Montag, 30. März 2009

The Lobo Paramilitary Christmas Special (2002)




Was ist der verfräggteste Comic auf amerikanischem Boden? Natürlich Lobo, der Präsi. Viele halten so einen brutalen und wahnsinnigen Lesestoff ja für unverfilmbar. Scott Leberecht hat sie mit diesem Kurzfilm eines Besseren belehrt. Der vierzehn minütige Spass ist nach der Lobo-Kurzgeschichte „Paramilitärische Weihnachten“ gedreht. Die Story ist genau so simpel wie verrückt: Lobo, der interstellare Kopfgeldjäger wird vom Osterhasen angeheuert, um den Weihnachtsmann umzubringen, da die Weihnachtsfeiertage bei den Menschen beliebter sind als die Ostertage.

Erst einmal ein paar Worte zum Hauptcharakter: Lobo wurde im Jahre 1983 von Roger Slifer und Keith Griffen als Gegner der Omega Men (einem Superheldenteam aus dem Hause DC) erschaffen. Seine Präsenz beschränkte sich allerdings nur auf 7 von 38 Ausgaben (in #03 war der erste und in # 37 der letzte Auftritt). Mit dem Ende der Serie wurde auch der Charakter Lobo auf Eis gelegt, bis er schließlich in den neunziger Jahren generalüberholt wieder “zurückkehrte“. Zuerst beschränkte man sich auf einige Gastauftritte, gefolgt von mehreren Kurzgeschichten (unter anderem auch das „Paramilitary Christmas Special“ und „Lobocop“, eine Adaption von „Robocop“) und schließlich gelangte er zu seiner eigenen Serie, die immerhin 64 Ausgaben erreichte. Der Lobo-charakter der Neunziger sollte eigentlich das genaue Gegenteil der ganzen “sauberen“ Superhelden sein, die zu jener Zeit den Comicmarkt absolut beherrschten, vor allem sollte er aber eine Parodie auf Wolverine sein, einen der Anti-Helden des rivalisierenden Comicverlages Marvel. Sein übertrieben muskulöses Aussehen verdankt Lobo der Tatsache, dass die „Erdenhelden“ in Comics immer zu überzogen muskulös gezeichnet wurden. Seine Klamotten (Der „Bite Me Fanboy“ Spruch auf Lobos Rücken ist schon Kult) sind eine Hommage an den Stil der Hells Angels. Aber nun zurück zu den Comics: Die Comics zeichnen sich immer durch übertriebene Gewaltdarstellungen und zum Teil eigens kreierte Schimpfworte aus. Die Schimpfworte wie zum Beispiel der Ausdruck „FRÄGG“ wurde verwendet, um keine Fluchzeichen wie man sie aus anderen Comics kennt zu verwenden, man wollte aber gleichzeitig einen derberen Humor anschlagen und auch gleichzeitig der Zensur entgehen. Die verschiedenen Darstellungen von Gewalt ist natürlich der Hauptaspekt der Comics. Denn da Lobo unsterblich ist (er ist ein Wesen von solcher Bosheit, dass weder Gott noch der Teufel ihn um sich haben wollen) ist der Ausgang von Kämpfen, in die Lobo regelmäßig verstrickt wird, von vornherein schon mal klar. Zudem werden die Comics auch von einer Anti-Moral getragen, so ließt Lobo beispielsweise in einer Geschichte ein Buch(!) mit dem glorreichen Titel „Kurze und treffliche Geschichten über den Tod“.

So, kommen wir nun zum Film selber…

Der Lobo-Kurzfilm „Paramilitary Christmas Special“ wurde von Scott Leberecht 2002 im Rahmen des „Directors’ Studies Program“ des AFI (American Film Institute) realisiert. Scott Leberecht hat bis auf das „Paramilitary Christmas Special“ nur noch zwei weitere Filme gedreht, zum einen den Science Fiction Film „Natural Selection“ aus dem Jahr 2003 und zum anderen komödiantischen Kurzfilm „Underdog“ aus dem selben Jahr, der in der Ringerszene amerikanischer Highschools spielt. Mit diesen beiden Filmen hat er auch vier Preise auf diversen Film Festivals eingeheimst. Vor seinem Regiedebüt hat er aber schon an den visuell Effekts von Filmen wie zum Beispiel „Eraser“; „Spawn“ und „Sleepy Hollow“ mitgearbeitet.

Lobo himself wird verkörpert von Andrew Bryniarski, der zum Zeitpunkt des Drehs schon einige Rollen auf dem Buckel hatte. Man kennt ihn aus Filmen wie „Hudson Hawk“; „Higher Learning – Die Rebellen“; „Scooby Doo“ oder „Street Fighter“, wo er die Rolle des Zangief mimt. Nicht zu vergessen wären da auch noch seine Auftritte als Leatherface in „Machael Bays Texas Chainsaw Massacre“ und „Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“.Der ohnehin schon muskelbepackte Körper von Andrew Bryniarski wurde durch Schmink- und Kostümeffekte gewollt etwas übertrieben dargestellt, da Lobo ja eine Persiflage an die “übermenschlich muskulösen Helden“ sein soll. Tom Gibis verkörpert den Osterhasen, seinen Gegenspieler/Auftraggeber. Tom Gibis leiht seine Stimme übrigens an Shikamaru Nara, einem der vielen Nebencharakter aus der „Naruto“ Anime Serie.

Der Lobofilm hat im entdefekt nur 2400 US Dollar gekostet, was man ihm aber keinesfalls ansieht. Eine kurze Zwischensequenz, in der man Santa Claus’ Werkstat am Nordpol sieht, ist in Zeichentrick dargestellt. Ansonsten ist dies ein realer Spass, der jeden Fan garantiert vom Hocker reißt (besonders wenn man nochmals das Budget anspricht). Der Film ist im nachhinein nicht so blutig geworden, wie es die Comics immer vorgemacht haben, aber die 14 bestehenden Minuten geizen nicht mit allerlei Skurrilitäten. So kommt Lobo Anfangs in die Bar und pöbelt auf seinem Weg zum Tresen schon jeden an, der ihm im Weg steht. Oder er „zermatscht“ ein kleines, niedliches, weißes Kaninchen, während er sich mit dem Osterhasen unterhält. Zudem ist der Film auch vollgestopft mit der in den Comics abgehandelten Antimoral. So werden weder der Osterhase, noch der Weihnachtsmann als gute und nette Typen dargestellt, sondern eher als profitgierige und sadistische Schweine. Lobo ist der einzige Charakter, der dem Zuschauer direkt sympathisch ist. Achtung! Spoiler-Warnung! So bringt er am Ende des Films sowohl den Weihnachtsmann, als auch den Osterhasen um, begleitet von der Feststellung, dass Lobo die Feiertage sowieso schon immer gehasst hat.

Erwähnenswert wäre da noch, dass Robert Moss, einer der Security-Elfen (die Lobo auch schnell über den Jordan schickt), in der deutschen Filmperle „Otto – Der Außerfriesische“ einen sehr kurzen Auftritt hatte.

Fazit: Für Fans auf jeden Fall ein absolutes Muss. Für alle anderen ein netter viertelstündiger Zeitvertreib. Und für 2400 Dollar ist der Film wirklich gelungen. Insgesamt 8 Punkte! Merkt man eigentlich, dass mir das Comic als Kind sehr gefallen hat?

Und hier ist der Film für alle, die ihn noch nicht gesehen haben...

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