

Lucky Luke - Sein größter Trick (6,5/10)
Sowohl was den Handlungsrahmen angeht als auch animationstechnisch der beste Lucky Luke-Film, der beispielsweise durch die psychedelische Traumsequenz in Erinnerung bleibt. Atmosphärische Songs, brillante Situationskomik und augenzwinkernde Anachronismen verfeinern das zufriedenstellende Gesamtbild – für jeden Fan des Cowboys absolute Pflicht.

Lucky Luke - Das große Abenteuer (03/10)
Auch wenn mir dieser dritte Luke-Film noch Spaß macht komme ich um eine niedrige Bewertung nicht herum. Das liegt in erster Linie daran, das es sich nicht um einen echten Film handelt – lediglich drei knapp halbstündige Storys werden lieblos aneinander gepappt, sodass von einer vorhandenen Dramaturgie nicht die Rede sein kann. Die Geschichten sind allesamt witzig, in der Fernsehserie aber wesentlich besser aufgehoben – das Ende ist schließlich an den Haaren herbei gezogen und ohne Rhythmus in Szene gesetzt...

Der Seltsame Fall des Benjamin Button (06/10)
Der neue Fincher besitzt vieles von dem, was einen großen Film ausmacht. Hinter der pompösen Fassade entpuppt er sich aber nur als einer jener Filme, die eben alles beinhalten um bei den Oscars abzuräumen. Vielleicht hat sich Benjamin Button mir einfach nicht erschlossen aber einen wirklich vielschichtigen Eindruck hat er nicht vermittelt. Brad Pitt war aber mal wieder klasse...

James Bond - Liebesgrüße aus Moskau (7,5/10)
Bond wird in seinem zweiten Leinwandauftritt bereits zur Ikone und dieser Film geriet zum ultimativen Archetyp. Aufregende Action vor stilvoll gefilmten Kulissen – außerdem aber auch die perfekte, wenn auch triviale Kalter Krieg-Geschichte, die innerhalb der Reihe nur von „Goldfinger“ und später von den Bonds mit Dalton und Craig erreicht wird.

My Name is Earl (Season 1) (05/10)
Obwohl die Grundidee sehr ansehnlich ist und gleich für eine mögliche Verlängerung ins Unbestimmte sorgt, schmälert das Fehlen eines interessanten, folgenübergreifenden Handlungsbogen und die oftmals zu platt vorgetragene Moral das Vergnügen doch sehr. Trotzdem punktet die Serie durch starke Charakterzeichnungen und ein kleines, aber gut aufgelegtes Ensemble rund um Jason Lee. Das noch viel Luft nach oben besteht, beweist die bessere zweite Staffel und die Tatsache, das Season 1 bereits einige echte Hightlights beinhaltet. Manchmal aber einfach zu bemüht und simpel um durchweg überzeugen zu können – und die deutsche Synchro geht gar nicht...