Sonntag, 23. August 2009

Three The Hard Way - Drei eiskalte Profis (1974)



Zwei Jahre nach seinem erfolgreichen Zuhälter-Drama „Superfly“ und nur kurz nach dem wenig bekannten Western „Thomasine & Bushrod“ inszenierte Gordon Parks Jr., Sohn des Regisseurs von „Shaft“, seinen dritten Blaxploitation-Reißer. „Three The Hard Way“ kann als ein Highlight dieser filmischen Strömung gewertet werden, wenn er auch in die Kategorie 'unfreiwillige Komik' fällt. Schon die Besetzung mit den drei bekanntesten männlichen Stars des Blaxploitation-Kinos verspricht geballte Testosteron-Power: Eigentlicher Hauptdarsteller ist der ehemalige Football-Profi Jim Brown (dem Spike Lee bereits eine Dokumentation widmete), der durch Hauptrollen in „tick...tick...tick...“ und „Slaughter“ eine erfolgreiche Schauspielkarriere begann. Hier spielt er außerordentlich trocken den abgeklärten Musikproduzenten Jimmy, der durch Zufall an ein weltweites, rassistisches Komplott gerät. Ein böser arischer Industrieller samt Mad Scientist, plant die schwarze Rasse zu vernichten und das dazugehörige Mittel (das praktischerweise für weiße Menschen harmlos bleibt während es auf dunkle Haut tödlich wirkt) ist bereits vom erwähnten Wissenschaftler gefertigt. Glücklicherweise kann ein Opfer aus dem einem Gefangenenlager fliehen und so seinem alten Freund Jimmy vor dem schon begonnenen Holocaust warnen. Im Krankenhaus wird der Verletzte Ausreißer umgebracht, kurzerhand parken die Gangster mit einem Kranwagen (!) vor dem Krankenhaus, steigen durchs Fenster ein und erschießen den unliebsamen Zeugen. Um die Dramaturgie des Films dann in Gang zu bringen, entführen sie vollkommen grundlos die Freundin von Jimmy, der gerade im Studio an einer neuen Platte arbeitet.



Als er von der Entführung erfährt, kommt die Polizei (dargestellt durch einen hilflosen, natürlich weißen Beamten) als Hilfe nicht in Frage. So wendet sich der erfolgreiche Produzent lieber an seinen alten Freund Jagger Daniels, womit der zweite Hauptdarsteller, Fred Williamson, eingeführt wird. Ebenso charismatisch und cool wie Jim Brown verfügt dieser darüber hinaus über einnehmend sympathische Gesichtszüge und bringt mit lockeren Sprüchen einen lässigen Humor in den Film. Schon die Besetzung mit Fred Williamson, der seinen Durchbruch 1972 mit „Hammer“ feierte, kann nur ein Gewinn für jeden Blaxploitation-Film sein. Tatsächlich bleibt seine Performance die überzeugendste in „Three The Hard Way“, vielleicht auch aufgrund des nötigen Quentchens Selbstironie, das Williamson ausstrahlt – so folgt er bereitwillig, um seinem Freund beizustehen, nicht aber ohne in weiser Vorausahnung direkt die Knarre einzustecken. Diese ironische Distanz scheint zumindest dem dritten Hauptdarsteller zu fehlen, der nur kurz nach Williamson eingeführt wird. Um das Team zu verstärken, wenden sich die beiden Freunde an den den Kampfsport-Lehrer Mister Keyes – gespielt von Jim Kelly.

Mister Keyes schlägt gerade eine Polizei-Truppe auf offener Straße zusammen, weil einer der rassistischen Cops ihm leicht blöd gekommen ist. Nach dieser Schlägerei, die mit peinlichen Zeitlupen ihre eher armselige Choreographie zur Schau stellt und dies noch mit trashigen Sound-Effekten garniert, ist das Team komplett. Jim Kelly ist mit Sicherheit weniger zum Filmstar geschaffen als seine beiden bereits eingeführten Kollegen. Zu unbeholfen seine Mimik, zu wenig kraftvoll seine Leinwand-Präsenz. Nichtsdestotrotz verfügt er über einen großen Wiedererkennungswert, dem er seinen Martial-Arts-Fähigkeiten zu verdanken hat. Nach einer Rolle neben Bruce Lee“ in „Enter The Dragon“ wurde aus Jim Kelly ein Kuriosum des Blaxploitation-Kinos, wie geschaffen für verrückte Crossover mit dem Kung-Fu-Genre aus Asien. Diese drei Haudegen nehmen es also mit jeder Armee auf und erleben im gesamten restlichen Film auch keinen Rückschlag. Kein Gegner ist ihnen gewachsen, jeder wird mühelos umgepustet oder eben weg geboxt. Jimmys Freundin hat keinen Zweifel, das die drei sie retten werden und zeigt keinen Moment Angst während ihrer Gefangenschaft.



