Samstag, 14. Februar 2009

Freitag der 13. (2009)

Eigentlich erwartet von Marcus Nispel keiner etwas Besonderes. Als Auftragsfilmer für Michael Bay war er verantwortlich für das Hochglanz-Remake zu „The Texas Chainsaw Massacre“, das aus dem stilbildenden Terrorfilm ein blutrünstiges Date-Movie für Teenager gezaubert hat. Keineswegs eine große Leistung aber dennoch ein netter Unterhaltungsfilm – so hat auch „Friday the 13th“ nicht mehr Gehalt als eine halb volle Tüte Popcorn, was aber in gewisser Weise auch dem Geist des Originals entspricht. Dessen schmuddeligen Charme erreicht diese glatt polierte Modernisierung natürlich zu keiner Zeit, doch auch mit postmodernen Genreüberlegungen a la „All The Boys Love Mandy Lane“ hat der Film rein gar nichts zu tun. Die Story folgt den Konventionen des Slasher-Movies und bedient sich gleichermaßen an den ersten drei Teilen der ursprünglichen Filmreihe.

Dabei geht es überraschend originell los, mit einer vorzüglich inszenierten Pre-Title-Sequenz, die in ihrer ausschweifenden Länge und drastischen Blutrünstigkeit eine Miniatur-Version eines klassischen Genrefilms liefert. Das Opening ist derart ausführlich in Szene gesetzt, das der Eindruck entsteht, es handele sich bereits um den eigentlichen Film. Das ist so clever umgesetzt, das man sich noch vor der Titeleinblendung fragt, wie lang der Film denn eigentlich noch dauern kann, wenn er weiterhin so unerbittlich seine Figuren massakriert. Anschließend muss diese subtile Ironie, diese Reduktion auf den nackten Bodycount, einem holprigem Handlungsablauf weichen, der prinzipiell die gleiche Geschichte noch einmal ausgeschmückt erzählt. Aufgrund des hohem Tempos und etlicher rüder Schockeinlagen erfüllt das Remake so sicherlich seinen Zweck, begeht aber die gleichen Fehler wie „Texas Chainsaw Massacre“ von Nispel: Die Figur Jason wird ihrer bösartigen Aura beraubt und erfährt eine schmerzhaft inkonsequente Entmystifizierung.

Wo Rob Zombie sich eine eigene Interpretation der Geschichte zutraute (im ebenfalls vielgescholtenen Remake zu Carpenters „Halloween“), bleibt „Friday the 13th“ zwittrig und unentschlossen. Beispielsweise die gesamte Nebenhandlung um die entführte Schwester des Sympathieträgers ist ungemein dämlich ausgefallen und kann keinerlei neue Akzente setzen. Das dieser Aspekt gegen Ende immer mehr an Bedeutung gewinnt und im lächerlichen Finale einen peinlichen Höhepunkt erreicht, steht exemplarisch für die zaghaften Neuerungen des Films. Das gleiche gilt auch für die Charakterisierung des Killers, der aus seiner tumben Brutalität einen Großteil seiner Ausstrahlung schöpfen konnte und in der alten Filmreihe der ultimative Groschenheft-Mörder ist, inklusive oberflächlicher Psychologisierung. Rob Zombie hat eindrucksvoll bewiesen, wie gut es einer solchen Filmfigur tun kann, neue Facetten verliehen zu bekommen und nicht in starren Verhaltensmustern zu verbleiben, nur weil es im Original auch schon so war. Dieses Wagnis traut sich der Film leider zu keinem Zeitpunkt zu, will es einerseits den alten Fans recht machen und verbleibt auf weitestgehend vertrautem Terrain, andererseits führt er unentschlossen und zaghaft mehrere unbedeutende Neuerungen ein.

So agiert Jason hier zwar ähnlich übermenschlich wie gewohnt, wird aber gleichzeitig dabei gezeigt, Tricks wie Falltüren, Abkürzungen und Geräuschmarkierungen zu verwenden. Das dieser leicht realistische Ansatz noch untermauert wird mit Eindrücken aus Jasons Behausung, sorgt für eine Uneinheitlichkeit, die nur schwer zu übersehen ist. Im Showdown erweist sich der zuvor so gründliche und erbarmungslose Killer schließlich als nachlässig, wodurch es zu einem müden 08/15-Finale kommt, das sich den obligatorischen, vorhersehbaren Schlussgag nicht verkneifen kann. War „The Texas Chainsaw Massacre“ eine Trivialisierung des Originals und bot damit einen (wenn auch sicher nicht intendierten) neuen Blick auf die Geschichte, so hat der neue „Friday“ keine individuelle Prägung. Die grundsätzlichen Idee des Originals findet weder eine interessante Variation noch eine stimmige Weiterentwicklung und nervt mit einem entsetzlichen Soundtrack und unsympathischen Charakterzeichnungen.

Auch wenn die Tötungen äußerst brachial erscheinen, so verlässt der Film nie seine Mainstream-Tauglichkeit, bleibt immer berechenbar und wird nie wirklich böse. An bedrohlicher, unbequemer Atmosphäre hält sich Nispel nicht auf sondern liefert ein schnelles Splatter-Happening, das sich leider ein wenig zu ernst nimmt.

Fazit: He's Back! Während „Jason goes to Hell“, „Jason X“ und „Freddy vs. Jason“ stilistisches Neuland erforschten, aus der eindimensionalen Titelfigur so einiges rauszuholen wussten und mit augenzwinkernder Selbstironie nicht sparten, so ist „Friday the 13th“ eine Rückbesinnung auf den Schockfilm-Charakter der ursprünglichen Reihe. Dies allerdings unter modernen Gesetzmäßigkeiten und einer dementsprechend sauberen Ästhetik, die deutlich an hochproduzierte Teenie-Soaps erinnert.

4,5/10

3 Kommentare:

  1. War ja nicht anders zu erwarten, obwohl ich jetzt aufgrund des von Dir gelobten Prologs doch schon neugierig bin. Ich schätze mal in spätestens drei Monaten wird die DVD dann in den Regalen stehen und damit in meinen Player landen.

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  2. Ja, der Prolog hatte für mich einen ganz besonderen Reiz, auch wenn das den Film nicht rettet bzw. wirklich originell erscheinen lässt. Sehenwert war das Remake aber schon, alleine weil ich Jason schon immer mal im Kino erleben wollte. Kann Spaß machen und sollte zumindest auf DVD nachgeholt werden...

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  3. Ich fand den auch gar nicht so schlecht - für einen "Freitag"-Film, ergo mittelmäßig, was für einen "Freitag" ja schon wieder gut ist... wobei ich auch noch nicht weiß, was ich von dem Nispel-Style im "Freitag"-Gewand halten soll, dieser schnelle und nicht allzu doofe Jason, die rumorenden TCM-Tonspur-Schnipsel, die dazugehörigen poliert-rustikalen Bilder. Man kann ihm zumindest zugute halten, es mit Neuerungen versucht zu haben...

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