Montag, 7. Dezember 2009

Mickys Weihnachtserzählung



REVIEW
(erschienen im Adventskalender bei Mann beisst Film)

Drei weitere weihnachtliche Reviews folgen...

Dienstag, 1. Dezember 2009

Headless Horseman (Kurz-Review)


Ungelenk und wenig unterhaltsam präsentiert sich diese Nu Image-Produktion, die erneut die bekannte Mär vom Kopflosen Reiter auf die Welt los lässt. Selten wurde die Erzählung von Washington Irving dröger adaptiert als in dieser abgeschmackten und klischeebeladenen TV-Version. Über Fernsehniveau kommt der mit furchteinflößenden Dialogen überfrachtete und gänzlich unspannende Film nie hinaus, weshalb eine DVD-Veröffentlichung schon eine Adelung bedeutet. Für den geneigten Zuschauer, der imstande ist jeglichen Anspruch über Bord zu werfen, wartet „Headless Horseman“ immerhin mit einigen deftigen Sauereien auf. Zwar fließt nur fürchterlich künstlich aussehendes CGI-Blut, dennoch sind die zahlreichen Kills die einzigen Schauwerte dieses Machwerks. Der hirntote Plot erinnert frappierend an „2000 Maniacs“ und ist obendrein noch garniert mit hilflos eingesetzten postmodernen Versatzstücken. Der Streber unter den Knallchargen, die nacheinander hingeschlachtet werden, hat nämlich die Vorlage zur eigenen Misere gelesen, was die in Osteuropa herunter gekurbelte Geschichte natürlich um keinen Deut interessanter gestaltet. Diese spielt die meiste Zeit in grellem Tageslicht, damit man die stinklangweiligen Locations auch schön ausführlich begutachten kann.Wirklich nur was für Allesfresser.


(zuerst erschienen in: Deadline Nr. 18)

Montag, 30. November 2009

TV Tipps 01.12.-04.12.




Montag, 30.11.

Ghost Dog – Der Weg des Samurai (ARTE, 21:00)

Sicher nicht der beste Film von Jim Jarmusch, dennoch eine gediegen inszenierte und höchst sehenswerte Hommage an den französischen Gangsterfilm in der Tradition von Jean-Pierre Melville. Der Score von Wu-Tang-Mastermind RZA ist genial, Whitaker in seiner vielleicht besten Hauptrolle zu sehen.

Ran (MDR, 23:00)

Spätes Meisterwerk von Akira Kurosawa, das einen klassischen Shakespeare-Stoff virtuos zu einem japanischen Königsdrama umdichtet und virtuos gefilmte Schlacht-Szenen aufbietet. Ein ganz großer Film.

Ein stahlharter Mann (TELE 5, 00:10)

Harter Boxfilm mit Charles Bronson, von einem jungen Walter Hill als intensive Milieustudie erzählt, die zwar mitunter an langatmigen Durchhängern krankt aber mit Abstrichen zu den Highlights seines Genres gezählt werden darf.

Dienstag, 01.12.

2 Tage Paris (RBB, 22:50)

Wunderbar unverkrampfte und niveauvolle Beziehungskomödie von und mit Julie Delpy, die im allerbesten Sinn an die milden Komödien von Woody Allen erinnert.

Mittwoch, 02.12.

Ritter aus Leidenschaft (Kabel Eins, 20:15)

Kann als löblicher Versuch, dem ausgestorbenen Ritterfilm neue Facetten abzugewinnen, durchaus Sympathiepunkte verbuchen. Das rockige und betont moderne Spektakel ist dann aber doch etwas zu stark auf seine Zielgruppe (schmachtende Mädels) zugeschnitten...

Ploy – Die Unbekannte im Hotel (ARD, 00:35)

Ganz bestimmt ein Geheimtipp für Freunde des exotischen Kinos. Der verhaltene Kommentar in der TV Movie bestätigt das zusätzlich. Wird aufgenommen.

Donnerstag, 03.12

Transporter – The Mission (VOX, 20:15)

Habe ich mal zufällig im Fernsehen gesehen. Unglaublich hohler Schwachsinn, der seinen Vorgänger in allen Belangen unterbietet, was besonders die katastrophalen Stunts und miesen Computer-Effekte betrifft. Aber wo Luc Besson drauf steht ist meistens nicht viel zu erwarten – jedenfalls seit Jahren nicht mehr...

Total Recall (VOX, 22:05)

Verhoevens oftmals unterschätzter Kultfilm ist im TV bekanntlich unbrauchbar, da arg zerschnitten.

Freitag, 04.12.

Glauben ist alles! (Pro 7, 09:35)

Edward Nortons Regiedebüt. Hervorragend besetzt und charmant gespielt, umschifft der Film die gängigen RomCom-Klischees und lebt von der präzisen Figurenzeichnung. Klarer Tipp, wenn man auch von einem Feel-Good-Film etwas erwartet.


Party Animals (RTL II, 20:15)

Widerwärtige College-Komödie unter dem Label National Lampoon, das seit gut zwanzig Jahren als zuverlässiges Prädikat für flache Fremdschäm-Komödien steht. Selbst in diesem Kontext ist „Van Wilder“ immer noch ein Tiefpunkt.

Dämon – Trau keiner Seele (Pro 7, 22:25)

Lahme Mystery-Schlaftablette.

Adams Äpfel (3SAT, 22:25)

Eindringliche Bibel-Allegorie von Oscar-Preisträger Anders Thomas Jensen, der nicht umsonst als bester Drehbuchautor Dänemarks gehandelt wird.

Ein Fisch namens Wanda (WDR, 23:15)

Geistreiche und famos gespielte Komödie und der klar beste Post-Python-Film.

Sonntag, 29. November 2009

Review-Reihe: Erotik Classics (2)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)

DVD-Reviews: Largo Winch & Blonde Ambition



DVD-REVIEW (erschienen bei movieworlds.com)
BluRay-REVIEW (erschienen bei movieworlds.com)



DVD-REVIEW (erschienen bei movieworlds.com)

Samstag, 28. November 2009

Moolaadé - Bann der Hoffnung (2004)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)

DVD-Reviews: Sexykiller & The Crew



DVD-REVIEW (erschienen bei movieworlds.com)



DVD-REVIEW (erschienen bei movieworlds.com)

DVD-Reviews: Black Swarm & Hinter Kaifeck



DVD-REVIEW
(erschienen bei movieworlds.com)



DVD-REVIEW (erschienen bei movieworlds.com)

DVD-Reviews: Book of Blood & Powder Blue



DVD-REVIEW (erschienen bei movieworlds.com)



DVD-REVIEW (erschienen bei movieworlds.com)

Zwölf Stühle, Die (1962)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)

Rainbow Thief, The (1990)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)

DVD-Reviews: Immigrants & Left for Dead



DVD-REVIEW
(erschienen bei movieworlds.com)



DVD-REVIEW (erschienen bei movieworlds.com)

DVD-Reviews: Polar Storm & Autumn of The Living Dead



DVD-REVIEW (erschienen bei movieworlds.com)



DVD-REVIEW
(erschienen bei movieworlds.com)

DVD-Reviews: Dying God & Die Todesfaust des Kleinen Drachen 2



DVD-REVIEW
(erschienen bei movieworlds.com)



DVD-REVIEW (erschienen bei movieworlds.com)

Freitag, 27. November 2009

Hustler White (1996)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)

Angry Monk - Eine Reise durch Tibet (2005)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)

Review-Reihe: Erotik Classics (1)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)

No Skin Off My Ass (1990)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)

Anderland (2006)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)

9to5: Days in Porn (2008)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)

Spielverderber (2007)



REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)

Transmorphers (2007)




REVIEW (erschienen bei Mann beisst Film)

Sorry

Hallo an alle die hier vielleicht noch reinschauen.

Leider hatte ich privat viel um die Ohren, habe in letzter Zeit aber wieder vermehrt auf anderen Seiten geschrieben. Bin erst jetzt auf die Idee gekommen, diese externen Reviews auch hier zu verlinken.

Bitte entschuldigt die lange Dürre-Periode. Vielleicht hält sich HARD SENSATIONS von nun an wenigstens durch Links zu externen Texten am Leben. Und die TV-Tipps habe ich auch vor, wieder einzuführen.

Dicke Entschuldigung auch an die Leute, denen ich nicht geantwortet habe.

