Dienstag, 17. Februar 2009

LL Nr. 79 – Die Eisenbahn durch die Prärie



Durch die erste Zusammenarbeit zwischen Morris und Goscinny kam es zu einem stilistischen Umschwung innerhalb der damals noch jungen Comic-Reihe um den Cowboy, der schneller schießt als sein Schatten.

Erst mit Goscinny als Texter wird die Reihe zur richtigen Western-Parodie, während sie zuvor nur einen humoristischen Beigeschmack hatte. Dieses relativ unbekannte Kapitel der Lucky Luke-Geschichte, als Band 79 der deutschen Nummerierung wieder veröffentlicht und für viele Leser erstmals zugänglich, fühlt sich noch etwas fremd an in Bezug auf den gewohnten Look und das typische Charakterdesign der Hauptfigur.

In vorliegendem Band ist beispielsweise der Sidekick Jolly Jumper, das treue Pferd von Lucky Luke und sein einziger Begleiter, noch vollkommen charakterlos und unbedeutend - überhaupt steckt noch etwas Prä-Goscinny-artiges in dieser Abenteuergeschichte, die noch nicht ganz ausgereift und harmonisch ausgefallen ist.

Die Story kann aber als Prototyp für viele spätere Abenteuer des Cowboys bezeichnet werden: Lucky Luke hilft braven Bürgern beim Eisenbahnbau, der von einem schurkischen Geschäftsmann und seinen Schergen verhindert wird. Dabei werden alle Register gezückt, unter anderem auch ein provozierter Indianerangriff, der in ähnlicher Form noch oft innerhalb der Reihe auftauchen sollte...

Finanzielle Interessen stehen als Motiv im Mittelpunkt, wobei die Geschichte sogar eine kritische Dimension bekommt. Zwar wird der Eisenbahnbau und der technische Fortschritt als solcher in ein sehr positives Licht gerückt, andererseits werden aber auch andere Existenzen zerstört. Das sich der Schurke aber aus egoistischen Gründen zu Sabotage und Betrug hinreißen lässt, klassifiziert ihn als traditionellen Bösewicht. Mit dem Charisma späterer Gegenspieler kann er aber definitiv noch nicht aufwarten...

Lucky Luke selbst ist (wie sein Pferd übrigens auch) noch wesentlich naturalistischer gezeichnet und bietet beim Eisenbahnbau einige ungewohnt heroische Gesten, zudem fährt er öfter mal aus der Haut und lässt in vielen Szenen die Coolness vermissen, die seinen Charakter so auszeichnet.

Die Lakonie einer köstlichen Barschlägerei verweist aber auf den endgültigen Schliff, den Morris schon wenige Bände später finden sollte. Nicht nur aus historischer Sicht ist dieser Band lesenswert, Goscinnys unvergleichlicher Humor und die sehr filmische Perspektivenwahl machen einfach Spaß und sorgen für kurzweiligen Lesefluss.

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