Dienstag, 17. März 2009

Die Killerhand (1999)


Bolan könnte ein ziemlich ruhiger, kleiner Ort im Westen der USA sein, wären da nicht die Morde, die sich seit kurzer Zeit dort ereignen. Den dort ansässigen Anton (Devon Sawa) interessiert dies allerdings wenig, denn er verbringt seine Zeit damit, mit seinen Freunden Mick (Seth Green) und Pnub (Elden Henson) Dope zu rauchen und vor dem Fernseher zu sitzen. Er weiss allerdings nicht, dass seine rechte Hand von einer bösen Macht besessen ist, die immer nur den faulsten Menschen der Stadt befällt. Nachdem die Hand Mick und Pnub ins Jenseits befördert hat, schneidet Anton sie sich ab. Doch nun ist die Hand frei und sinnt nach dem Blut von Antons Freundin Molly (Jessica Alba)… Was in etwa so klingt wie ein Film, der dem Troma-Label alle Ehre machen würde, ist in Wirklichkeit eine sehr unterhaltende Horrorkomödie. Die Story ist zwar nicht ganz ausgefeilt und der Film eckt hier und da logisch etwas an, aber im großen und ganzen liefert Rodman Flander eine recht solide Komödie ab, die den Zuschauer nicht nur unterhalten kann, sondern auch für Kenner und Liebhaber des Horrorfilmgenres einige Interessante Aspekte bereithält.

Da es sich bei den Hauptcharakteren um drogennehmende Fernsehjunkies handelt, ist es auch nicht verwunderlich, dass das Medium „Fernseher“ auch dazu genutzt wird, um einige Horrorklassiker zu ehren. So sieht man beispielsweise Szenen aus “Night of the living dead“ oder “Dawn of the dead“, die zwar die Handlung von “Idle Hands“ nicht wirklich vorantreiben, sie aber dennoch unterstreichen. Aufgrund der angedeuteten Zombiethematik von “Idle Hands“, die aber glücklicherweise nicht im Vordergrund steht, sind diese Ausschnitte nur allzu passend. Aber nicht nur Zombiefilme finden durch den Fernseher ihre Anerkennung in diesem Film. Auch alter Gruseltrash wie etwa “Glen or Glenda“ von Ed Wood wird kurz gezeigt oder das Logo der Horrorfilmsendung “Chiller Theatre“. Wenig verwunderlich ist allerdings, dass zwischendurch mal der ein oder andere Columbia Zeichentrickfilm läuft, wie zum Beispiel “Mr. Magoo“ oder “Robin Houssey“. Dies ist ins Besondere nicht verwunderlich, da auch “Idle Hands“ aus der grossen Produktionsfirma Columbia stammt. Zudem bekommt man einige, zum Teil auch recht seltene, Musikvideoclips zu sehen. Wie etwa das von MTV “gebannte“ "Pop That Coochie" von der 2 Live Crew, "I Am A Pig" von 2wo (einem Nebenprojekt von Rob Halford und John 5), sowie der Clip zu “Dragula“, welcher dem Multitalent Rob Zombie zu einem unfreiwilligen Gastauftritt in “Idle Hands“ verhilft.


Man merkt dem Film “Idle Hands“ an, dass sein Regisseur und Schöpfer Rodman Flender sehr stark aus dem Horrorfilmgenre inspiriert wurde. Nicht nur die Erwähnung von „Leatherface“ lässt darauf schließen. So beginnt der Film wie ein klassischer Horrorfilm und bietet dem Zuschauer auch dementsprechend klassische Schockeffekte, wie beispielsweise eine Katze, die, von einem unnatürlichen Katzenlaut begleitet, plötzlich auftaucht oder die zu lauten Soundeffekte, die passend zum Spannungsbogen der jeweiligen Szenerie eingespielt wird. Auch die sehr atmosphärische Farbgebung des Wohn- und Schlafzimmers orientiert sich sehr stark an Dario Argento’s “Susperia“. Genau wie die Farbgebung sind auch einige extreme Nahaufnahmen von Gegenständen oder Personen dargestellt, was auch zu den klassischen Stilmitteln von Argento gehört. Selbst einige der Morde, die sehr untypisch für eine Horrorkomödie sind, dienen als Verarbeitung von alten Horrorklassikern. Die Enthauptung ist beispielsweise eine Anlehnung an den “Re-Animator“ oder die Stricknadelszene, die durch viele kleine Schnitte noch zusätzlich an Atmosphäre gewinnt, eine Verarbeitung des Films “Die Rückkehr des Dr. Phibes“. Als Mick und Pnub sich als Zombies aus ihrem Grab befreien, kann man auch ganz deutlich einige Parallelen zu “Children shouldn’t play with dead things“ erkennen.