Donnerstag, 3. September 2009

Filmtagebuch: Trauzeuge gesucht & Mr. Woodcock


Trauzeuge gesucht (2009)

John Hamburg ist ein Garant für harmlose, unverbindliche Hollywood-Komödien für die ganze Familie. Auch wenn seine Filme prinzipiell in geordneten Bahnen verlaufen und relativ überraschungsfrei bleiben, so weisen sie doch ein hervorragendes Gespür für humoristisches Timing auf. Perfekt zu betrachten am Beispiel seines Drehbuchs zu „Meet the Parents“ - nur selten weisen Filme eine derartige Gag-Dichte auf, ohne zur Sketch-Parade degradiert zu werden und jede Geschichte aus den Augen zu verlieren. Hamburg ist ein Könner wenn es darum geht, temporeich und kurzweilig zu inszenieren und auch Schauspieler sinnvoll einzusetzen – ist die Besetzung seiner Filme doch stets überaus prominent.

Nach „Safe Men“ und „Along come Polly“ ist „I Love You, Man“ Hamburgs dritter und bisher bester Spielfilm. Maßgeblich für diese Steigerung ist die neckische Prämisse, die wesentlich origineller ausfällt als noch beim direkten Vorgänger. Hamburg liefert hier eine romantische Romantic Comedy mit all ihren bekannten Eck- und Wendepunkten – mit dem Unterschied, das er von einer platonischen Männerfreundschaft erzählt und nicht vom Pärchen, das sich findet, streitet und am Ende wieder versteht.

Mit Paul Rudd und Jason Segel („How I met your Mother“) fällt die Besetzung der beiden Hauptfiguren nicht übermäßig prominent aus. Beide harmonieren aber sichtlich auf der Leinwand und geben ein sehr komisches Duo ab. Nur zur Erinnerung: Dies ist KEIN Buddy-Movie. „I Love You, Man“ kündigt es schon im Titel an: Er will die Besonderheiten einer Männerfreundschaft zum Handlungsgegenstand machen und ist nicht an einer Liebesgeschichte im traditionellen Sinn interessiert. Bemerkenswert ist, das Hamburg es unter diesen Umständen schafft, die Frauenfiguren im Film niemals unsympathisch erscheinen zu lassen – die Frau steht hier nicht im Weg, stellt sich nicht als boshafte Zicke heraus, wird aber auch nicht zur Randfigur degradiert. Keine so leichte Aufgabe, die hier elegant gemeistert wird: vielleicht schon zu gut, denn dieser Umstand wirkt so selbstverständlich, das er eventuell gar nicht ins Auge springt.

„I Love You, man“ ist eine rundum vergnügliche Angelegenheit geworden und unterhält bestens mit einer erfrischend aufbereiteten Story, die beweist, wie ein leicht veränderter Blickwinkel ganz neue Einsichten gewähren kann. Zudem hält der Humor ein gewisses Niveau und gibt sich nur in wenigen Szenen einer grobschlächtigen Machart hin. Als Beispiel dient hierfür sicherlich die Sequenz am Poker-Tisch, in der ein Schwall Kotze mitten im Gesicht von Jon Favreau landet.

Viel mehr Reiz bezieht der Film aber aus seiner Betrachtung eines Mannes, der eben nicht in Frauenfragen ratlos ist sondern keinen rechten Bezug zu einer männlichen Welt hat. Urkomisch, wie Paul Rudd sich schüchtern verhaspelt, als er eine Verabredung mit Jason Segel ausmachen will, wie er deplatzierte Witze reißt, weil er denkt es sei nötig oder wie er verschämt reagiert, wenn er nach seinen Masturbationsgewohnheiten gefragt wird. Segel legt seinen Charakter entspannt, offenherzig und ein wenig kindsköpfig an, womit er einen trefflichen Gegenpol bildet zum unbeholfen auftretenden Paul Rudd.

07/10


Mr Woodcock (2007)

Neben dem beachtlichen „Lars und die Frauen“ ist „Mr. Woodcock“ die zweite Regie-Arbeit des ehemaligen Werbe-Filmers Craig Gillespie. Anders als der melancholisch verträumte „Lars“ ist der zweite Film von Gillespie eine wesentlich leichtere und konventionellere Angelegenheit. Müsste man das unbedingt negativ ausdrücken, so könnte man den Film auch als flacher bezeichnen – womit man bestimmt nicht im Unrecht wäre, denn in „Mr. Woodcock“ wird eine wesentlich brachialere Sprache gesprochen. Gemeinsam haben beide Filme jedoch, das sie spöttisch und doch liebevoll einen Blick auf ein verklärtes provinzielles Amerika werfen.

Hier wie dort ist die Kleinstadt ein harmonischer Ort, wobei in „Mr. Woodcock“ der Spott überwiegt – dessen Zielscheibe sind Provinz-Gepflogenheiten die bierernst genommen werden, Lokalpatriotismus und vor allem die fragwürdige Branche der Selbsthilfe-Bücher. Diese werden mit scharfer Ablehnung, ihre Leser mit Verachtung geschildert. Ein solches hat die Hauptfigur, dargestellt von Sean William Scott (der hier fleißig gegen sein festgefahrenes 'Stifler'-Image anspielt), gerade geschrieben und es damit zu landesweitem Erfolg gebracht. Kurz vor seiner Buch-Tour kommt ihm ein Heimat-Besuch dazwischen, bei dem ihm nicht nur eine örtliche Ehrung zuteil wird sondern er auch erfahren muss, das seine verwitwete Mutter mit seinem ehemaligen Sportlehrer zusammen ist. Eben dieser Lehrer ist Mr. Woodcock, gespielt von einem grundsoliden Billy Bob Thornton, der solch zynisch abgeklärte Rollen mittlerweile aus dem Ärmel schüttelt und eine gewohnt routinierte Vorstellung gibt.

Leider macht der Film den gewaltigen Fehler, seine ohnehin fragwürdige Moral bereits nach der Eingangssequenz zu offenbaren. Von einer kurzen Szene aus der Kindheit, in der Mr. Woodcock die Schüler beim Unterricht malträtiert, wird in die Gegenwart und auf den Umschlag des geschriebenen Buches geschnitten. Vor der Überblende rät Woodcock seinem Schüler Farley metaphorisch wie wörtlich los zu lassen – der Buchtitel lautet dann „Letting go“. Offensichtlicher könnte das Drehbuch die finale Einsicht nicht vorweg nehmen: Nur durch Woodcocks strenge Behandlung konnte Farleys Motivation wachsen. Das Gillespie damit indirekt auch die Wiedereinführung der Prügelstrafe fordert, war ihm damit vielleicht gar nicht klar. Die reaktionäre Botschaft, die der Film vielleicht ungewollt transportiert, ist aber doch eindeutig heraus zu lesen.

Glücklicherweise hat sich auch Charakterdarstellerin Susan Sarandon in den Film verirrt und schafft es tatsächlich, ihrer schablonenhaften und devoten Figur, eine mütterliche Wärme zu verleihen. Außerdem wartet „Mr. Woodcock“ mit einigen skurrilen Nebenfiguren auf – so spielt Ethan Suplee („American History X“) einen sympathischen Naivling, der es zu nichts gebracht hat und wiederholt damit ein wenig seine Paraderolle aus der TV-Serie „My Name is Earl“.

Stößt man sich nicht am vorhersehbaren Handlungsablauf, den seltsamen Moralvorstellungen oder der rückständigen Pädagogik, die hier propagiert wird, dann kann Gillespies Komödie durchaus als unbeschwerte Unterhaltung funktionieren. Witzig, unterhaltsam und gut besetzt ist der Film in jedem Fall...

05/10

Meine Top 20 seit 1992

Vergesst die Auswahl von Quentin Tarantino, der seine Vorliebe für abseitiges Kino wohl ziemlich außen vor gelassen hat, als er neulich seine Favoriten seit 1992 zusammen stellte. "Battle Royale" als besten Film der letzten 17 Jahre? "The Matrix" überhaupt in den Top 20 und ehemalige Nummer 1? Als einzige handfeste Überraschung den dumm-primitiven "Friday" mit Ice Cube? Was ist nur los mit QT, der doch sonst ein so sicheres Händchen für Geheimtipps hat? Vielleicht ist es am Ende pure Berechnung, eine so konventionelle Auswahl zu treffen?