Diese Unantastbarkeit der Helden wird mit voran schreitender Laufzeit zunehmend langweilig und eindimensional, was aber größtenteils abgefedert wird von unterhaltsamen Action-Einlagen. Viel eher überrascht der Eindruck, das die drei Hauptdarsteller sich mit ihrem Ego im Weg stehen und als Gruppe kaum harmonisch funktionieren. Während Williamson ein amüsantes Abenteuer zu erleben scheint, bleibt Jim Brown stets zurückhaltend – was durchaus ein heterogenes Kumpel-Paar ausmachen könnte. Zwischen den beiden steht aber kein Konflikt, keine Reibungsfläche. Jim Kelly und seine Kampfsport-Szenen (im ganzen Film benutzt er keine Schusswaffe, wirft diese sogar verächtlich weg, wenn sie ihm in die Hände geraten) untermauern den Eindruck, das hier einfach jeder sein eigenes Ding macht. Aus diesem Ungleichgewicht entsteht zwar durchaus Abwechslung, dennoch wollen sich die unterschiedlichen Schauspieler einfach nicht in eine Gruppe verwandeln, der man gemeinsam entwickelte Kräfte auch abnimmt. So besteht eine gesamte Sequenz aus einer Solo-Aktion von Jim Kelly, für die er sogar einen eigenen Sidekick zur Verfügung gestellt bekommt – einen seiner Schüler.



Auch zwischen ernsthafter politischer Absicht und überzogener Farce scheint sich Gordon Parks Jr. nicht so recht entscheiden zu können; ein Problem, das schon „Superfly“ anhaftete. So leitet die Anfangssequenz den Film überaus düster und brutal ein: Im bereits erwähnten 'Lager' werden Afroamerikaner in Zellen gefangen gehalten – erst später erfährt man von den Ausmaßen dieses Szenarios. Wenn sich der Gefangene auf seiner Flucht zwischen menschlichen Leichen verstecken muss und einen Wärter tötet, dann entfaltet sich angesichts der beklemmenden Kulissen eine unangenehme Atmosphäre. Auch im weiteren Film findet sich kein Glamour, keine optische Extravaganz. Die Stadtbilder sind trist, die gezeigten Räumlichkeiten karg eingerichtet. Diesem eher realistischen Look steht eine haarsträubende Story gegenüber, die eine Verschwörung im James-Bond-Format anbietet und einige skurrile Details beinhaltet. Eine wirklich bedrohliche Stimmung kommt aber nie auf, schon aufgrund der Zeichnung der Bösewichte: Wenn diese vor ihrer faschistischen Flagge (mit SS-Zeichen in der Mitte) salutieren, hängt diese nur impotent herunter – nichts glorioses oder anziehendes haben diese erbärmlichen Schurken. Das mag zum Konzept passen, ist innerhalb der Spannungskurve des Films aber keineswegs förderlich. Nach einem flotten Beginn, entwickelt sich die Geschichte eher unspektakulär und weitgehend ohne Höhepunkte. Auch der sexuelle Aspekt ist zurück geschraubt auf ein Minimum, was im Blaxploitation-Bereich heißen will: Einige entblößte Brüste sind zu sehen und die Hauptfiguren sind selbstverständlich Hengste – was aber für die Story gar keine Rolle spielt. Jim Kelly hält sich zurück, Jim Brown darf nicht weil er seiner entführten Frau treu bleibt und Fred Williamson erlebt als einiger ein kurzes und unwichtiges amouröses Abenteuer.



Auch wenn sich die Geschehnisse mit ansteigender Monotonie entwickeln und sich die Hauptdarsteller eher im Weg stehen als miteinander zu harmonieren, handelt es sich doch um ein gefälliges Spektakel. Gordon Parks Jr. Inszeniert knackig und mit einem guten Timing für Action und trockenen Humor - so sind die Verfolgungsjagden wesentlich temporeicher und versierter gefilmt als die erbärmlichen Kampf-Szenen mit Jim Kelly und auch die sparsam dosierten Pyro-Effekte hinterlassen einen guten Eindruck. Wie viele andere Blaxploiter, funktioniert „Three The Hard Way“ auch dank einem tollen Score, der entspannten Soul mit flippigem Funk verbindet und darüber hinaus auf leitmotivisch eingesetzte Sound-Effekte aufbaut. Nervöse, zischende und enervierend quietschige Geräusche verkünden mit ihrem Einsatz Unheil und Verderben. So ausgeklügelt das gerade am Anfang und am Ende erscheint, so unbeholfen werden die Kampfszenen akustisch gestaltet. Überhaupt lässt sich schwer sagen, ob „Three The Hard Way“ sich nun ernst nimmt oder sich darüber im Klaren ist, welch hanebüchener Blödsinn hier ganz nüchtern verkauft wird. So comic-artig die Geschichte auch anmuten mag, von der grellen Überzeichnung eines „The Human Tornado“ ist der Film noch meilenweit entfernt. Letztlich bleibt er ein Zwitterwesen aus Parodie und Naivität, findet keine erkennbare Linie und nutzt sein wahnsinniges Thema nicht konsequent genug aus. Ein Werk der verschenkten Chancen also, das aber Spaß machen kann und für Genrefans Pflichtprogramm sein sollte – als Einstieg in die bunte Blaxploitation-Welt aber nur bedingt geeignet.

5,5

Hier der Trailer, den ich auf youtube nicht finden konnte:

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