Auch die einzelnen Sets des Films sind gut. Da wären erst einmal die Außenaufnahmen der Straße, die in Pasadena gedreht wurden und die selbe Straße zeigen, wie man sie auch in “Halloween“ sieht. Die Sets zeichnen sich auch durch eine realistische und enorme Detailvielfalt aus. Hierzu zwei Beispiele: Zum einen wäre da die Szene zu erwähnen, als sich Anton vor seinem Haus übergibt sieht man im Hintergrund auf der anderen Straßenseite(!) im ersten Stock die Silhouette von Molly, die gerade in ihrem Zimmer Bass spielt. Zum anderen wäre da das Zimmer von Pnub, dass vollgestopft mit Requisiten ist. So stehen in diesem Zimmer unmängen an Marihuanapfeifen und Robotern rum, ganz zu schweigen von den ganzen Postern, die an der Wand hängen. Dieses Zimmer ist so realistisch dargestellt, dass es mir als Zuschauer schon fast Leid tut, dieses Zimmer nur in einer Szene erblicken zu können.


Atmosphärisch ist der Film auch sehr gelungen, was teilweise an der oben schon erwähnten Farbgebung liegt. Das Schlafzimmer der Eltern und das Treppenhaus/Wohnzimmer ist in einem „Argento-Orange“ gehalten, die Küche ist ziemlich gelb, Mollys Zimmer ist eher blau, so wie es in Erotikfilmen gerne gemacht wird, die Beerdigungsszene im Garten ist definiert durch rotes Licht und die Außenseite des Hauses, sowie die Autowerkstatt sind eher in grün gehalten. Dieses synthetische Licht wirkt unnatürlich und fremd, was die ganze Szenerie noch etwas bedrohlicher wirken lässt. Diese Farbeffekte rechtfertigen ihr „Dasein“ innerhalb des Filmes aber ziemlich gut. Man sieht beispielsweise kurz eine rote Lampe während der „Beerdigung“, oder man sieht am Straßenrand einige Laubhaufen brennen, was den plötzlichen Rauch in dieser Szene erklärt. Zusätzlich wird die düstere und bizzare Atmosphäre durch die Kameraführung und die guten Schnitte untermauert. Man sieht einige Male, wie die Szenerien einfach ineinander übergehen. Aber auch abrupte Schnitte sind vorhanden (z.B. in der oben schon erwähnten Stricknadelszene). Gegen Ende des Filmes kommt sogar ein „Flip-Flop“ Effekt zustande, als Anton an der Kamera vorbei läuft und diese sich in seiner Laufrichtung umdreht und für ein paar Sekunden auf dem Kopf steht. Aber auch viele Zoomeffekte á la Mario Bava sind zahlreich vertreten.

Ein Vorteil des Films ist allerdings auch die Tatsache, dass das Tempo des Films sprunghaft wechselt. “Idle Hands“ beginnt zwar wie ein klassischer Horrorfilm, wandelt sich dann aber vom Stil her einer typischen Komödie zu. Dies hält sich aber nicht sehr lange, denn der Film wird immer bizzarer und der Humor wird immer schwärzer. Die Drogenszenen von Anton sind anfangs fokussiert, ab einer gewissen Zeit spielen diese jedoch keine Rolle mehr und die Story des Films wird wieder vorangetrieben.


Die Schauspielerische Leistung der Darsteller hat mir auch sehr gefallen. Seth Green und Elden Henson ergänzen sich in ihren Szenen so gut, dass man meinen könnte, die zwei währen schon seit Ewigkeiten die besten Freunde. Vivinca A. Fox verkörpert die Druidin sehr Glaubwürdig. Sie spielt in diesem Film sehr ernst, was aber auch passend ist, da ihr Charakter der einzig „ernste“ ist. Jessica Alba scheint auch als Molly nicht fehlbesetzt zu sein. Molly ist ein starkes und selbstständiges Mädchen, das nicht den üblichen Konventionen entspricht. Sie ist nicht panisch oder hilflos, wenn sie in Gefahr ist und auch kein naives „Püppchen“, das nur zum zeigen von Haut da ist, obwohl sie in den meisten Szenen nur leicht bekleidet herumläuft. Der in Kanada geborene Devon Sawa spielt seinen Part auch ziemlich überzeugend. Seine rechte Hand wirkt ,bevor er sie abtrennt, unabhängig von ihm. Sein Gesicht ist mimisch so weit vom Verhalten der Hand entfernt, dass der Zuschauer den eigenen Willen zu keiner Sekunde des Films in Frage stellt. Nachdem Anton seine Hand jedoch abgetrennt hat, kriecht sie unabhängig vom Körper durch die Stadt. Ab diesem Moment wird die Hand von dem „eiskalten Händchen“ Darsteller Christopher Hart gespielt. So unglaublich das jetzt auch klingen mag, aber Christopher Hart versteht es, lebenden Händen einen eigenen Charakter zu geben. Das „eiskalte Händchen“ war seinerzeit noch sehr verspielt und lustig. Wenn es aufgeregt war, sprang es etwas umher und wenn es ängstlich war, zitterte es. Die abgetrennte Hand aus “Idle Hands“ hingegen ist sehr böse und wirkt sogar bedrohlich. Die Tatsache, dass die Hand sich sogar die Fingerkuppen anspitzt, verstärkt diese Wirkung noch.