Hier meine eigene Auswahl, allerdings auf das amerikanische Kino beschränkt - eine umfangreichere Liste wäre mir im Augenblick zu mühevoll und aufwendig, vor allem, weil die nicht so lieblos sein sollte wie jene von QT. Übrigens habe ich "Speed" nach reiflicher Überlegung doch aufgenommen, was aber die einzige Inspiration bleibt, die ich Tarantinos Liste entnahm. Von jedem Regisseur darf bei mir übrigens nur jeweils ein Film auf die Liste. Ansonsten übernehme ich die Struktur der Liste, indem ich einen Spitzentreiter als Lieblingsfilm heraus hebe und die restlichen Filme ohne Platzierungen aufliste. Viele Überraschungen habe aber auch ich nicht in petto aber dafür noch ein paar Sonderfälle berücksichtigt... ;)

Numero uno:

Harry außer sich (Woody Allen, 1997)


Der Rest:

Adaption (Spike Jonze, 2002)
Auf engstem Raum (Spike Lee, 1996)
Basic Instinct (Paul Verhoeven, 1992)
Before Sunrise (Richard Linklater, 1995)
Big Fish (Tim Burton, 2003)
The Big Lebowski (Joel & Ethan Coen, 1998)
Boogie Nights (Paul Thomas Anderson)
Brokeback Mountain (Ang Lee, 2005)
Broken Flowers (Jim Jarmusch, 2005)
Delirious (Tom DiCillo, 2006)
Dem Himmel so fern (Todd Haynes, 2002)
Fight Club (David Fincher, 1999)
Inglorious Basterds (Quentin Tarantino, 2009)
Kids (Larry Clark, 1995)
Kleine Sünden unter Brüdern (Edward Burns, 1995)
Lake of Fire (Tony Kaye, 2006)
Menace II Society (The Hughes Brothers, 1993)
Speed (Jan de Bont, 1994)
Terror Firmer (Lloyd Kaufman, 1999)

Knapp daneben, sollen aber trotzdem nicht unerwähnt bleiben:

Cold Blooded (Wallace Wolodarsky, 1995)
Happiness (Todd Solondz, 1998)
Jerry Maguire (Cameron Crowe, 1996)
Verrückt nach Mary (Peter & Bobby Farrelly)

Außer Konkurrenz:

Die besten amerikanischen Pornofilme der letzten 17 Jahre

The Fashionistas (John Stagliano, 2002)
Klimaxx (Kris Kramski, 1997)
Misty Beethoven: The Musical (Veronica Hart, 2004)
Neu Wave Hookers (Eon McKai, 2006)
New Wave Hookers 5 (Michael Ninn, 1997)
Paris Chic (Andrew Blake, 1997)
Space Nuts (Jonathan Morgan, 2003)
Zazel - der Duft der Liebe (Philip Mond, 1997)

Mein liebster amerikanischer Animations-Kurzfilm seit 1992

The Fan and The Flower (Bill Plympton, 2005)

Hier Tarantinos dürftig begründete Aufzählung:



Meinen Dank an die Kollegen von The Gaffer, die mich erst auf das Video aufmerksam machten.

Sonntag, 30. August 2009

Sweet Sweetback's Baadasssss Song (1971)



Melvin van Peebles sammelte seine ersten Erfahrungen als Regisseur im Frankreich der 1960er Jahre und versuchte anschließend in Amerikas Filmszene Fuß zu fassen. Zu dieser Zeit, Anfang der 70er Jahre, hatte van Peebles bereits einige Erfahrungen als Autor, außerdem auch schon im Theater. Mit der Komödie „Watermelon Man“ inszenierte er dann seinen ersten US-Film für Columbia Pictures und damit für ein großes Studio – derzeit als einziger schwarzer Regisseur neben Ossie Davis und Gordon Parks. Zwar thematisierte schon dieser Film Rassismus, doch in Form einer nur leicht satirischen Komödie – auch wenn es van Peebles hoch anzurechnen ist, das er sich dem Druck der Produzenten widersetzte und die Schlusspointe nicht verwässerte. Trotzdem wurde ihm ein Deal angeboten, der ihm einen Vertrag über drei Filme sichern sollte und damit ein sorgenfreies Leben. Doch – ohne van Peebles zum Helden zu erklären – der eigensinnige Filmemacher ging seinen eigenen, steinigen und harten Weg und inszenierte statt einer Auftragsarbeit den Independent-Film „Sweet Sweetback’s Baad Assss Song“ und trat eine Strömung los, die heute gemeinhin als 'Blaxploitation' bekannt ist. Tatsache ist, frei von jeder Romantisierung, das der Film Maßstäbe gesetzt hat, eine völlig neue Ästhetik etablierte und als erster Vertreter des Black Cinema gelten darf.

Die Zuordnung zum Blaxploitation-Genre wirft in vielerlei Hinsicht ein falsches Bild auf das mit Herzblut inszenierte Risikoprojekt. Zum einen handelt es sich strenge genommen nicht einmal um den ersten Vertreter dieser heute kultisch verehrten Gattung – diese Rolle fällt vielmehr dem humoristischen Detektiv-Krimi „Cotton comes to Harlem“ von Ossie Davis zu, der schon vor „Sweetback“ alle Archetypen des Blaxploitation vereinte und der wahrscheinlich echte Pionier ist. Viel wichtiger ist jedoch eben, das „Sweetback“ eigentlich gar kein Blaxploiter ist. Bei van Peebles werden die thematisierten Probleme keineswegs ausgeschlachtet – sein Film ist voller unbändiger, echter Wut auf ein rassistisches System und darüber hinaus ästhetisch wohl durchdacht und mit einem hohen Kunstanspruch versehen. Erstmals war da ein Film von Schwarzen für Schwarze – so erscheint in den Credits „The Black Community“ als Darstellerangabe. Sämtliche Szenen wurden an Originalschauplätzen mit Laiendarstellern gedreht, die Dialoge sind direkt und im einfachen Stil der Gossensprache gehalten, die Kamera größtenteils verwackelt und der Schnitt stotternd. Die mangelnden Zugeständnisse an die Sehgewohnheiten des Massenpublikums machen es dem Film bis heute schwer, eine größere Verbreitung zu finden. Im Gegensatz zu seinen etlichen Nachfolgern, in welchen die Intention von „Sweetback“ nicht selten bis zur Unkenntlichkeit verzerrt wird, findet dieser Zwar rückblickend Lob und Anerkennung bei der Filmkritik, ein wirkliches Publikum bleibt ihm aber aufgrund seiner Sperrigkeit versagt. Ein ungesehener Klassiker also, der eine Entdeckung aber unbedingt lohnt, wagt man eine Auseinandersetzung mit der abenteuerlichen Inszenierung und der nur schwer erkennbaren Rahmenhandlung.



Bereits die erste Szene, die kurze Pre-Title-Sequenz macht deutlich, das man es hier mit einer anderen Art Kino zu tun hat. Eine Reihe schwarzer Frauen beobachtet neugierig einen kleinen Jungen, ausgemergelt und schmutzig, wie er sich nach offensichtlich langer Zeit herzhaft satt ist. Eine dieser Damen entführt den scheuen Teenager in ihr Zimmer und macht ihn zum Mann – hier erhält er seinen Namen und damit seine Identität. Der erste Sex wird zum Initiationsritus, der junge Sweetback wird in eine Welt eingeführt, in der Prostitution und Sexismus herrschen und in der sich schwarze Männer in erster Linie über sexuelle Klischees definieren. Sweetback wird hier verkörpert von einem gerade 13 Jahre alten Mario van Peebles, Sohn des Regisseurs. Dieses pikante Detail macht aus der besagten Sex-Szene einen denkbar kontroversen Opener, Mario van Peebles macht dabei einen verschüchterten und linkischen Eindruck, da van Peebles seinen eigenen Sohn dazu nötigte, diese Nacktszene zu spielen. Überraschend ist die detaillierte Darstellung: Natürlich handelt es sich um simulierten Sex, doch schon die Tatsache, das eine erwachsene Frau und ein 13-jähriger Junge gemeinsam nackt vor der Kamera spielen, hätte einen handfesten Skandal nach sich ziehen können. Was in diesem Fall wohl nur einer unter vielen gewesen wäre.



Zu Sweetbacks Mannwerdung erklingen Gospel-Gesänge aus dem Off, als der Vorspann einsetzt, wendet sich der Soundtrack dem Funk von Earth, Wind & Fire zu, die mit dem Score gleichzeitig auch ihr erstes Album produzierten. Sweetback erweist sich schon bei seiner ersten Nummer als wahrer König im Bett und wird während des Vorspanns und innerhalb des gleichen Aktes schließlich als erwachsener Mann gezeigt. Sweetback entwächst mit dem Erwachen seiner Sexualität seiner Kindheit – Melvin van Peebles spielt bewusst mit den Klischees des überpotenten Afroamerikaners und setzt diese zunächst ganz ins Zentrum der Aufmerksamkeit. So zeigt der Film nach den Credits eine bizarre Sex-Show, deren Hauptdarsteller Sweetback ist. Vor einem johlenden Publikum, bestehend aus Weißen und Schwarzen, besorgt er es einer Frau und wird wie eine Attraktion (quasi wie ein guter Zuchtbulle) gefeiert. Als Waisenjunge in das Hurenhaus gekommen, wurde Sweetback offensichtlich von den Prostituierten und prostituiert sich nun selbst. Ein politisches Bewusstsein existiert für ihn nicht und überhaupt spricht der Held in den ersten Szenen kein einziges Wort (im gesamten Film übrigens keine zehn vollständigen Sätze). Wortkarg ergibt sich Sweetback auch für ein Anliegen der Polizei, die ihn als Sündenbock verhaften will. Für einen Mordfall an einem Schwarzen muss ein Sündenbock her, der anschließend wieder entlassen werden soll – sowohl mit seiner Arbeit als auch dieser Gefälligkeit dient Sweetback (wenn auch unbewusst) dem tyrannischen System, in dem rassische Diskriminierung ein Regelfall ist. Auf der Fahrt zum Polizeirevier ändert sich jedoch all dies schlagartig und unvorhergesehen.



Auf jener Fahrt kommt eine Verhaftung dazwischen, ein Mitglied der Black Panther wird zu Sweetback in den Streifenwagen gedrängt – für diese einfachen Vorgänge lässt sich der Film enorme Zeit, lässt seinen lässigen Score erklingen und zeigt in den Impressionen der nächtlichen Großstadt seine Verwandtschaft zum avantgardistischen Kino. Die simple Handlung steht nicht im Mittelpunkt und auch äußere Spannung bezieht van Peebles nicht aus den Oberflächlichkeiten wie dem folgenden impulsiven Polizistenmord Sweetbacks. Als er mit ansehen muss, wie der andere Gefangene von den Polizisten brutal zusammen geschlagen wird, brennt eine Sicherung durch und so begeht er einen Doppelmord aus dem Affekt. Mit diesem Leinwand-Mord schüttelt Sweetback hunderte Jahre Unterdrückung, Sklaverei und Bevormundung von sich ab und begeht so den wohl bedeutendsten Befreiungsschlag für das afroamerikanische Kino. Hier wird aus dem Hengst Sweetback ein „Badass Nigger“, ein ganz neuer Charakter-Typus: Ein Schwarzer, der sich nichts gefallen lässt, auf Gewalt kompromisslos mit Gegengewalt reagiert und sich für nichts entschuldigt - anders als seine Nachfolger Shaft, Superfly und all die anderen ist Sweetback dabei aber nicht auf cool getrimmt. Melvin van Peebles spielt seine Hauptfigur selbst, was sich als gute Entscheidung erweist – die soliden darstellerischen Fähigkeiten des Regisseurs reichen für die Rolle allemal aus, da diese ohnehin keinen Marlon Brando benötigt. Wichtig ist die physische Erscheinung des Hauptdarstellers: In körperlicher Topform, stolz, gut aussehend, gepflegt und in einem schwarzen Western-Outfit gekleidet, gibt van Peebles der Black Community nicht nur eine Stimme sondern auch ein Gesicht.

In der Gestaltung des Films drückt sich van Peebles' Erfahrung in der französischen Kunst-Szene aus: Er arbeitet mit Verfremdungen, grellen Farbfiltern, verwackelter Kameraführung und Unschärfen, dazu ist fast jede Szene unter- oder überbelichtet. Dieser Bruch mit dem Mainstream-Kino hat nicht selten experimentellen Charakter, vor allem, da der Film kaum einen narrativen Faden verfolgt. Leitmotiv ist hier die Flucht, der Ausbruch aus dem System – so zeigen viele Sequenzen Sweetback beim Laufen, ohne das sie weitere erzählerische Funktionen erfüllen würden. Van Peebles propagiert eine Gemeinsamkeit, innerhalb der Black Community hilft man sich; selbstverständlich unter „Brüdern“. Die Flucht wird musikalisch untermalt von treibenden, aber niemals gehetzten Songs meist instrumentaler Natur – passend zur Stimmung Sweetbacks, der nie den Eindruck eines Flüchtigen macht sondern selbstbewusst seine trockene Lakonie bei behält. Im weiteren Verlauf wird er wieder von Polizisten gefangen genommen und misshandelt, bevor er aber endgültig abgeführt werden kann, helfen die Bürger des Ghettos ihm und zünden den Streifenwagen an. Diese Sequenz ist geeignet, um die kreativen Kniffe zu betonen, die van Peebles als versierten Independent-Filmer ausweisen: Ungeplant erschien die Feuerwehr am Drehort, was der Regisseur sofort für sich zu nutzen wusste. Sofort gab er Anweisungen, den Einsatz zu filmen und so viele gute Bilder wie möglich zu bekommen, bevor der Trouble vorüber war. Außerordentlich geschickt sind die wenigen Aufnahmen der Feuerwehrleute und -Fahrzeuge montiert, sodass der Eindruck einer aufwändig arrangierten Action-Szene entsteht. Anhand solch beeindruckender Einfälle erhält das sperrige Werk doch wiederum einen ganz eigenen Unterhaltungswert und einen funktionellen Rhythmus.



Gleichwohl „Sweetback“ mannigfaltige Probleme und soziale Missstände aufzeigt und direkt anprangert, ist es kein streng realistisches Kino. Zu artifiziell die Inszenierung, zu bewusst die beabsichtigte Vereinfachung. Van Peebles inszeniert auch kein intellektuelles Polit-Kino, will seinen Film auch für einfache und weniger gebildete Menschen zugänglich machen. Das ihm dies gelingt, verdankt er der echten Wut mit der sein Film aus dem Bauch heraus gemacht ist, woraus wohl auch der raue Ton resultiert. Das Frauenbild ist weitgehend beschränkt auf Prostituierte, von der misogynen Darstellung späterer Blaxploiter ist dies aber noch meilenweit entfernt. Im Gegenteil, van Peebles zeigt die Frau zwar als Ware, doch nicht um sie bloß zu stellen sondern um die unwürdigen Verhältnisse in den Ghettos aufzuzeigen, in denen vielen jungen Frauen keine andere Wahl bleibt, als ihren Körper zu verkaufen und sich damit selbst zur Ware zu machen in einem kapitalistischen System. Sweetbacks politisches Engagement wächst mit voran schreitender Laufzeit, was sich ganz selbstverständlich aus den einzelnen Stationen seiner Odyssee ergibt. Zunehmend wird er mit Diskriminierung konfrontiert und beginnt mit den Ideen der Black Panther zu sympathisieren. Diese erklärten „Sweetback“ schließlich sogar zum Pflichtfilm für jedes ihrer Mitglieder und halfen damit entscheidend bei der schwierigen Vermarktung des Films.

Letztendlich durchläuft der Titelheld eine Abfolge des immer gleichen Szenarios: Sweetback wird gehetzt, gefangen und gedemütigt – nur um erneut selbstbewusst zu fliehen. Nicht umsonst erinnert die finale Hatz, bei der die Polizei mit scharfen Hunden arbeitet, an die Jagd auf einen entflohenen Sklaven. Zum Schluss entkommt Sweetback über die Grenze, lässt seine Verfolger hinter sich und steht als Sieger dar – er stirbt nicht als Märtyrer sondern bleibt unter uns. Die Entscheidung, seinen moralisch ambivalenten Anti-Helden überleben zu lassen ist schließlich die endgültige Revolution. Abschließend lässt sich sagen, das „Sweetback“ reichlich oberflächlich und reißerisch mit seinem Thema umgeht. Unbestreitbar ist jedoch die Ernsthaftigkeit, mit der van Peebles seinen Film realisierte und vor allem die Notwendigkeit einer Vereinfachung. Eine unterdrückte Stimme muss manchmal zu perfiden Mitteln greifen um gehört zu werden – in dieser Hinsicht mag man den Film sogar als höchst manipulativ empfinden. Dennoch bietet er unterm Strich einige umwerfend montierte Sequenzen und kann als Geburtsstunde einer echten afroamerikanischen Ästhetik bezeichnet werden. Leider waren nur wenige Blaxploitation-Filme an ähnlichen Schwerpunkten interessiert – dazu zählen unter anderem „The Education of Sonny Carson“ und „Cornbread, Earl and me“. Doch keiner dieser, mitunter durchaus beachtlichen, Nachzieher sollte eine ähnliche Intensität erzeugen wie „Sweetback“ - das unverfälschte Original.

9,5/10

Trailer:



(Review ist auch erschienen in der filmzentrale)

Samstag, 29. August 2009

TV Tipps 29.08. - 04.09.09



Samstag

Echt Blond (Comedy Central)
Echt selten: Ein Film von Tom DiCillo im deutschen Fernsehen. Zwar handelt es sich hierbei um den schwächsten Film des virtuosen Independent-Regisseurs, was aber auf hohem Niveau gejammert ist. Vorzüglich besetzt und gespielt, schafft es der Film, eine spröde Beziehungs-Komödie und eine beißende Satire aufs Film-Business unter einen Hut zu bringen. Doppeldeutig, mit geschliffenen Dialogen versehen und überaus erwachsen erzählt...