Über die Schauspieler Devon Sawa, Jessica Alba, Seth Green und Vivinca A. Fox brauche ich hier nichts mehr schreiben, da dies nur unnötig Platz in Anspruch nehmen würde. Erwähnen möchte ich hier nur Tim Stack, den man aus der Comedytalkshow “Night Stand with Dick Dietrick“ kennen könnte. Junge Nostalgiker kennen ihn aber eher noch aus “Parker Lewis“. Jack Noseworthy hat auch eine Annerkennung verdient. Durch seine klassische Tanzausbildung sehen seine Bewegungen im Film immer ästhetisch und perfekt choreographiert aus.


Rodman Flender hat in “Idle Hands“ viele Filme verarbeitet, die ihn sehr geprägt haben. Bei dieser Art von Film ist dieses Unterfangen auch eine gute Lösung, da alles andere auf Kosten der Glaubwürdigkeit und des Charmes von “Idle Hands“ gehen würde. Nachdem Flender einige Filme produziert hat, begann er, sich selbst auf den Regiestuhl zu wagen. Zu seinen Machwerken gehören neben dem Sci-Fi Gruselfilmchen “The Unborn“ und “Leprechaun 2“ auch einige Serienfolgen wie etwa zu “Tales from the Crypt“, „Chicago Hope“, “Party of Five“, “Dawsons Creek“ und „O.C. California“(hat er zwar erst später gemacht, aber egal…). Obwohl Flender damals nicht viel Regieerfahrung im Bereich des Langspielfilms hatte, hat er hier eine ordentliche Horror-Teenkomödie abgeliefert, ohne dabei einen dumpfen Slasher zu inszenieren oder gar ins Lächerliche zu abzudriften.

Die Special Effects sind , bis auf wenige Ausnahmen, auch ziemlich gut gelungen. Zu diesen Ausnahmen gehören einerseits der Messerflug gegen Ende des Films und andererseits ein paar Szenen mit dem abgetrennten Kopf von Elden Henson. Auch der Blutanteil des Films ist in Ordnung, besonders wenn man bedenkt, dass der Film hier eine FSK 16 Freigabe hat, aber da sind wir als Publikum ja von Filmen wie etwa “Undead“ schon einiges gewohnt. Ganz so viel rote Flüssigkeit wie in “Undead“ fließt zwar nicht, aber auch nicht zu wenig. Auch die Soundeffekte sind recht gut gelungen. Die oben schon erwähnten lauten Einspieler dienen als Schockeffekte, was durchaus funktioniert und auch nicht übertrieben wird. Neben diesen Schockeffekten arbeitet der Film auch teilweise mit dezentem „Micky Mousing“ (Knacken bei Genick- und Knochenbrüchen oder das Wassergeräusch aus der Flasche), wobei dies auch nicht übertrieben wurde.

Natürlich hat der Film auch einige Fehler. Man sieht zum Beispiel ganz kurz einen Scheinwerfer hinter einer Türe, durch die Eldon gerade flüchten will. Aber solche Fehler sind ja in Filmen häufiger zu finden. Viel eher fallen einem da schon die logischen Löcher auf. So scheint die abgetrennte Hands Antons gar nicht zu bluten, schreibt ihre Botschaften aber immer mit Blut. Zudem stehen diese Botschaften an teilweise von ihr gar nicht zu erreichenden Stellen (Wie ist bloss das Pentagramm am Ende des Films an die Decke gekommen?). Aber über solche physikalischen Feinheiten muss man halt hinwegsehen.

Erwähnen möchte ich zum Schluss noch den kurzen Cameo-Auftritt von Tom DeLongue im Burger Jungle. Er ist zwar kurz, aber für alle Fans von Blink182/Angels & Airwaves durchaus sehenswert.

Fazit: Eine gelungene und kurzweilige Hommage an alte Horrorfilme, zudem ein Spass, den sich nicht nur Horrorfans mehr als einmal anschauen können.
Verdiente 8 von 10 Punkten!

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