Geliebte Aphrodite (Super RTL)
Milde, nichtsdestotrotz beschwingte und nachdenkliche Komödie von Woody Allen mit Helena Bonham Carter, Michael Rapaport und einer großartigen Mira Sorvino. Luftig-leicht und mit sommerlicher Leichtfüßigkeit inszeniert, bietet der Film über nette Unterhaltung hinaus eine ironische Dekonstruktion des griechischen Theater-Prinzips...

Shaft (Pro 7)
John Singleton war ja irgendwann mal das Wunderkind und der Hoffnungsträger des New Black Cinema. Waren schon seine frühen Filme unbeholfen und kitschig, so setzt er mit diesem Remake seinem Unvermögen ein leuchtendes Denkmal. Der Mann hat scheinbar nichts verstanden und katapultiert den schwarzen Film mal eben 30 Jahre in der Entwicklung zurück. Peinlicher Macho-Actionfilm auf dem Niveau eines schlechten Blaxploitation-Films...

Set it Off (Pro 7)
Und gleich noch einen Vertreter des Labels „New Black Cinema für Arme“: Gary F. Gray. Nach seiner peinlichen Kiffer-Komödie „Friday“ ist „SIO“ aber immerhin ein gewaltiger Schritt nach vorne. Vom schwarzen Kino verabschiedet sich der Hochglanz-Regisseur mit Pauken und Trompeten: Sein ausschließlich mit starken Frauen-Figuren besetzter Actionfilm ist sauber in Szene gesetzt und sehr unterhaltsam geraten...

Sonntag

Ein ehrenwerter Gentleman (Pro 7)
Bemühte Komödie mit Eddie Murphy in politischem Milieu. Dem Film fehlt jede Schärfe, sodass sich nach kurzer Zeit Langeweile breit macht. Zumal der Zuschnitt auf den Hauptdarsteller mal wieder extrem aufdringlich ist...

Ong-Bak (Pro 7)
Eigentlich ein unterdurchschnittlicher Hau-Drauf-Actioner aus dem fernen Thailand. Neben dem Exoten-Bonus funktioniert die Show eben als Vorstellung für Tony Jaa, der sich hier eine beachtliche Visitenkarte zusammen prügelt. Außer seinem Hauptdarsteller, dessen Kampf-Fähigkeiten mehr als beachtlich sind, bietet „Ong-Bak“ aber nur eine käsige Geschichte und altbackene Choreographien...

Larry Flint (Kabel)
Beeindruckendes Bio-Pic von Milos Forman, für das es nicht umsonst den Goldenen Bären gab. Stilistisch und darstellerisch nichts weniger als brillant, stilisiert der Film seine Hauptfigur etwas zu sehr als Held. Stört mich aber nicht weiter, da Männer wie Flint nun einmal Helden sind und auch als solche gewürdigt werden sollten. ;) Im Ernst, ich finde den mitreißend, tragisch und unbedingt sehenswert. Außerdem ist Courtney Love ein echter Besetzungscoup...

Montag

Feivel der Mauswanderer (SWR)
In aller Frühe kommt mal wieder der wunderbare Zeichentrickfilm von Don Bluth, produziert von Spielberg. Die abenteuerliche Immigranten-Geschichte geht zu Herzen, ist spannend und mit feinem Humor ausgestattet. Ein liebenswerter kleiner Klassiker, dem einige minderwertige Fortsetzungen folgten...

10 Dinge die ich an dir hasse (Kabel)
Mal wieder Shakespeare in der Highschool. Funktioniert dank der guten Darsteller und der erfrischend unangepassten Charaktere ganz gut, wird am Ende aber doch zum Brechmittel...

Mulholland Drive (Tele 5)
Unheilvolles Meisterwerk von David Lynch, dessen virtuose Montage und doppelbödiges Drehbuch ein definitiver Höhepunkt für den gefeierten Regisseur darstellen. Sein entrückter Alptraum ist mit Worten kaum zu erfassen und schon gar nicht von mir.

Dienstag

Dörtes Dancing / Einer wie Keiner (Pro 7)
Die „Funny-Movies“ aus der eigenen Pro 7-Schmiede, besetzt mit jedem noch so peinlichen Halbprominenten – habe zur Erstausstrahlung kurz reingeschaut. Da sehen selbst die Scary Movies wie Meisterwerke aus und das will schon was heißen. Schade um Marco Petry (Regisseur bei „Eine wie Keiner“), der mit „Schule“ ein großes Talent erkennen ließ und für mich ein Hoffnungsträger der deutschen Komödie war. Hoffentlich schafft es Petry zurück ins Kino, für solche Auftragsarbeiten ist er zu schade...

Im Jahr des Drachen
Kompromisslos-kontroverser Reißer von Michael Cimino, dem hier nicht zum ersten mal unhaltbare Rassismus-Vorwürfe gemacht wurden. Mickey Rourke in einer Glanzrolle als zynischer Antiheld macht den harten und spannenden Film fast schon wieder modern...

Mittwoch

Die nackte Kanone
Immer wieder schön zu sehen, das Parodien früher auch mal ins Schwarze getroffen haben. Kann das Genre eigentlich nicht so sehr ab, da neben Mel Brooks kaum mal jemand einen intelligenten Vertreter inszeniert hat. Diese erste Kanone hier ist eine dieser Ausnahmen, die nachfolger schon nicht mehr...

2 hinreißend verdorbene Schurken
Elegante Komödie alter Schule mit Steve Martin und Michael Caine. Unterhaltsam und sehenswert...

Ein Cop und ein Halber
Burt Reynolds als verknöcherter, griesgrämiger Bulle, dem ein kleiner schwarzer Junge an die seite gestellt wird weil der einen Mord beobachtet hat und nur mit seiner Zeugen-Aussage raus rückt, wenn er mal Polizist sein darf. So unfassbar dämlich wie es klingt, ist es leider auch. Peinlich, bieder, unlustig. Ein Film zum weglaufen...

Bone Snatcher
Armseliger B-Horror, der trotz netter Schauplätze keinerlei Atmosphäre entwickeln will. Worum es ging, habe ich völlig vergessen...

Die City-Cobra
Faschistischer Cop-Film mit Sylvester Stallone auf dem Höhepunkt seines kommerziellen Erfolges. Der dreckige Look dieses typischen Cannon-Films kann gefallen, was aber nicht die langatmige Erzählweise entschuldigt. Kurios und schweinebrutal, aber alles andere als gut. Bei den Himmelhunden gibt es eine fundierte Kritik zu lesen...

Donnerstag

Spy Game / Last Boy Scout (Vox)
Tony Scott Double-Feature. Ersteren halte ich für einen schicken Blender, der tatsächlich versucht, intelligent und clever auszusehen. Niedlich, aber gescheitert. „Last Boy Scout“ gefällt mir sehr gut, das ist für mich exzellentes Action-Kino, das in etwa zu gleichen Teilen aus Scotts MTV-Ästhetik und dem schroffen Charme der 80er-Genrefilme besteht.

Freitag

Bodyguard (RTL II)
Hochglanz-Schmonzette von Lawrence Kasdan, dem in ein paar Jahren die Wiederentdeckung als kluger Autorenfilm bevor steht. Die viel gescholtene Whitney singt übermenschlich und spielt sich selbst respektabel, wenn auch stark idealisiert. Großes Kino, wenn auch kein großes Erzählkino...

Footloose (Das Vierte)
Netter Tanzfilm mit rauchendem, rebellischen Helden. Leider auch mit schrecklicher Musik und missglücktem Finale. Mochte ich mal sehr gern, ist aber was für Kinder... ;)

Pusher 2 (Tele 5)
Vor zwei Tagen gesehen und schwer begeistert. Auch wenn er erste Teil nicht erreicht oder gar übertroffen wird, bleibt Refn seiner authentischen Milieu-Schilderung treu, ohne dabei aber auf filmtechnische Raffinesse zu verzichten. Ein Gegenentwurf zum „coolen“ Gangsterfilm mit schmerzhaften Gewalt-Ausbrüchen.

Scream 3 (RTL 2)
Der Abschluss der Trilogie hat die Vorzeichen geändert und ist nur noch komödiantische Satire mit einem kleinen Schuss Thriller-Spannung. Das Ende ist dämlich, die Pointen sitzen nur noch halb so sicher, die Charaktere verkommen langsam aber sicher zu Witzfiguren. Keineswegs schlecht aber der hier gesetzte Schlusspunkt war nötig...

Punk! (Pro 7)
Schrill, laut und bunt präsentiert sich dieses skurrile Filmchen, in dem Subkultur und Lebensgefühl nicht vorgeführt werden, wohl aber skurrile Überzeichnungen erhalten. Matthew Lillard (eigentlich die Pest) kann hier seine hyperaktiven Gesichtskrämpfe mal sinnvoll einsetzen und erweist sich als Idealbesetzung für die ausgeflippte Hauptfigur. Bis in die Nebenrollen hervorragend besetzt, unter anderem mit Til Schweiger, Devon Sawa und Jason Segel...

Mittwoch, 26. August 2009

Animierte Kurzfilme: Boogie-Doodle (1948)



Experimentalfilm von Zeichentricklegende Norman McLaren. Hier dazu eine kurze Besprechung auf mitternachtskino...

Dienstag, 25. August 2009

Dolemite (1975)



Ein imdb-User hat „Dolemite“ als den „Plan 9 des Blaxploitation-Kinos“ bezeichnet. Kein uninteressanter Gedanke, der auch sinnvoll weitergeführt werden kann. So könnte man Rudy Ray Moore als Blaxploitation-Version von Ed Wood begreifen, denn bei oberflächlicher Betrachtung zeigen sich auffällige Gemeinsamkeiten im filmischen Schaffen der beiden so unterschiedlichen Persönlichkeiten. Beide stecken eigenes Geld, kostbare Zeit und Herzblut in ihre Projekte, beiden mangelt es klar ersichtlich an Finesse und Talent, beide wurden mitsamt ihrer Ideen von den großen Studios abgeschmettert. Der künstlerische Background ist es, der die Filmemacher voneinander abgrenzt, ohne hier einen von beiden als 'besser' bezeichnen zu wollen. Rudy Ray Moore war einer der ersten schwarzen Bühnen-Komiker überhaupt in den Vereinigten Staaten – schon in den 50er-Jahren hatte Moore große Bekanntheit erlangt und veröffentlichte seine Bühnenprogramme auf Schallplatten. Auch seine weniger erfolgreiche Karriere als Musiker verfolgte er hartnäckig, während er zu einem großen Einfluss wurde für Komikerlegende Richard Pryor – allerdings kam er nie zu dessen kommerziellen Erfolg. Auch wenn größere Skandale ausblieben und der Comedian auf der Bühne nach Herzenslust vom Leder ziehen durfte, war er für Film und Fernsehen einfach zu derb und politisch unkorrekt.



„Dolemite“ ist eine One-Man-Show, in deren Mittelpunkt Rudy Ray Moore steht – als Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Produzent in Personalunion ist der Film ganz auf ihn zugeschnitten. Da kein großes Studio an dem Projekt interessiert war, war dieses Engagement nötig für Rudy Ray Moore, der sich so einen Traum von der eigenen Kino-Hauptrolle selbst erfüllte. Und es soll keineswegs verschwiegen werden, das „Dolemite“ ein hundsmiserables Machwerk gewordenist, einen wahren Bastard lässt Moore hier auf sein Publikum los: Stümperhaft geschnitten, bis in die kleinste Nebenrolle grauenerregend gespielt, dramaturgisch ein schlechter Scherz. Eigentlich stimmt so rein überhaupt nichts an „Dolemite“ und gerade diese Unbedarftheit, diese fast schon kindliche Ignoranz in Bezug auf Technik (wo man wieder bei Ed Wood wäre) machen den Film so unverschämt sympathisch. Und natürlich Rudy Ray Moore, der hier eine Paraderolle etablierte, die bis heute Kultstatus genießt: Den Zuhälter Dolemite – ein harter Brocken, der nur die nötigsten Sätze spricht, jeden umlegt, der ihm blöd kommt und sich vor willigen Frauen kaum retten kann. Diese Kunstfigur wirkt von der ersten Minute an so überzeugend, weil Rudy Ray Moore sie bereits viele Jahre zuvor entwickelte und zum Gegenstand seiner Stand-Up-Programme gemacht hatte.



Dieser Dolemite ist eine schrille Karikatur, die alle Blaxploitation-Klischees in sich vereint – immerhin war der „Pimp“ ein wichtiger und populärer Charakter-Typ innerhalb des Genres. Während die Martial-Arts-Einlagen in Filmen wie „Three The Hard Way“ an der schwachen Choreographie leiden und nicht an den mangelnden Fähigkeiten eines Jim Kelly, sind die Kampf-Szenen (wie so vieles andere auch) reine Parodie. Hölzern und ohne jede sichtbare Körperlichkeit, dient dienen sie ausschließlich der Belustigung – besonders aufgrund der Tatsache, das Rudy Ray Moore im Gegensatz zu Jim Kelly über keine echten artistischen Fähigkeiten verfügt.

Wo sich Filme wie „Superfly“ noch an einem moralischen Konflikt versuchten, stellt „Dolemite“ die Handlungen seiner Hauptfigur nicht in Frage. Der Pimp ist hier ein Freund des Volkes, beliebt bei den armen Ghetto-Bewohnern und in friedlicher Ko-Existenz mit den für ihn arbeitenden Huren lebend. An einer realistischen Darstellung ist Regisseur D'Urville Martin (vor der Kamera als Willie Green zu sehen) ohnehin nicht interessiert – sein Film ist die endgültige Entpolitisierung des Blaxploitation-Genres. Dolemite, dem grundsätzlich keiner ans Bein pissen kann, hat keine Probleme mit seiner Identität, mit rassistischen Vorurteilen oder Benachteiligungen. Dieser Typ nimmt sich was er will, fragt nicht nach Erlaubnis, bittet schon gar nicht um Entschuldigung. Ein typischer „Badass-Nigger“ also, nur mit dem Unterschied, das sich Dolemite nicht mit realen Problemen auseinander setzen muss – die Auflehnung gegen die weiße Tyrannei wird hier nicht zum Thema gemacht. Auch in seinen späten Interviews betonte Rudy Ray Moore immer wieder, das er niemals Schwierigkeiten wegen seiner Hautfarbe hatte. Aussagen wie diese mögen euphemistisch erscheinen, verdeutlichen aber die Distanzierung von politischen Diskursen.



Wie auch immer, Dolemite wird jedenfalls von den Behörden aus dem Gefängnis geholt weil er als Milieu-Kenner und Kampfsport-Supermann kräftig aufräumen soll in der Stadt. Selbst die Justiz (bei der er verständlicherweise keinen guten Ruf hat, angeblich würde kein Anwalt der Stadt seinen Fall aufnehmen) erkennt den populären Pimp also als das kleinere Übel an und tatsächlich haben sich die Umstände verschlechtert in den Slums. Leider spielt die auf dem Plakat angekündigte „All-Girl army of Kung Fu Killers“ eine kaum nennenswerte Rolle – was sich nicht gerade über die Garderobe der Hauptfigur sagen lässt. In beinahe jeder Szene trägt Dolemite ein anderes Outfit, eines schriller und extrovertierter als das andere. Nicht umsonst nennt Rapper Snoop Dogg (ebenfalls für ungewöhnliche Pimp-Kleidung bekannt) Rudy Ray Moore als entscheidende Inspirationsquelle. Mit selbstverständlichem Stolz trägt Moore jedes noch so abgefahrene Outfit und verleiht seinem Charakter bei aller Lächerlichkeit noch eine Würde, welche die Komik um die Figur zusätzlich begünstigt.



Bei allem Vergnügen, das der Film zweifelsfrei bereite kann, ist er doch nicht im klassischen Sinn 'unterhaltsam' – zu sprunghaft und zerfahren wird der Feldzug von Dolemite erzählt, ohne jede Konzentration auf einen übergreifenden Spannungsbogen. Immer mal wieder landet Rudy Ray Moore mit verschiedenen Frauen im Bett, ermittelt nebenbei ganz lässig und schüttelt hin und wieder einen Feind ab. Gegen Ende befindet er sich in seinem Element als er in einem Nachtclub ein Publikum unterhält und seine Entertainer-Muskeln spielen lässt. Doch betrachtet man die einzelnen gelungenen Szenen in ihrer Gesamtheit, fehlt es deutlich an Drive. Unterm Strich ist „Dolemite“ daher eine seltene und sehr obskure Mischung aus gewolltem und unfreiwilligem Humor, aus gelungener Stilisierung und katastrophal missglückter Technik. Echt komödiantisch funktioniert die von Rudy Ray Moore verkörperte Hauptfigur, ihre alberne Kampfkunst, inklusive der ausgeflippten Garderobe und dem gänzlich bescheuerten Umfeld. Die dilettantische Inszenierung erklärt den Film dann aber andererseits zu reinrassigem Trash, für den man unbedingt ein Faible mitbringen muss, um ihn zu goutieren. Die wesentlich bessere Fortsetzung „The Human Tornado“ spielt dann aber schon in einer ganz anderen Liga...

4,5/10

Der Trailer als Vorgeschmack:



Zudem scheint es den Film derzeit auf youtube in voller Länge zu geben. Hier der erste von neun Teilen. Bei Interesse dann weiter zusammen suchen - Bild- und Tonqualität ist sehr gut und wesentlich besser als im Trailer...

Montag, 24. August 2009

TV Tipps 24.08. - 28.08.09




Montag

Undercover Brother (Tele 5)
Erfrischende Parodie auf das Blaxploitation-Genre mit einem wunderbaren Eddie Griffin in der Hauptrolle, der für die Figur geradezu prädestiniert ist. Weit weg vom Bodensatz der Scary Movies und überaus kenntnisreich geschrieben...

Good Morning Vietnam (Kabel)
Misslungener Hybrid aus satirischer Komödie und dramatischem Kriegsfilm mit einem schwer nervigen Robin Williams in der Hauptrolle. Ist aber sehr lange her bei mir...

Mighty Ducks (Super-RTL)
Als Kind fand ich den super, kann in einem Atemzug mit „Cool Runnings“ genannt werden. Emilio Estevez überzeugt neben erfrischenden Kinderdarstellern...

Platoon (Kabel)
Moderner Klassiker von Oliver Stone, bekannt als einer der besten Filme über den Vietnam-Krieg. Tatsächlich ist der Film problematisch in seiner Unentschlossenheit zwischen Emotionalisierung und nüchterner Darstellung. Darstellerisch allerdings grandios und mit vielen unvergessenen Bildern immer noch empfehlenswert...

Dienstag

2 Asse trumpfen auf (Kabel)
Robsinsonade mit Bud Spencer und Terence Hill. Obwohl der bis dato schlechteste Film des Duos, gehört er noch heute zu meinen Favoriten – ungeachtet der rassistischen Darstellung der Eingeborenen. Herrlich infantiler Blödsinn, der mir vor allem in der ersten Hälfte zusagt...

Femme Fatale (Das Vierte)
Übermäßig langweiliger und prätentiöser Film Noir von Brian de Palma. Vor allem in den Hauptrollen unsäglich schlecht gespielt, von Fans des Regisseurs allerdings zum Meisterwerk erklärt. Vielleicht nochmal ansehen?

Harte Ziele (Kabel)
Hollywood-Einstand für den ehemaligen Action-Magier John Woo. In den reichlich vorhandenen Krawall-Szenen noch ganz Hongkong-Kino, handelt es sich definitiv um einen der besten Filme mit Van Damme.

Cold Blooded (Timm TV)
Einer der 90-er Geheimtipps auf dem Schwulensender, den aber meines Wissens nach kaum jemand empfängt. Soll aber nicht unerwähnt bleiben: Wallace Wolodarsky, ehemaliger Simpsons-Autor, gelingt ein herrlich morbides, schwarzhumoriges Regie-Debüt mit einem starken Jason Priestly...

Lolita (SWR)
Erzählerisch dichte Litaraturverfilmung von Stanley Kubrick. Nicht nur wegen Peter Sellers ein Klassiker...

Geschenkt ist noch zu teuer (ARD)
Harmlos-unschuldige Komödie mit einem jungen Tom Hanks. Jede Menge Slapstick und eine liebenswerte Story garantieren unverbindliche Unterhaltung ohne jeden weiteren Nährwert. Sympathisch, aber auch belanglos...

Mittwoch

Edward mit den Scherenhänden (Super RTL)
Bitter-süßes postmodernes Märchen von Tim Burton. Einfach zauberhaft und inszenatorisch perfekt...

Leaving Las Vegas (ARD)
Hart an der Grenze zum Kitsch inszeniert Mike Figgis sein schwermütiges Säufer-Drama mit Nicolas Cage in einer seiner besten Rollen. Nicht uninteressant aber trübsinnig und teilweise etwas ungelenk erzählt...

Der Pate von Mumbai (Arte)
Bollywood-Reihe auf Arte. Dieser Gangsterfilm scheint sich extrem an amerikanischen Vorbildern zu orientieren, wird aber von Kritikern hoch gelobt. Vielleicht einen Blick wert, auch wenn man mit Bollywood nichts anfangen kann – ich persönlich habe noch keinen einschlägigen Film gesehen...

Keoma (SWR)
Nihilistischer Italo-Western, gleichzeitig einer der letzten seiner Art. Als das Genre schon von zur genüge parodiert wurde und schon im Sterben lag, schuf Enzo G. Castillari überraschend noch einen der besten Vertreter seiner Gattung. Mit Franco Nero...

Donnerstag

Der Diamantencop (Sat.1)
Action-Komödie mit Martin Lawrence – albern, vorhersehbar und lahm.

Space Cowboys (Vox)
Clint Eastwood meint es ein wenig zu gut mit der Verklärung seiner ergrauten Stars. Der verspätete Trip ins All profitiert von spielfreudigen Darstellern alter Schule und deren kernigem Charme. Pathetisch und klischeehaft, von Eastwood aber unterhaltsam auf die Leinwand gebracht.

Meine Braut, ihre Schwiegereltern und Ich (ARD)

Ein gut gelauntes Ensemble macht diesen eigentlich unnötigen Aufguss des ersten Teils sehenswert. Temporeich, mit hoher Gag-Dichte und ebenso hoher Trefferquote, das Drehbuch ist aber schon sehr konstruiert um überhaupt einen neuen Konflikt zu erschaffen.

Freitag

Vier Dinos in New York (BR)
Spielberg und seine Dinosaurier. Nach der Produktion von „In einem Land vor unserer Zeit“ schon der zweite Zeichentrickfilm mit Dino-Thematik. Diesmal aber weniger melancholisch, actionreicher und moderner. Ob das jetzt besser ist, soll jeder für sich entscheiden aber Spaß machen kann der Film schon...

Auf Kriegsfuß mit Major Payne (RTL 2)
Militär-Propaganda für die ganz Kleinen mit Damon Wayans, der seine Sache hier ordentlich macht. Als Kind fand ich den gut und das scheint vielen so zu gehen. Seine Zielgruppe scheint der Film also zu erreichen...

Scream 2 (RTL 2)
Wäre nicht der dümmliche Twist zum Schluss, so würde diese grandiose Fortsetzung seinem Vorgänger auf Augenhöhe begegnen. Sehr witzig, gemein und streckenweise extrem spannend...

Pusher (Tele 5)
Das Debüt eines jungen Meister-Regisseurs. Wuchtig, authentisch und darstellerisch brillant, gehört „Pusher“ sicherlich zu den besten Debüt-Werken der Filmgeschichte. Bei allem Realismus hat der Film ästhetisch nichts mit dem Dogma-Kino zu tun, ebenso wenig mit dem tarantinoeskem „In China essen sie Hunde“. Gefolgt von zwei Fortsetzungen...

Silent Rage (Tele 5)
Mein Lieblingsfilm mit Chuck Norris. Die krude Mixtur aus Action, Horror und Thriller besticht vor allem durch atmosphärische Dichte und eine beachtliche Spannungskurve, die nur selten durch das Unvermögen des Hauptdarstellers ausgebremst wird...

Sonntag, 23. August 2009

Three The Hard Way - Drei eiskalte Profis (1974)



Zwei Jahre nach seinem erfolgreichen Zuhälter-Drama „Superfly“ und nur kurz nach dem wenig bekannten Western „Thomasine & Bushrod“ inszenierte Gordon Parks Jr., Sohn des Regisseurs von „Shaft“, seinen dritten Blaxploitation-Reißer. „Three The Hard Way“ kann als ein Highlight dieser filmischen Strömung gewertet werden, wenn er auch in die Kategorie 'unfreiwillige Komik' fällt. Schon die Besetzung mit den drei bekanntesten männlichen Stars des Blaxploitation-Kinos verspricht geballte Testosteron-Power: Eigentlicher Hauptdarsteller ist der ehemalige Football-Profi Jim Brown (dem Spike Lee bereits eine Dokumentation widmete), der durch Hauptrollen in „tick...tick...tick...“ und „Slaughter“ eine erfolgreiche Schauspielkarriere begann. Hier spielt er außerordentlich trocken den abgeklärten Musikproduzenten Jimmy, der durch Zufall an ein weltweites, rassistisches Komplott gerät. Ein böser arischer Industrieller samt Mad Scientist, plant die schwarze Rasse zu vernichten und das dazugehörige Mittel (das praktischerweise für weiße Menschen harmlos bleibt während es auf dunkle Haut tödlich wirkt) ist bereits vom erwähnten Wissenschaftler gefertigt. Glücklicherweise kann ein Opfer aus dem einem Gefangenenlager fliehen und so seinem alten Freund Jimmy vor dem schon begonnenen Holocaust warnen. Im Krankenhaus wird der Verletzte Ausreißer umgebracht, kurzerhand parken die Gangster mit einem Kranwagen (!) vor dem Krankenhaus, steigen durchs Fenster ein und erschießen den unliebsamen Zeugen. Um die Dramaturgie des Films dann in Gang zu bringen, entführen sie vollkommen grundlos die Freundin von Jimmy, der gerade im Studio an einer neuen Platte arbeitet.



Als er von der Entführung erfährt, kommt die Polizei (dargestellt durch einen hilflosen, natürlich weißen Beamten) als Hilfe nicht in Frage. So wendet sich der erfolgreiche Produzent lieber an seinen alten Freund Jagger Daniels, womit der zweite Hauptdarsteller, Fred Williamson, eingeführt wird. Ebenso charismatisch und cool wie Jim Brown verfügt dieser darüber hinaus über einnehmend sympathische Gesichtszüge und bringt mit lockeren Sprüchen einen lässigen Humor in den Film. Schon die Besetzung mit Fred Williamson, der seinen Durchbruch 1972 mit „Hammer“ feierte, kann nur ein Gewinn für jeden Blaxploitation-Film sein. Tatsächlich bleibt seine Performance die überzeugendste in „Three The Hard Way“, vielleicht auch aufgrund des nötigen Quentchens Selbstironie, das Williamson ausstrahlt – so folgt er bereitwillig, um seinem Freund beizustehen, nicht aber ohne in weiser Vorausahnung direkt die Knarre einzustecken. Diese ironische Distanz scheint zumindest dem dritten Hauptdarsteller zu fehlen, der nur kurz nach Williamson eingeführt wird. Um das Team zu verstärken, wenden sich die beiden Freunde an den den Kampfsport-Lehrer Mister Keyes – gespielt von Jim Kelly.

Mister Keyes schlägt gerade eine Polizei-Truppe auf offener Straße zusammen, weil einer der rassistischen Cops ihm leicht blöd gekommen ist. Nach dieser Schlägerei, die mit peinlichen Zeitlupen ihre eher armselige Choreographie zur Schau stellt und dies noch mit trashigen Sound-Effekten garniert, ist das Team komplett. Jim Kelly ist mit Sicherheit weniger zum Filmstar geschaffen als seine beiden bereits eingeführten Kollegen. Zu unbeholfen seine Mimik, zu wenig kraftvoll seine Leinwand-Präsenz. Nichtsdestotrotz verfügt er über einen großen Wiedererkennungswert, dem er seinen Martial-Arts-Fähigkeiten zu verdanken hat. Nach einer Rolle neben Bruce Lee“ in „Enter The Dragon“ wurde aus Jim Kelly ein Kuriosum des Blaxploitation-Kinos, wie geschaffen für verrückte Crossover mit dem Kung-Fu-Genre aus Asien. Diese drei Haudegen nehmen es also mit jeder Armee auf und erleben im gesamten restlichen Film auch keinen Rückschlag. Kein Gegner ist ihnen gewachsen, jeder wird mühelos umgepustet oder eben weg geboxt. Jimmys Freundin hat keinen Zweifel, das die drei sie retten werden und zeigt keinen Moment Angst während ihrer Gefangenschaft.



Diese Unantastbarkeit der Helden wird mit voran schreitender Laufzeit zunehmend langweilig und eindimensional, was aber größtenteils abgefedert wird von unterhaltsamen Action-Einlagen. Viel eher überrascht der Eindruck, das die drei Hauptdarsteller sich mit ihrem Ego im Weg stehen und als Gruppe kaum harmonisch funktionieren. Während Williamson ein amüsantes Abenteuer zu erleben scheint, bleibt Jim Brown stets zurückhaltend – was durchaus ein heterogenes Kumpel-Paar ausmachen könnte. Zwischen den beiden steht aber kein Konflikt, keine Reibungsfläche. Jim Kelly und seine Kampfsport-Szenen (im ganzen Film benutzt er keine Schusswaffe, wirft diese sogar verächtlich weg, wenn sie ihm in die Hände geraten) untermauern den Eindruck, das hier einfach jeder sein eigenes Ding macht. Aus diesem Ungleichgewicht entsteht zwar durchaus Abwechslung, dennoch wollen sich die unterschiedlichen Schauspieler einfach nicht in eine Gruppe verwandeln, der man gemeinsam entwickelte Kräfte auch abnimmt. So besteht eine gesamte Sequenz aus einer Solo-Aktion von Jim Kelly, für die er sogar einen eigenen Sidekick zur Verfügung gestellt bekommt – einen seiner Schüler.



Auch zwischen ernsthafter politischer Absicht und überzogener Farce scheint sich Gordon Parks Jr. nicht so recht entscheiden zu können; ein Problem, das schon „Superfly“ anhaftete. So leitet die Anfangssequenz den Film überaus düster und brutal ein: Im bereits erwähnten 'Lager' werden Afroamerikaner in Zellen gefangen gehalten – erst später erfährt man von den Ausmaßen dieses Szenarios. Wenn sich der Gefangene auf seiner Flucht zwischen menschlichen Leichen verstecken muss und einen Wärter tötet, dann entfaltet sich angesichts der beklemmenden Kulissen eine unangenehme Atmosphäre. Auch im weiteren Film findet sich kein Glamour, keine optische Extravaganz. Die Stadtbilder sind trist, die gezeigten Räumlichkeiten karg eingerichtet. Diesem eher realistischen Look steht eine haarsträubende Story gegenüber, die eine Verschwörung im James-Bond-Format anbietet und einige skurrile Details beinhaltet. Eine wirklich bedrohliche Stimmung kommt aber nie auf, schon aufgrund der Zeichnung der Bösewichte: Wenn diese vor ihrer faschistischen Flagge (mit SS-Zeichen in der Mitte) salutieren, hängt diese nur impotent herunter – nichts glorioses oder anziehendes haben diese erbärmlichen Schurken. Das mag zum Konzept passen, ist innerhalb der Spannungskurve des Films aber keineswegs förderlich. Nach einem flotten Beginn, entwickelt sich die Geschichte eher unspektakulär und weitgehend ohne Höhepunkte. Auch der sexuelle Aspekt ist zurück geschraubt auf ein Minimum, was im Blaxploitation-Bereich heißen will: Einige entblößte Brüste sind zu sehen und die Hauptfiguren sind selbstverständlich Hengste – was aber für die Story gar keine Rolle spielt. Jim Kelly hält sich zurück, Jim Brown darf nicht weil er seiner entführten Frau treu bleibt und Fred Williamson erlebt als einiger ein kurzes und unwichtiges amouröses Abenteuer.



Auch wenn sich die Geschehnisse mit ansteigender Monotonie entwickeln und sich die Hauptdarsteller eher im Weg stehen als miteinander zu harmonieren, handelt es sich doch um ein gefälliges Spektakel. Gordon Parks Jr. Inszeniert knackig und mit einem guten Timing für Action und trockenen Humor - so sind die Verfolgungsjagden wesentlich temporeicher und versierter gefilmt als die erbärmlichen Kampf-Szenen mit Jim Kelly und auch die sparsam dosierten Pyro-Effekte hinterlassen einen guten Eindruck. Wie viele andere Blaxploiter, funktioniert „Three The Hard Way“ auch dank einem tollen Score, der entspannten Soul mit flippigem Funk verbindet und darüber hinaus auf leitmotivisch eingesetzte Sound-Effekte aufbaut. Nervöse, zischende und enervierend quietschige Geräusche verkünden mit ihrem Einsatz Unheil und Verderben. So ausgeklügelt das gerade am Anfang und am Ende erscheint, so unbeholfen werden die Kampfszenen akustisch gestaltet. Überhaupt lässt sich schwer sagen, ob „Three The Hard Way“ sich nun ernst nimmt oder sich darüber im Klaren ist, welch hanebüchener Blödsinn hier ganz nüchtern verkauft wird. So comic-artig die Geschichte auch anmuten mag, von der grellen Überzeichnung eines „The Human Tornado“ ist der Film noch meilenweit entfernt. Letztlich bleibt er ein Zwitterwesen aus Parodie und Naivität, findet keine erkennbare Linie und nutzt sein wahnsinniges Thema nicht konsequent genug aus. Ein Werk der verschenkten Chancen also, das aber Spaß machen kann und für Genrefans Pflichtprogramm sein sollte – als Einstieg in die bunte Blaxploitation-Welt aber nur bedingt geeignet.

5,5

Hier der Trailer, den ich auf youtube nicht finden konnte: